Die medienwirksamen Show-Projekte von Google vermitteln der Öffentlichkeit ein etwas schiefes Bild von künstlicher Intelligenz: AlphaGo, das den menschlichen Go-Weltmeister in die Knie zwang, und AlphaZero, das nach vierstündigem Training dem Weltmeister der Schachprogramme keine Chance ließ, dienen in erster Linie der Reputation von Google. Eher unbemerkt aber umso wirksamer werkelt künstliche Intelligenz inzwischen in unzähligen Bereichen, seien es webbasierte Chatbots und Assistenten, BI- und Big-Data-Analytics-Software oder KI-Systeme wie Watson, Einstein und Leonardeo von IBM, Salesforce und SAP, die in zahlreichen Programmen stecken. Selbstlernende Algorithmen führen dazu, dass Ergebnisse nicht mehr vorhersehbar und nachvollziehbar sind. Was passiert aber, wenn diese Ergebnisse falsch sind?
»Hinter den Bedenken gegenüber KI steht oft die diffuse Furcht vor einer Art Superintelligenz, die ihren eigenen Willen entwickeln und sogar Menschen schaden könnte«, meint Mindtree-Manager Reich. Die bedeutende Rolle, die KI in der Zukunft spielen werde, sollte nicht unterschätzt werden, dennoch müsse es auch klare Regeln geben. Die Anwendung von künstlicher Intelligenz auf internationaler Ebene zu regulieren, sei allerdings alles andere als einfach. »Vor allem personenbezogene Daten, die im Zuge von Machine Learning analysiert werden, um zukünftige Entwicklungen zu prognostizieren, bereiten Grund zur Sorge.« Allerdings könnten KI-Algorithmen, die sorgfältig designt, entwickelt und getestet wurden, Entscheidungen treffen, die wesentlich unvoreingenommener seien als die eines Menschen. Es komme darauf an, eine gute Balance zwischen der Förderung von innovativer Zusammenarbeit mit KI und dem Schutz der Interessen von allen Beteiligten zu finden. Das werde keine leichte Aufgabe sein.
Engelhardt von Salesforce sieht vor allem die Vorteile: »Die technologischen Fortschritte der letzten Jahre haben geradezu Quantensprünge ermöglicht. Die Möglichkeiten werden sich weiter exponentiell verbessern. Eines der wesentlichen Spielfelder ist beispielsweise die Spracherkennung.« Hier fänden gewaltige Weiterentwicklungen statt; sie biete enorme Anwendungspotenziale, beispielsweise im Bereich Service. Bereits heute könnten Chatbots einfache Standardfragen selbstständig beantworten und komplexere Fälle zum richtigen Zeitpunkt nahtlos an einen spezialisierten Mitarbeiter übergeben. »Auch in der intelligenten Bild- und Objekterkennung sehen wir aktuelle große Fortschritte. Sie hat besonders für das autonome Fahren eine große Bedeutung. Die Automatisierung wird immer weiter verfeinert, mit dem Ziel, den Menschen das Leben leichter zu machen.«
»KI-Anwendungsszenarien lassen sich sowohl aus der Netzwerk- als aus der IT-Sicherheitssicht betrachten«, so Ian Hood, Chief Architect, Global Service Provider bei Red Hat. Im Netzwerkbereich könnten Anwender KI für die Analyse großer Mengen von Telemetriedaten nutzen, die aus verteilten IT-Infrastrukturen stammen. Ziel dabei sei es, die autonome Bereitstellung von Services schneller und effizienter durchführen zu können. »In Anwendungsszenarien der IT-Sicherheit unterstützen KI, maschinelles Lernen und Blockchain-Technologien Netzbetreiber etwa bei der Betrugsprävention rund um Mobile Roaming, in Identity-as-a-Service-Anwendungen, dem Datenmanagement für die Verifikation von Identitäten sowie der lückenlosen Abrechnung von IoT-Anwendungen.«