funkschau: Gibt es den typischen Anwender mobiler Videokonferenzen? Wenn ja, wie sieht er aus?
Wilhelm Mettner: Den typischen mobilen Videokonferenznutzer per se gibt es nicht, weil derartige mobile Anwendungen heute quer beet von Außendienstlern, Homeworkern, mobilen Wissensarbeitern und Mitarbeitern von Unternehmen generell unterwegs oder im Hotel genutzt werden. Es gibt allerdings die mittlerweile gewaltige Gruppe der Smartphone- und Tablet-Nutzer, die sich in allen genannten Anwendungsszenarien finden, begünstigt durch den Life Style-Kult und die BYOD-Praxis im Umfeld von Smartphone & Co. Der Treiber dahinter ist in allen Fällen der Zugewinn bei Flexibilität, Zeitersparnis, Entscheidungstempo und Life-Work-Balance.
funkschau: Mit welchen Problemen muss man bei der Einführung mobiler Videokonferenzen rechnen?
Mettner: Da für Videokonferenzen mit Smartphones & Co. heute 3G- und 4G-Mobilfunknetze genutzt werden, in denen die Bandbreiten stark variieren, kann es zu Verbindungsproblemen bei deren Kommunikation mit klassischen Lösungen kommen. Die lassen sich allerdings durch Verwendung von mobilen und stationären Lösungen auf Basis der Standards H.265/SVC und generell H.323/SIP vermeiden. Zweite mögliche Hürde ist der Faktor Installation & Bedienung, wenn letztere zu kompliziert ist und viele mobile und stationäre Einheiten involviert sind. Das hebt den Admin- und Support-Aufwand für Unternehmen und konterkariert ihre auf hohen Geschäftsnutzen zielende Einführungsabsicht. Dritter Punkt sind mögliche Sicherheitsbedenken, die die IT-Abteilung im Unternehmen gegen Lösung x oder y ins Feld führt. In diese Richtung gehen auch mögliche Ressentiments gegenüber der durch mobiles Videoconferencing forcierten BYOD-Problematik, der man oft zuvor mit einer BYOD-gemäßen Sicherheitsstrategie begegnen will. Mit all dem zusammenhängend: der zunehmende Datenverkehr, der für Unternehmen nicht nur unübersichtlicher wird, sondern häufig auch an die Belastungsgrenzen der IT-Infrastruktur geht, die deshalb vorab auf den Prüfstand sollte.
funkschau: Wo liegen Nachteile gegenüber statischen Videokonferenzen?
Mettner: Der augenscheinlichste Nachteil ist die in der Natur der Sache begründete Limitierung der mobilen Displaygröße, die mobile Videokonferenzen für bestimmte, in der Regel gesprächs- statt darstellungsfokussierte, Anforderungen und Anwendungen geeignet macht. Nicht zu vergessen die Tatsache, dass mobile Lösungen nach wie vor tendenziell angreifbarer sind als stationäre Lösungen, wenngleich viele Anbieter hier mittlerweile in Sachen Sicherheit mit den klassischen Videokonferenzlösungen gleichgezogen haben. Zu nennen als Bedrohungspunkt die Man-in-the-Middle-Attacke. Sie findet einen möglichen Angriffspunkt aufgrund der traditionell verwendeten Standardmethode nach H.235, die einen sogenannten Schlüsseltausch nach Diffie-Hellman praktiziert.
funkschau: Welche Rolle spielen Cloud-basierte Lösungen bei der Realisierung mobiler Videokonferenzen?
Mettner: Eine ganz wichtige, um das Thema Videokonferenz nach vielen Anläufen in der Vergangenheit endlich massenmarkttauglich zu machen. Das deshalb, weil die Videokonferenz aus der Cloud sprich die aktuellen VaaS (Video-as-a-Service)-Offerten besonders die Anforderungen kleiner und mittelständischer Unternehmen adressieren. Denn für die sind die Vorzüge dieser Bereitstellungsform wie maßgeschneidert - Vorzüge wie Opex (Betriebskosten) statt Capex (Kapitalkosten) und somit niedriger Einstiegspreis, zudem schnelle Nutzung, flexible Anpassung an den jeweiligen Bedarf und Outsourcen von Verantwortung, Know-how und Manpower. Dabei liegen Cloud-Angebote generell im Trend, wie eine aktuelle Studie von Experton belegt. Danach soll der deutsche Cloud-Markt allein in 2014 um über 50 Prozent wachsen, wovon natürlich auch die cloud-basierte Videokonferenz profitieren wird. Zudem, und das für den ganzen Fachhandel interessant, fungieren die Cloud-Angebote als Türöffner für weitere Lösungen und Services etwa in den Bereichen von Cross- und Upselling.
funkschau: Wodurch zeichnet sich Ihre mobile Videokonferenz-Lösung aus?
