DMRZ-Geschäftsführer Rüdiger Sievers

"Ersparnisse werden ja auch nicht unterm Kopfkissen gelagert"

16. Februar 2017, 17:49 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Kontrollverlust: "Eine emotionale Kritik"

funkschau: Ein oft genannter Kritikpunkt ist, dass Unternehmen die Kontrolle über Daten und Infrastruktur aus der Hand geben müssen. Was entgegnen Sie an dieser Stelle?

Sievers: Das ist eine Kritik, die eher emotional, aus dem Bauch heraus vorgebracht wird, ohne rational untermauert zu sein. Tatsächlich ist es auch in traditionellen Kundenbeziehungen bei kleinen und mittleren Unternehmen meistens so, dass die Hardware zwar möglicherweise auf dem Gelände des Kunden steht, dieser aber das Management der Infrastruktur, die Wartung oder die Störungsbeseitigung an einen IT-Dienstleister abgibt, statt dauerhaft eine eigene, interne  IT-Abteilung vorzuhalten. So liegt theoretisch die Kontrolle beim Kunden selbst, de facto aber auch bei einer On-Premise-Lösung häufig beim betreuenden Systemhaus. Ähnlich verhält es sich mit der Sicherheit der Daten: Oft wird vorgebracht, dass Kundendaten in der Cloud unsicherer wären als auf den Servern im eigenen Haus. Auch  dies hält einer Überprüfung nicht stand. Zumeist ist die lokale IT deutlich schlechter gesichert als moderne Rechenzentren mit Brandschutz, Redundanz und aktuellen High-End-Firewalls. Ersparnisse werden ja auch zur Bank gebracht und nicht zu Hause unterm Kopfkissen gelagert. Selbstverständlich kann der Kunde seine Lösung mit entsprechenden Managementkonsolen im Rechenzentrum selbst umfassend verwalten und durch Verschlüsselungen selbst die Einsichtnahme in die Daten durch den jeweiligen Anbieter verhindern.   

funkschau: Public, Private, Hybrid oder Community Cloud – wann eignet sich welches Bereitstellungsmodell?

Sievers: Soll die komplette IT eines Unternehmens auf Cloud-Dienste umgestellt werden, so bietet sich in der Regel eine Mischform aus Public und Private Cloud, die Hybrid Cloud, an. Diese vereint die Einfachheit der Public Cloud mit der Sicherheit der Private Cloud. Die Public Cloud eignet sich typischerweise für nicht datenschutzkritische oder nicht hochsensible Daten, während die Private Cloud zwar alle Cloud Mehrwerte bietet, aber durch die Beschränkung auf den Betrieb durch und für das eigene Unternehmen höheren Sicherheitsanforderungen gerecht wird. Community Clouds spielen derzeit für einzelne kleine und mittelständische Unternehmen eine untergeordnete Rolle und bieten sich eher bei beispielsweise durch eine Konzernstrukturen verbundene Unternehmen an, indem eine Cloud-Lösung zeitlich begrenzt oder projektspezifisch in der Form halböffentlich genutzt wird, dass sie allen beteiligten Unternehmen zugänglich, aber nicht öffentlich, ist.   

funkschau: Über die verschiedenen Cloud-Modelle hinaus bieten Sie die Dienste aus dem Rechenzentrum an. In welchem Bereich sehen Sie das größte Potenzial?

Sievers: Wir sehen derzeit die größten Wachstumschancen im Bereich Cloud-Telefonie. Hier sind die im deutschen Mittelstand immer noch vorhandenen Vorbehalte gegenüber Cloud-Diensten nicht ganz so ausgeprägt, sodass die Hemmschwelle zum Einstieg geringer ist. Zudem gibt es auf dem Markt bereits sehr leistungsfähige Lösungen, die echte Mehrwerte gegenüber klassischen Telefonanlagen bieten und trotzdem sehr kostenattraktiv, gerade für kleine und mittlere Unternehmen, sind.  Weiter wird die Entwicklung dadurch vorangetrieben, dass bei den großen Carriern voraussichtlich bis Ende 2018 alle analogen und ISDN-Telefonanschlüsse gekündigt und auf IP-basierte Technologien umgestellt werden, sodass potenzielle Kunden sich ohnehin mit internetbasierter Telefonie werden befassen müssen.

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