funkschau: Ein Anbieter von Unternehmenslösungen wie ERP, CRM oder auch Collaboration-Tools wird sicherlich auch intern mit solchen Systemen arbeiten, eventuell sogar mit den eigenen. Im Falle von ehemals drei Unternehmen wären das drei verschiedene Lösungslandschaften. Wie läuft aktuell auf dieser Ebene die Verschmelzung? Drückt hier der IT-Leiter auf einen Knopf und schon läuft alles wie am Schnürchen?
Gerber: Das Zauberwort ist: Cloud! Wir setzen intern zum einen auf Microsoft Office 365, zum anderen natürlich auf unsere MySteps-Plattform, die vollumfänglich in unsere IT-Infrastruktur integriert ist. Dadurch waren wir schnell in der Lage, unsere Systeme miteinander zu verbinden und die Daten zu synchronisieren.
Reichenbach: Natürlich ist auch für uns die Umstellung der Prozesse zunächst ein Kraftakt – es ist wichtig, sich dabei auf das Wesentliche zu konzentrieren und komplexe oder bürokratische Vorgänge möglichst klein zu halten. Das ist für uns eine Chance, uns wirklich nochmal neu zu besinnen und als neu formierte Group ein junges, agiles Unternehmen zu werden.
funkschau: Ein grundsätzlicher Blick auf das ERP-Umfeld: Hier gibt es etliche Anbieter, die Lösungen für ein spezielles Anwendungsfeld bieten – die berühmte Nische. Auch Godesys, mit Fokus auf Lösungen für den Handel und Service, oder Informing, mit Spezialisierung auf Produktionsbetriebe, decken solche konkreten Bereiche ab. Wo geht die Reise hin: Werden solche Anbieter künftig von breiter aufgestellten Playern verdrängt? Kann man künftig nur noch als größeres Konglomerat auf dem Markt bestehen? Oder haben beide Formen weiterhin ihre Berechtigung?
Grotz: Auch hier ist das Thema Cloud wieder entscheidend. Cloud ist in aller Munde, die Vorteile für die Anwender sind bekannt. Das hat aber auch eine komplette Veränderung der Systemlandschaften zur Folge, der Entwicklungsumgebung und der Art und Weise, wie Software an den Anwender gebracht wird. Für ERP-Hersteller ist das eine große, fast übermächtige Herausforderung, da ihre Systeme und
Architekturen in vielen Fällen über Jahrzehnte gewachsen sind. Dieser Aufgabe kann sich ein kleinerer Anbieter allein kaum stellen.
Reichenbach: Wir bei der Step Ahead haben vor drei Jahren begonnen, uns mit der Herausforderung „Cloud“ intensiv auseinanderzusetzen und auch wir haben festgestellt, dass eine Umsetzung gar nicht so einfach ist. Wir konnten dann mit Markus Schindler einen begnadeten Geist der Online-Entwicklergemeinschaft für uns gewinnen und so ist die MySteps-Plattform entstanden. Für uns ist es nun konsequent, diese Plattform auch anderen Anbietern zur Verfügung zu stellen.
Gerber: Ich bin überzeugt davon – und ich denke, ich spreche
damit für uns drei –, dass beide Formen weiterhin bestehen bleiben können, wenn sich die spezialisierten Anbieter auf eine Plattform ähnlich der unseren einstellen. Nischenlösungen und Branchenlösungen werden auch weiter gefragt sein und kleine ERP-Anbieter bringen oft jahrelange Branchenexpertise mit. Wenn sie früh genug ihre Geschäftsmodelle anpassen, so wie wir es getan haben, werden auch sie weiter bestehen können.