Mettner: Vitec hat mobile Lösungen der Anbieter Deutsche Telekom, Polycom und "StarLeaf" im Portfolio, die bei Telekom und StarLeaf auf einem Cloud-Konzept basieren. Bei der Polycom-Lösung handelt es sich um "RealPresence Mobile", das es für Apple I-OS- und Android-basierte Smartphones und Tablets gibt. Damit können Unternehmen ihre Mobilanwender in die unternehmensweite Video-Collaboration einbinden. Die Software unterstützt nicht nur HD-Video, Audio und Content-Sharing, sondern bietet bei Integration in die Polycom-Plattform auch weitere wesentliche Leistungsmerkmale wie zum Beispiel Mehrpunktfähigkeit, Unterstützung der Standardprotokolle H.323 und SIP für die verbesserte Benutzerfreundlichkeit, AES-Verschlüsselung oder H.460-basierten Firewall Traversal. Von der Telekom vermarktet Vitec die Cloud-Lösung "VideoMeet". Der Service punktet mit prägnanten Leistungsmerkmalen wie zum Beispiel geringer Anfangsinvestition, kostenbewusster Nutzung sowie maximaler Verfügbarkeit aus jedem Netz mit jedem Endgerät und maximal 25 Teilnehmern gleichzeitig. Zudem hat Vitec vom Anbieter Starleaf, den wir in Deutschland und Schweiz exklusiv vertreiben, die mobile Cloud-Anwendung "StarLeaf Breeze" im Angebot. Sie zeichnet sich durch Vorzüge wie echtes Plug & Play, hohe Skalierfähigkeit, Sicherheit, Rufkontrolle und mit anderen StarLeaf-Lösungen identischer intuitiver Benutzerschnittstelle aus. Zudem unterstützt Breeze eine integrierte Rufkontrolle, die dem Benutzer Features wie zum Beispiel. das Halten und Weiterleiten von Videoanrufen oder die Nutzung einer Videomailbox an die Hand gibt.
funkschau: Welche Kosten pro User kommen auf den Anwender durch Anschaffung, Betrieb und Wartung zu?
Mettner: Bei Starleaf und Polycom ist der mobile Softwareclient kostenlos. Der Videomeet-Service, der auch mobile Videokonferenznutzer einbezieht, wird von Vitec als Angebotspaket aus Laufzeitverträgen in Verbindung mit subventionierter Hardware vermarktet. Hier fällt beim Abschluss eines Jahresvertrags für den virtuellen Konferenzraum eine Monatsgebühr von 999 Euro an. Dafür erhält das nutzende Unternehmen das Polycom-Modell HDX 6000 View zuzüglich zweier M 100 Desktop-Clients umsonst hinzu. Beim Zweijahresvertrag reduziert sich die monatliche Gebühr auf 899 Euro, und es gibt zusätzlich zu den beiden Software-Clients das Polycom-Modell HDX 7000-720 als Hardware obendrauf. Als weitere Variante steht mit Videomeet 2500 ein Minutentarif im Rahmen eines Jahresvertrags zur Verfügung. Er enthält 2500 Inklusivminuten zum monatlichen Grundpreis von 850 Euro
funkschau: Wie steht es um die Kompatibilität Ihrer Lösung zu bestehenden Videokonferenzsystemen?
Mettner: Die genannten Starleaf- und Polycom-Lösungen kommunizieren mit allen Gegenstellen, die die gängigen H.323- und SIP-Standards unterstützen. Videomeet reklamiert für sich die Interoperabilität aus jedem Netz mit jedem Endgerät. Konkret unterstützt werden hier an mobilen Endgeräten Apple-, Android- und andere Mobiltelefone sowie Skype, an Protokollen neben H.323- und SIP auch XMPP, H.264, H.460 undH.320.