Den Großteil seiner Keynote nutzte der IBM-Chef, um eine Reihe von Innovationen vorzustellen, meist auf Basis der Watson-KI. So soll die neue KI-gestützte Funktion AutoSQL in Cloud Pak for Data die Antwortdauer auf verteilte Abfragen bis auf ein Achtel der Zeit verkürzen. AutoSQL, so IBM, automatisiere Datenzugriffe sowie die Integration und Verwaltung von Daten, ohne dass man diese je verschieben müsste – unabhängig von Speicherort und Speicherart. Verteilte Data Lakes für KI-Umgebungen kennt man schon von HPEs Ezmeral Data Fabric; dem gegenüber betont IBM, die hauseigene Datenstruktur automatisiere komplexe Verwaltungsaufgaben mittels künstlicher Intelligenz, um verteilte Daten über mehrere Umgebungen hinweg zu erkennen, zu verstehen, darauf zuzugreifen und sie zu schützen.
Watson Orchestrate wiederum ist eine neue interaktive KI-Funktion, die die Produktivität von Beschäftigten steigern soll: Ohne IT-Kenntnisse zu erfordern, ermögliche sie es, Workflows über Collaboration-Tools wie Slack und E-Mail in natürlicher Sprache zu initiieren. Dazu lasse sie sich mit gängigen Geschäftsanwendungen wie Salesforce, SAP und Workday verbinden. Die KI-Engine von Watson Orchestrate wähle automatisch die für eine Aufgabe erforderlichen Funktionsbausteine (Skills) aus, bringe sie in die erforderliche Reihenfolge und verknüpfe sie in Echtzeit mit Anwendungen, Tools und Daten. Dies soll Routineaufgaben wie die Planung von Meetings, das Einholen von Genehmigungen, aber auch die Erstellung von Quartalsberichten beschleunigen. Der von IBM Research entwickelte Bestandteil des IBM Automation Cloud Paks ist als Preview erhältlich und soll noch dieses Jahr allgemein verfügbar werden.
Ein weiteres neues Produkt, Maximo Mobile, soll Technikern im Außendienst die Arbeit erleichtern, wenn sie Anlagen wie Straßen, Brücken, Fließbänder etc. warten. Eine intuitive Benutzeroberfläche versorge die Techniker zum richtigen Zeitpunkt mit den benötigten Daten zur Betriebstechnik. Selbst an entlegensten Orten könne das Wartungspersonal – man errät es: unterstützt durch Watson-KI – auf Fachwissen zugreifen, um komplexe Probleme zügig zu lösen, verspricht IBM.
Mono2Micro, eine neue Funktion in der WebSphere Hybrid Edition, soll Unternehmen dabei unterstützen, ihre Anwendungen für die Hybrid Cloud zu optimieren und zu modernisieren. Auch dieses Tool nutzt die von IBM Research entwickelte KI, diesmal aber, um große Unternehmensanwendungen zu analysieren und Empfehlungen zu geben, wie man sie am besten für den Umzug in die Cloud anpasst. Dies soll den fehleranfälligen Prozess vereinfachen und beschleunigen, die Kosten senken und den ROI steigern.
Krishna betonte in der Keynote auch, man stebe nach mehr Kooperation in der Branche. So habe IBM zum Beispiel das Project CodeNet veröffentlicht. Dabei handelt es sich laut IBM-Angaben um einen Open-Source-Datensatz, der 14 Millionen Codebeispiele, 500 Millionen Codezeilen und 55 Programmiersprachen umfasst. Das Projekt ziele darauf ab, es der KI zu ermöglichen, Code zu verstehen und zu übersetzen. Dies umfasse die Codesuche (automatisches Übersetzen von Code in einen anderen, einschließlich älterer Sprachen wie Cobol), Codeähnlichkeit (Identifikation von Überschneidungen und Ähnlichkeiten zwischen Codes) und Codeeinschränkungen (Anpassung gemäß den Anforderungen und Parametern eines Entwicklers). Project CodeNet soll damit den Unternehmen helfen, die Modernisierung ihrer IT zu beschleunigen.
Im Umfeld der Think-Konferenz hat der Konzern noch eine Reihe weiterer Neuerungen angekündigt: Die Qiskit Runtime soll die Geschwindigkeit von Quantenschaltkreisen, den Bausteinen von Quantenalgorithmen, um das 120-Fache steigern. Man habe Qiskit als Open-Source-Framework für eine weltweite Entwicklergemeinschaft geschaffen, so IBM, um Quanten-Computing allen zugänglich zu machen. Eine weitere Neuerung, vorgestellt kurz vor der Think, ist der weltweit erste Zwei-Nanometer-Chip, der künftig das Computing vom RZ bis zum Edge beschleunigen soll. 50 Milliarden Transistoren sollen nun auf die Größe eines Fingernagels passen. Die 2-nm-Technologie erzielt laut IBM 45 Prozent mehr Leistung als heutige 7-nm-Chips. Sie benötige nur ein Viertel der Energie.
Heute, da die Welt sich von der Pandemie erholt, brauchen Unternehmen aus Krishnas Sicht vor allem eine starke digitale Basis: die Hybrid Cloud und KI. Anders formuliert: Für das Geschäftsleben der Zukunft ist laut IBM Hybrid-Cloud-basierte künstliche Intelligenz à la Watson nicht nur wichtig, sondern geradezu elementar.