5G-Campusnetze

Give me Five G!

31. Mai 2023, 11:30 Uhr | Autorin: Sabine Narloch / Redaktion: Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Konsolidierungstendenzen auf dem Anbietermarkt

Ermöglicht werden die einzelnen Projekte durch das Zusammenspiel eines Ökosystems aus Anbietern und deren Partnern. Dieser Markt zeigte und zeigt sich recht zerklüftet. So gab es im Hinblick auf die Anbieterseite für 5G-Campusnetze laut einer mm1-Studie aus dem Jahr 2021 noch eine starke Fragmentierung. Sowohl horizontal als auch vertikal wurden damals über 40 verschiedene Anbieter identifiziert, darunter TelCos/MNOs wie o2 Telefónica, Telekom oder Vodafone, Netzlieferanten wie Nokia oder Ericsson, und Spezialisten wie Atos oder Cisco. Dieses Bild hat sich seitdem wenig verändert, allerdings sieht Busch hier erste Konsolidierungsanfänge. So hatte beispielsweise Hewlett Packard Enterprise (HPE) Ende Februar die Übernahme von Athonet bekanntgegeben. Das Unternehmen stellt mobile Kernnetze für Unternehmen und Netzbetreiber bereit. Auch die Hyperscaler spielen eine wichtige Rolle, vor allem im Hinblick auf die Skalierung, wie Busch anmerkt. Habe ein Kunde jedoch eigene Vorschläge, dann gehe man auf solche Wünsche ebenfalls ein. Heraus komme ein Ökosystem, das für ein bestimmtes Projekt zusammengestellt wird.

Wie wird es also weitergehen beim Thema Campusnetze? Der Branchenverband Bitkom veröffentlichte im November 2022 Ergebnisse einer repräsentativen Befragung unter mehr als 500 Industrieunternehmen ab 100 Beschäftigten in Deutschland. Demnach wollen 26 Prozent der befragten Unternehmen ein 5G-Campusnetz nutzen oder tun dies bereits. 19 Prozent planen, dies zusammen mit einem Mobilfunkanbieter anzugehen, 7 Prozent setzen auf Eigenregie. „5G ist eine Schlüsseltechnologie für die Digitalisierung der Industrie. Sie sorgt für einen hohen Automatisierungsgrad, größere Flexibilität in der Logistik, höhere Effizienz sowie mehr Transparenz und Steuerbarkeit“, erklärt Nick Kriegeskotte, Leiter Infrastruktur und Regulierung beim Bitkom. „In Campusnetzen als lokal begrenztes Funknetz eines Unternehmens lassen sich sensible Daten besonders schnell und sicher transportieren, da diese das Werksgelände nicht verlassen müssen.“ Anvisierte Einsatzgebiete seien laut der Befragung die Vernetzung von Produktionsanlagen (85 Prozent), die Steuerung von Maschinen in Echtzeit (79 Prozent), die Fernwartung von Anlagen (74 Prozent) sowie Assistenzsysteme wie AR und VR (71 Prozent). Potenzial wird auch bei autonomen Fahrzeugen und Transportsystemen gesehen (65 Prozent).

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O2 Telefónica 5G-Campusnetze
Jan Busch ist Director B2B Technology Solutions bei o2 Telefónica: „Wir haben in Deutsch-land einen sehr starken Engineering-, Production- und Manufacturing-Fokus. Das sind optimale Bereiche für den Einsatz von privaten Netzen. Hier können sie ihre Vorteile ausspielen und die Fort-schritte in der Industrie beschleunigen. Am Anfang müssen sich Unternehmen mit ihren Wünschen und techni-schen Anforderungen beschäftigen. Wenn sie das getan haben, ist ein erster wichtiger Schritt in Richtung industrieller Vernetzung gemacht.“
© O2 Telefónica

Etliche Anknüpfungspunkte sind somit gegeben – und auch Jan Busch ist sich sicher: „Die Zahl der Use Cases wird in die Höhe schnellen, sobald noch mehr 5G-Netze implementiert sind und Unternehmen sehen, dass eine gesicherte Verbindung mit garantierter Verfügbarkeit dahintersteckt.“

Und nicht selten führt eines zum anderen, wie auch Busch ausführt: So der Fall, wenn ein Unternehmen erst nur mit einer Fabrikhalle startet und im nächsten Schritt das Gelände jenseits der Fabrik angehen will – oder gleich alle Standorte in Deutschland. Ein Sprichwort mag einem dabei in den Sinn kommen: Der Appetit kommt mit dem Essen. Die ersten Schritte mit Campusnetzen sind somit gemacht. Das Potenzial der Technologie umfassend zu erkennen und zu nutzen, wird allerdings noch eine Weile in Anspruch nehmen.

Forschungsprojekt an der TU München
Am Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik (fml) der TUM, forschen aktuell WissenschaftlerInnen, wie ein 5G-Campusnetz in der Intralogistik zur Anwendung kommen kann. Das Team um fml-Lehrstuhlinhaber Professor Dr.-Ing. Johannes Fottner geht unter anderem der Frage nach, wie sich der Einsatz von autonomen Transportfahrzeugen, sogenannten AGVs, verbessern lässt. Wegen limitierter Datenverbindungen und Reaktionszeiten sind diese bislang in ihrem Einsatzspektrum eingeschränkt. Niedrigere Reaktionszeiten in 5G-Netzen können dagegen flexiblere Fahrrouten ermöglichen.
Der fahrerlose autonome Roboter wurde am fml entwickelt und gebaut und bei einer Informationsveranstaltung im Dezember 2022 vorgeführt. Demnach sei er in der Lage große Lasten inklusive Anhängerlast zu transportieren. Zudem sei das Fahrzeugt so ausgestattet, dass es in alle Fahrtrichtungen beweglich ist und voll automatisiert werden kann. Mit der Anbindung an das 5G-Netz sollen sich Aspekte wie die zentrale, koordinierte Steuerung einer ganzen AGV-Flotte weiterentwickeln lassen.

 


  1. Give me Five G!
  2. Viele zu klärende Fragen und langer Vorlauf
  3. 5G-Campusnetze in der Praxis
  4. Konsolidierungstendenzen auf dem Anbietermarkt

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