Interview mit 1&1 Versatel

Untrennbar miteinander verbunden: Digitalisierung und Sicherheit

30. April 2024, 8:30 Uhr | Diana Künstler
© 1&1 Versatel

Wie bedingen sich Digitalisierung und Sicherheit? Diese und weitere Fragen, zum Beispiel hinsichtlich der Rolle des Glasfaser-Spezialisten 1&1 Versatel in dieser Wertschöpfungskette, erläutert CEO Frank Rosenberger im Interview mit connect professional.

Frank Rosenberger hat in seinen bisherigen Management- und Vorstandspositionen die digitale Transformation, Technologie und IT verantwortet und gleichzeitig den Aufbau neuer digitaler Geschäftsfelder erfolgreich vorangetrieben. Rosenberger ist Wirtschaftsingenieur und hat nach dem Studium in Darmstadt und Helsinki seine berufliche Karriere im Mannesmann- und Vodafone Konzern gestartet. Er übernahm Top-Management Positionen bei Vodafone, zuletzt als Geschäftsführer Privatkunden bei Vodafone Deutschland sowie von 2011 bis 2015 als Group Products & Service Director der Vodafone Group. Im Anschluss war er Mitglied des Group Executive Committee der TUI Group und zuletzt bis November 2022 als Vorstand für IT & Future Markets tätig. Seit Januar 2024 ist Rosenberger CEO des auf Firmenkunden spezialisierten Telekommunikationsanbieters 1&1 Versatel.

connect professional: Herr Rosenberger, mit welchen Zielsetzungen sind Sie Anfang des Jahres den CEO-Posten bei 1& Versatel angetreten?

Frank Rosenberger: Ich habe drei Prioritäten: die digitale Transformation unseres Geschäftsmodells, den deutschlandweiten Glasfaser-Ausbau in Gewerbegebieten und den Aufbau des 5G-Netzes für unser Schwesterunternehmen 1&1 Mobilfunk, für die wir Infrastrukturdienstleister sind. Diese Ziele sind unsere wesentlichen Aufgaben für die nächsten Jahre. Und wir kommen gut voran.

connect professional: Was bedeutet „Digitale Transformation“ für Sie?

Rosenberger: Das lässt sich von zwei Seiten betrachten: Zum einen sind wir Digitalisierungs-Partner für unsere Kunden und unterstützen mit passenden Vernetzungs- und Security-Lösungen die Transformation verschiedenster Geschäftsmodelle. Mit unserer Glasfaser-Infrastruktur bilden wir die dafür notwendige Basis. Denn wenn Daten und Prozesse, 24/7 weltweit in der Cloud verfügbar sein müssen, spielen Eigenschaften wie Skalierbarkeit oder Ausfallsicherheit eine große Rolle. Das kann nur Glasfaser leisten.

Auf der anderen Seite spielt die Digitale Transformation natürlich auch für uns selbst eine große Rolle. Da 1&1 Versatel in der Historie aus verschiedenen regionalen Carrier-Unternehmen zusammengewachsen ist, sehen wir an vielen Stellen noch Möglichkeiten, um Prozesse über alle Standorte und Bereiche hinweg weiter zu entwicklen. Eine Aufgabe, die zugegeben nicht immer leicht, aber eine schöne Herausforderung für mich ist.

connect professional: Haben Sie konkrete Beispiele, welche Branchen und Kunden 1&1 Versatel unterstützt?    

Rosenberger: Wir verstehen uns als Partner für alle Unternehmen in Deutschland, unabhängig von Größe oder Branche. Aber natürlich gibt es Geschäftsfelder, die besonders im Fokus der Digitalisierung stehen, wie zum Beispiel in der Logistik, Health- oder im Gebäude-Management. Für den Transportlösungsanbieter Schmitz Cargobull haben wir kürzlich zum Beispiel eine umfassende Lösung implementiert1, die unter anderem dabei hilft, Güter auf der Straße in Echtzeit zu verfolgen. Diese Lösung umfasst eine leistungsstarke Glasfaser-Internetverbindung mit zentralem Internet-Breakout sowie eine moderne und sichere Vernetzungslösung auf Basis von Multiprotocol Label Switching (MPLS) und softwaredefiniertem Wide Area Network (SD-WAN) mit Bandbreiten von bis zu 1 GBit/s.

Neben Firmenkunden unterstützen wir aber auch Kommunen und öffentliche Behörden. In Berlin, Potsdam und Hannover binden wir hunderte Schulen an unser leistungsfähiges Glasfaser-Netz an. Aber auch unseren Kunden, den dänischen Schulverband „Dansk Skoleforening“2 ermöglichen wir mit einer SD-WAN-Vernetzungs- und Securitylösung auf Basis von Glasfaser einen sicheren, digitalen Schulalltag.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+
tudie: Cybersicherheit im Fokus

