Gebrauchte Monitore und Mini-PCs gefragt

„Dafür benötigt es keine Neuware“

2. Februar 2023, 15:38 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Wachstum voraus

Auch in diesem Jahr durfte sich bb-net wieder über die Auszeichnung als Top-Refurbisher durch die Fachleser der ICT CHANNEL freuen

ICT CHANNEL: Gerade im Endkunden-Segment werden gebrauchte Endgeräte immer populärer und inzwischen auch offensiv beworben. Wie bewerten Sie die wachsende Zahl von Anbietern und Angeboten im Gebrauchtmarkt?
Kuhn: Wir befinden uns am Anfang eines Wachstumszyklus. Die Nachfrage nach generalüberholten Geräten steigt unentwegt, was unser Geschäftsmodell stärkt aber auch immer neue Modelle zulässt. Es ist zu beachten, dass die Zahl der reinen Händler zunimmt, aber nur eine Handvoll neuer Refurbisher mit technischer und optischer Bearbeitung hinzukommen, geschweige denn mit Kapazitäten für sechsstellige Stückzahlen pro Jahr. Viele sind im Bereich Apple unterwegs, hier ist der Markt auf Anbieter Seite relativ überlaufen.
Die Entwicklung ist positiv zu werten, es tut sich was und das auf breiter Front. In den letzten Jahren konnten Marktplätze wie refurbed und backmarket durchstarten. Letzteres ist sogar das erste Unicorn Startup in Frankreich. Zudem gab es einen rasanten Anstieg an Firmenübernahmen und Zusammenschlüssen im ITAD-Bereich. Es bleibt daher weiter spannend, wie sich dieser Geschäftszweig weiter entwickeln wird.

ICT CHANNEL: Obwohl das Thema Nachhaltigkeit gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch immer wichtiger wird, klammern viele Unternehmen das Thema verlängerter IT-Lebenszyklen noch immer völlig aus. Wo sehen Sie hier die größten Hürden und Vorbehalte und wie können Sie diese entkräften?
Kuhn: Gerade im europäischen Vergleich bleibt gerade Deutschland bei diesem Thema sehr zurückhaltend. Frankreich zum Beispiel ist da viel aufgeschlossener. Es gibt Bereiche da mach Neuware absolut Sinn, wenn etwa die technischen Anforderungen sehr hoch sind. Nur wie oft ist dies der Fall? Die größte Menge an Geräten wird für Standard Anwendungen verwendet. Dafür benötigt es keine Neuware und es sollte viel öfter die grüne Alternative in Erwägung gezogen werden. Gerne auch in Kombination mit Neuware, wenn es sein muss.
Nach wie vor wird bei Ausschreibungen nur im geringen Maße das Thema gebraucht berücksichtigt oder sie sind so gestaltet das gebraucht indirekt rausfällt. Systemhäuser und Distributionen wollen zudem die Abnahmemengen bei den Herstellern sichern, um dementsprechend vertraglich festgelegte Boni zu erhalten. Da geht es dann gar nicht darum, ob das Produkt attraktiver ist, sondern rein um die Stückzahl und das Erreichen der vereinbarten Ziele mit den Herstellern.

ICT CHANNEL: An welchen Stellen gäbe es aus Ihrer Sicht weitere Ansatzpunkte für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um die gigantischen Berge unnötigen Elektroschrotts weiter zu reduzieren?
Kuhn: Es muss ein globales Umdenken stattfinden und wir können nicht so weitermachen wie bisher. Dabei können monetäre Anreize hilfreich sein. Denkbar sind auch reduzierte nationale Steuersätze für nachhaltige Produkte. Der erste Produktlebenszyklus muss mit dem zweiten Verschmelzen und darf nicht mehr extrahiert betrachtet werden. Hersteller sollten vorzugsweise auf Recyclingmaterialien in ihrer Produktion setzen, Stichwort Ozean Plastik. Ich denke auch, dass modulares Design ein sehr guter Ansatz ist. Hardware as a Service sollte weitergedacht und vorangetrieben werden. Der Anreiz für den Hersteller könnten dabei planbare, langfristige Einnahmen sein, statt kurzfristiger Absatz mit up and downs.

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