„Prohibitive Schnittstellenstrategie“

Weckruf in Richtung SAP

13. Oktober 2021, 8:23 Uhr | Heinz-Paul Bonn / Martin Fryba

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Nur S4/Hana im Blick

Das Vorgehen wiederholt sich zwei Jahrzehnte später in der Cloud. Zwar betonte SAP-Vorstandsvorsitzender Christian Klein jetzt auf dem DSAG-Event, dass „SAP liefert – bei Innovation und Integration“. Im Jahr 2021 seien 450 Schnittstellen bereits geschaffen worden oder stünden vor der Vollendung. Doch dabei handelt es sich einerseits vielfach um Trivial-Schnittstellen, die andererseits auch auf die Weiterentwicklung der aktuellen Komplettlösung S/4Hana [Sprich: Ess for Hana] fokussiert. Davon haben allerdings drei von vier SAP-Kunden nichts. Sie haben S/4Hana noch gar nicht im Einsatz. Und nur ein Fünftel der SAP-Anwender befindet sich gerade mitten im Einführungsprojekt. Der Rest plant einen Umstieg in der Zukunft oder weiß noch nicht so recht.

Vor allem aber hilft es jenen Anwendern nichts, die eine heterogene Anwendungswelt in einer ebenso heterogenen Cloud-Infrastruktur bevorzugen. Sie wollen beispielsweise Salesforce für das Kundenbeziehungsmanagement neben Microsoft 365 als Produktivlösung und zwei, drei Startup-Plattformen für die Neuausrichtung ihres eigenen Produkt-Ökosystems einsetzen. Sie tun sich schwer mit den hohen Integrationskosten, die SAP ihnen aufbürdet.

Das ist eine gefährliche Situation – für die Anwender ebenso wie für SAP selbst. Denn die Zeiten sind nun mal vorbei, in denen Unternehmen für ihre Geschäftsprozesse alles aus einer Hand wünschen. Die Software-Welt selbst ist wieder so heterogen geworden, wie sie vor der fürsorglichen Umarmung der mittelständischen Softwarehäuser durch SAP schon einmal war. Jetzt sind es nicht die branchenorientierten Unternehmenslösungen, sondern ganze Plattformen, die rund um Anwendungsbereiche wie das Automobil, den Online-Handel oder die Finanzdienstleistung entstehen. SAPs Schnittstellenstrategie wirkt wieder prohibitiv – könnte sich aber diesmal gegen Walldorf selbst richten.

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