Verbindliche Selbstverpflichtung geplant

IT-Branche lehnt eine Frauenquote ab

14. April 2011, 12:27 Uhr | Nadine Kasszian

Fortsetzung des Artikels von Teil 6

CRN-Interview mit Brigitte Hirl-Höfer, Senior Director Human Resources von Microsoft

Brigitte Hirl-Höfer, Senior Director Human Resources von MIcrosoft
Brigitte Hirl-Höfer, Senior Director Human Resources von MIcrosoft

»Wir wollen die fähigsten Mitarbeiter«

CRN: Die IT-Branche ist eine starke Männer-Domäne. Hat sich das in den letzten Jahren verändert?

Hirl-Höfer: Nach wie vor sind in der IT-Branche deutlich mehr Männer als Frauen beschäftigt. Dennoch gibt es einen leichten Anstieg an Frauen, die sich für Informatik und Informationstechnologien interessieren und sich für einen naturwissenschaftlichen Studiengang einschreiben. Es gehört zu unseren Aufgaben, Rahmenbedingungen zu schaffen, die die IT-Branche für Frauen interessant macht. Durch zahlreiche Initiativen wie zum Beispiel »Komm mach MINT« für die sich auch Microsoft Deutschland engagiert, wollen wir die Begeisterung für IT bei jungen Frauen frühzeitig wecken.

CRN: Wie viele Frauen besetzen Führungspositionen bei Microsoft?

Hirl-Höfer: Mit einem Frauenanteil von 26 Prozent liegt Microsoft deutlich über dem deutschlandweiten Durchschnitt von IT-Berufen. Von 15 Personen im Leadership-Team sind sieben Frauen – fünf davon haben Kinder. Gemischte Teams befruchten sich gegenseitig. Sie fördern Kreativität und innovatives Denken. Beide Seiten können ihre Stärken ausspielen und tragen somit auch maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg bei. Microsoft zeigt also, dass die Förderung von Frauen in Führungspositionen auch ohne die vieldiskutierte Frauenquote gut funktionieren kann.

CRN: Was halten Sie von einer gesetzlichen verordneten Frauenquote wie sie von der Bundesregierung diskutiert wird?

Hirl-Höfer: Unternehmen müssen schon zur Erhaltung ihrer eigenen Wettbewerbsfähigkeit stärker auf Frauen setzen. Wir bekennen uns zu einer familienfreundlichen Unternehmenskultur und tolerieren keine geschlechtsspezifischen Gehaltsunterschiede. Umfassende Arbeitszeit- und Arbeitsplatzflexibilität haben bei uns zu einem Anstieg des Frauenanteils geführt und insgesamt für eine deutliche höhere Mitarbeiterzufriedenheit gesorgt. Darüber hinaus haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich gemischte Teams hervorragend ergänzen. Das rechnet sich auch für uns als Unternehmen. Wir wollen bei Microsoft Deutschland die fähigsten Mitarbeiter, nur das zählt. Eine Quote lehnen wir ab - einstimmig mit der Mehrheit der Frauen in unserer Geschäftsleitung.

CRN: Was kann man tun beziehungsweise was tun Sie, um Frauen stärker für IT-Berufe und insbesondere für Führungspositionen zu gewinnen?

Hirl-Höfer: Um den Frauenanteil anzuheben, müssen Unternehmen umdenken. Sie müssen nicht nur die Unterschiede in den Gehaltsstufen entfernen, sondern Frauen gezielt fördern und insgesamt familienfreundlicher werden. Umfassende Arbeitszeit- und Arbeitsplatzflexibilität haben bei uns zu einem Anstieg des Frauenanteils geführt und insgesamt für eine deutliche höhere Mitarbeiterzufriedenheit gesorgt. Frauen werden bei Microsoft mit einer Vielzahl von Angeboten systematisch gefördert, zum Beispiel durch Trainings, individuelle Coachings, Mentoring-Programme und die Unterstützung von nationalen und internationalen Frauennetzwerken. Darüber hinaus engagiert sich Microsoft durch verschiedene bundesweite Organisationen und Initiativen, um mehr Frauen und bereits auch schon Mädchen für eine berufliche Zukunft in der IT zu begeistern. Beispiele hierfür sind die Kooperation von Microsoft mit dem nationalen Pakt der Bundesregierung »Komm mach MINT« für mehr Mädchen in IT oder zusammen mit dem SIBB (Software Industrie Verband Berlin Brandenburg) mit dem Pilotprojekt »TOP IT mit Frauen« zum Abbau von Stereotypen.

CRN: Was sind Ihre Erfahrungen mit weiblichen Führungskräften? Können sie Unterschiede im Führungsstil weiblicher Chefs ausmachen?

Hirl-Höfer: Der Führungs- und Kommunikationsstil spielt bei Microsoft – unabhängig vom Geschlecht - eine wichtige Rolle und zeichnet sich durch Transparenz und Offenheit - zum Beispiel durch die »Open Door Policy« – aus. Jeder hat seinen eigenen Führungsstil, das gilt auch für die Männer untereinander. Man kann allerdings feststellen, dass sich durch mehr Frauen in der Geschäftsführung die Kommunikationsdisziplin verändert hat. In Meetings wird lösungsorientierter diskutiert, Ressourcen werden effektiver genutzt. Insgesamt haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich gemischte Teams hervorragend ergänzen und in puncto Kreativität und Innovation deutlich leistungsfähiger sind.


  1. IT-Branche lehnt eine Frauenquote ab
  2. Von 30 Prozent ist die IT-Branche weit entfernt
  3. In anderen Ländern ist der Frauenanteil deutlich höher
  4. Gemischte Teams sind erfolgreicher
  5. Frauen sind bereits sehr gut ausgebildet - die Rahmenbedingungen müssen sich ändern
  6. Dell-Chefin Barbara Wittmann im CRN-Interview
  7. CRN-Interview mit Brigitte Hirl-Höfer, Senior Director Human Resources von Microsoft

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