ICT CHANNEL: Was bedeutet diese Entwicklung für die Systemintegratoren und IT-Systemhäuser, die im Digital Signage-Markt aktiv sind?
Apolinarski: Netzwerke von Integratoren, Hardware- und Software-Spezialisten werden auch in Zukunft die beste Antwort auf die Herausforderungen sein. Integratoren sind ideale Partner, die unterschiedlichen Akteure zu bündeln und als Ansprechpartner für den Kunden alles aus einer Hand anzubieten. IT-Systemhäuser können dazu beitragen, Gesamtlösungen und Leistungspakete zu schnüren. Hardware-Hersteller und Integratoren müssen immer mehrere Bereiche – Hardware, Software, Services – betrachten. Einige Hardware-Hersteller erweitern ihr Angebot, indem sie eine kostenlose Software-Anwendung hinzufügen. Damit lässt sich immer noch ein gewisser Marktanteil gewinnen. Wenn es um hochautomatisierte Informationsverteilung geht, brauchen sie Spezialisten, die Digital Signage in die gesamten Workflow-Prozesse eines Unternehmens einweben können. Dies ist normalerweise kein Betätigungsfeld für Hardware-Händler und Integratoren. Wir glauben, dass es in Zukunft einen noch größeren Markt für ISVs geben wird - wie auch für Hardware-Hersteller und Integratoren, da der Gesamtmarkt wachsen wird.
ICT CHANNEL: Wo geht die Entwicklung bei Digital Signage hin? Welche neuen Technologien und Anwendungsgebiete sorgen für Wachstum?
Apolinarski: Aus unserer Sicht werden zudem die europäischen Datenschutz-Bestimmungen einen soliden Einfluss auf die Marktentwicklung haben. Eines der wichtigsten Killer-Features werden personalisierte Inhalte sein. Um diese Art von Informationen zu generieren, müssen zukünftige DS-Systeme in der Lage sein, zu erkennen, mit welcher Art von Person sie gerade »sprechen«. Und noch wichtiger ist es, den Inhalt in Abhängigkeit von der Reaktion der Person anzupassen. Stimmt der Empfänger der Information zu? Dann sollte die nächste angezeigte Information die zuvor gemachte Aussage verstärken - und umgekehrt. Diese Art des Informationsflusses wird nur möglich sein, wenn es legal wäre, möglichst viele persönliche Attribute, wie Alter, Geschlecht, Stimmung, Größe, Kleidungsstil, Maske/keine Maske, zu überprüfen. Innovation hängt also stark von rechtlichen Einschränkungen ab - zumindest in Europa. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Digital Signage intelligenter und stärker in bestehende Prozesse am POS integriert wird. Bei der Digitalisierung des POS haben wir Trends wie Location Based Services identifiziert. Alle Formen der Interaktion, Lokalisierung, datenschutzkonforme Gesichts-, Geschlechts- und Stimmungserkennung und Zielgruppen passende Ausspielung von Inhalten, programmatisches Digital Signage, People Counting, Predictive Analytics – kurzum: Alles was dazu beiträgt den richtigen Inhalt, zur richtigen Zeit, an die richtige Person auszuspielen und die Customer Experience auf der Fläche zu stärken.
ICT CHANNEL: Wie hat sich der Digital-Signage-Markt im vergangenen Jahr entwickelt, wie haben sich die Lockdowns auf die Branche und auch auf das Geschäft von Dimedis ausgewirkt?
Apolinarski: Die Corona-Pandemie hat unsere Geschäftsentwicklung wesentlich beeinträchtigt, da wir maßgeblich von der Messebranche abhängig sind. Im Retail verzeichnen wir dagegen sehr starkes Wachstum und wir haben einige Projekte erfolgreich umgesetzt – trotz Corona. Unsere Erfahrung: In jeder Krise liegt auch eine Chance, mit einem größeren Erfahrungsschatz gestärkt aus ihr hervor zu gehen. Wir haben verstanden, dass viele unserer Kunden, Kooperationspartner und Lieferanten genauso vor enormen Herausforderungen stehen, die insbesondere durch die Digitalisierung gemeistert werden können.
Die Corona-Krise hat gezeigt, wie schnell Unternehmen vor der Herausforderung stehen, ihre gesamte Belegschaft in Remote Work zu versetzen. Wir haben so gemeinsam gelernt, dass die Corona-Krise weltweit ein Digitalisierungstreiber für viele Branchen ist und gerade für Innovationen im Digital-Signage-Bereich einige Möglichkeiten bietet. Eine erste Antwort auf die Herausforderungen haben wir als Dimedis mit »ViCo« gegeben. Unser »Visitor Control System« wurde als Einlasskontrolllösung nach dem ersten Lockdown entwickelt und leistet jetzt schon einen Beitrag zur »neuen Normalität«, etwa beim Kölner Zoo sowie bei einem großen Bankinstitut aus Deutschland.