Als wäre die schwierige Situation beim Flash-Speicher noch nicht genug der Herausforderung, kam im letzten Jahr noch eine ähnlich verfahrene Situation bei Grafikkarten hinzu. Zunächst hatten auch hier die steigenden Flash-Preise zu einem nachvollziehbaren Preisanstieg geführt. Als dann im Zuge des Mining-Booms allerdings plötzlich professionelle Mining-Firmen und auch Privatleute anfingen, Grafikkarten Paletten- oder auch gleich LKW-weise aufzukaufen, explodierten die Preise. Bei den meisten der gefragten Highend-Karten führte dies zu einer Verdopplung der Preise. Im gleichen Zug sank die Verfügbarkeit derart rapide, dass nun selbst Wartezeiten von mehreren Monaten bei Topmodellen nichts Außergewöhnliches mehr sind.
Die GPU-Hersteller und ihre Hardwarepartner bringt das in eine echte Zwickmühle. Einerseits locken schnelle und große Gewinne durch die Miner, andererseits will man die Vertriebspartner und treuen Kunden nicht verprellen. Auch wenn sie fast unisono beteuern, alles in ihrer Macht stehende für die Vertriebspartner und ihre Gamer-Kundschaft zu tun, versickert letztlich doch ein erheblicher Teil der Produktion über verborgene Kanäle in den Mining-Farmen. »Nicht unerhebliche Mengen an Highend-Grafikkarten sind zudem an zahlungskräftige gewerbliche Kunden außerhalb der DACH-Region über diverse B2B-Kanäle verkauft worden, was die Knappheit natürlich zusätzlich verstärkte«, bestätigt Fabian Servatius, Head of Etail, Open Platform Business Group bei der ASUS Computer GmbH.
Laut den Analysten von Jon Peddie Research (JPR) wurden 2017 rund zehn Prozent mehr Grafikkarten verkauft als im Vorjahr. Zudem waren insbesondere die hochpreisigen Modelle gefragt. Der Anteil der Highend-Modelle an den Verkäufen stieg von 11,5 Prozent im vierten Quartal 2016 auf 16 Prozent zum Jahresende 2017 an, die Mittelklasse steigerte ihren Anteil von 41,5 auf 51,7 Prozent. Beim Handel kam von diesem Boom aufgrund der Verknappung allerdings nichts an. Die Begründung dafür liegt für die Marktbeobachter von JPR auf der Hand: Sie gehen davon aus, dass 2017 insgesamt mehr als drei Millionen Grafikkarten im Wert von fast 800 Millionen Dollar an Mining-Betreiber verkauft wurden.
Für den Hersteller AMD brachte die besondere Effizienz einiger seiner Karten wie der neuen »Radeon RX Vega«-Modelle für das Schürfen bestimmter Kryptowährungen zudem einen besonderen Nebeneffekt mit sich. Obwohl der Hersteller im Gegensatz zum Konkurrenten Nvidia noch nicht dezidiert mit eigenen Produkten auf Mining setzt, konnten seine Radeon-Karten ihren Marktanteil über das Jahr hinweg merklich steigern und am Ende erstmals seit langem wieder die Marke von 33 Prozent Marktanteilen überspringen.