In vielen der neu entstehenden Berufe, etwa Data Scientist findet sich nicht genügend qualifiziertes Personal. Der vielzitierte Fachkräftemangel hat seine Ursachen auch im föderalistischen deutschen Bildungssystem. Besserung ist nicht in Sicht. Engelhardt hebt die MINT-Berufe hervor, in denen ein eklatanter Fachkräfte- und Nachwuchsmangel herrscht. Die Begeisterung dafür zu wecken und die Grundlagen zu schaffen müsse von den Schulen viel stärker ins Visier genommen werden. Das allein sei aber nicht genug: »Die Menschen müssen sich auf die zunehmend steigende Anforderung lebenslangen Lernens einstellen. Bildung muss auf neue Weise betrachtet werden: nicht als zeitlich begrenzter, sondern als kontinuierlicher Lernprozess, bei dem vorhandene Fähigkeiten beständig überarbeitet und neue erworben werden. Ein Schlüssel dazu ist die neue Art des Online-Lernens, bei der jeder oder jede im eigenen Tempo das lernt, was sie oder er möchte und braucht.« Auch Greis ist mit dem bestehenden Bildungssystem nicht zufrieden. »Wir brauchen schon seit langem eine sehr konsequente und radikale Reform des Bildungssystems und Bildungswesen. Fast alle Berufsbilder der Zukunft verfügen über einen signifikanten Anteil an IT-Kompetenz. Ohne IT sinkt die Arbeitsmarktfähigkeit dramatisch. Damit gehören IT-Lerninhalte früh zu einem wichtigen Lern-Bestandteil.« Die notwendige Re-Qualifizierung der Menschen werde vorwiegend durch die Unternehmen getrieben. Öffentliche Ausbildungssysteme könnten auf den neuen Bildungsbedarf nicht schnell genug reagieren. »Neue, spezialisierte Unternehmen aus dem Sourcing-Kontext übernehmen hier eine zentrale Rolle. Der Wettbewerb auf Unternehmensebene wird zum zentralen Treiber der Re-Qualifizierung.«
Compusafe-CEO Greis wagt einen Ausblick, wie die Arbeit in 25 Jahren aussehen könnte. Einer größeren, zum Teil spezifischeren und komplexer werdenden Nachfrage an Leistungen seitens der Unternehmen steht ein zunehmend fragmentierter und inhomogener Markt an Leistungsangebot gegenüber. Die Hälfte der Arbeitskräfte wird doppelt so viel Geld verdienen und muss dafür drei Mal so produktiv sein wie heute. In Teilen wird es keine konstanten direkten Arbeitsbeziehungen mehr geben, zum Beispiel arbeitet man drei Monate viel, dann einen Monat gar nicht mehr. Multiple Unternehmenszugehörigkeiten und Engagements auf Zeit gehören zunehmend zur Normalität. Mit Blick in die Zukunft scheint die 3-Tage-Woche auch nicht mehr unvorstellbar zu sein: drei Tage einer festen Arbeit nachgehen und zwei Tage etwas anderes machen, etwa einer Selbstständigkeit nachgehen, das eigene Unternehmen gründen. Selbstständigkeit wird dabei zunehmend das Arbeitsmodell der Zukunft sein. Plattformen oder Agenturen zur Vermittlung und Entwicklung von Ressourcen und unterschiedlichen Sourcing-Bereichen werden eine zentralere Bedeutung bekommen, auch für die Qualifizierung und Weiterbildung.