Deutsche Unternehmen nehmen eine zunehmende Bedrohung durch Cyber-Angriffe wahr. Das zeigt eine aktuelle Umfrage3 vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von 1&1 Versatel, an der mehr als 1.000 Unternehmensentscheiderinnen und -entscheider teilnahmen.  Demnach sehen 87 Prozent der Unternehmen Cyber-Angriffe als zunehmende Bedrohung, ein Anstieg um vier Prozentpunkte gegenüber der letzten YouGov-Befragung im Auftrag von 1&1 Versatel aus dem Jahr 2022. Knapp die Hälfte schätzt gezielte Hackerangriffe und DDoS-Attacken als die größten Risiken ein. Technische Ausfälle im Allgemeinen betrachten 46 Prozent als größte Gefahr. Es folgen Phishing-Attacken mit 40 Prozent und Malware mit 39 Prozent. Für mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen ist eine höhere IT-Sicherheit einer der wichtigsten Beweggründe, um in die eigene Digitalisierung zu investieren. Der Aufbau von eigenem Sicherheits-Know-how steht im Fokus.

connect professional: Bei Ihren Kundenbeispielen haben Sie das Thema „Sicherheit“ schon angesprochen. Wie schätzen Sie denn die derzeitige Cyber-Bedrohungslage für Unternehmen in Deutschland ein?

Rosenberger: Im Austausch mit unseren Kunden stellen wir immer wieder fest, dass die Zahl der Cyber-Angriffe enorm ansteigt. In der Regel werden Erpressungsangriffe durch Ransomware als Hauptbedrohung angesehen, doch die Varianz der Angriffe ist mittlerweile viel breiter und wird Tag für Tag professioneller. Besonders gut kann man das auf den einschlägigen Leaks-Seiten beobachten, wenn Hackergruppen sich mit ihren „Trophäen“, sprich den erfolgreichen Angriffen in Unternehmen, brüsten. Während früher vorrangig die großen Unternehmen betroffen waren, geht man mittlerweile den Weg des geringsten Widerstandes. So sind eher kleinere, mittlere Unternehmen und auch Behörden stärker in den Fokus geraten.

Hier sehen wir einen Mix aus den drei Kernthemen

  1. DDoS (Distributed Denial-of-Service),
  2. Ransomware und
  3. APT (Advanced Persistent Threat), gegen die wir unsere Kunden mit unseren passenden Produkten schützen wollen.


connect professional: Warum stehen 1&1 Versatel-Erkenntnissen zufolge deutsche Unternehmen einer externen Sicherheitsexpertise skeptisch gegenüber?

Rosenberger: Zugegeben, dieses Ergebnis unserer aktuellen Studie hat mich auch überrascht. In Zeiten von Fachkräftemangel und begrenzten Ressourcen ist es meiner Meinung nach nur sinnvoll, sich mit guten Lösungen und Services externer Dienstleister zu entlasten. Gerade kleine und mittlere Unternehmen haben oft gar keine andere Wahl, weil man umfassendes Know-how und die entsprechenden Mitarbeitenden braucht, um sich entsprechend zu wappnen. Zumal sich die Bedrohungslage in einer rasanten Geschwindigkeit stetig ändert, so dass man sehr viele Ressourcen braucht, um entsprechend schnell darauf zu reagieren. Aber natürlich spielt – vor allem beim kompletten Outsourcing von Security-Services – der Faktor Vertrauen eine große Rolle. In unseren Gesprächen mit potenziellen Kunden stellen wir aber fest, dass sich diese Bedenken schnell auflösen lassen. Unter anderem auch deswegen, weil wir als deutscher Telekommunikationsanbieter unsere Rechenzentren in Deutschland stehen haben und auch unsere Partner größenteils „Made in Germanys“ sind.

connect professional: Sie haben es angesprochen: Ein Aspekt ist das Thema Vertrauen bei der Auswahl des passenden Security-Partners. Was sind darüber hinaus relevante Punkte?  

Rosenberger: Natürlich das Budget. Meiner Erfahrung nach ist es im Normalfall zu teuer und im Schadensfall hat man nicht genug getan. Das ist im Grunde eine einfache Formel. Deswegen ist es nur ratsam, sich frühzeitig gut aufzustellen und vorzubeugen. Unternehmen sollten ihre Cyber-Risiken kennen und entsprechende Maßnahmen treffen. Wir sehen eine enorme Bereitschaft in Digitalisierungs-Lösungen zu investieren. Diese sollte Hand in Hand gehen mit Investitionen in die IT-Sicherheit eines Unternehmens. Das sind meines Erachtens zwei Dinge, die sich bedingen.

connect professional: Mit welchen Partnern arbeitet 1&1 Versatel in Sachen Cybersicherheit zusammen?

Rosenberger: Wir haben ein sehr gutes Portfolio an deutschen, marktführenden Unternehmen, mit denen wir partnerschaftlich zusammenarbeiten. Beispielsweise das interne Scrubbing Center von Myra, das zum Filtern großvolumiger Attacken verwendet wird, wehrt bösartigen Datenverkehr automatisch ab. Diese in unserem Netz integrierte Technik ermöglicht hochwertigen Schutz von Cyber-Attacken für Unternehmen jeder Größenordnung. Ein jüngstes Beispiel ist unser neues Produkt 1&1 Managed Firewall, welches wir frisch gelauncht haben und zusammen mit unserem Partner Fortinet für unsere Kunden bereitstellen. Es bietet eine komplette Absicherung des Netzwerks gegen Cyber-Angriffe sowie geschützten Zugang ins Internet und zu Cloud Services. Unsere Kunden können sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, während wir die komplette Sicherheitsüberwachung übernehmen. Alle unsere Cloud-PBX-Lösungen sind natürlich BSI-zertifiziert.

Frank Rosenberger, 1&1 Versatel
Frank Rosenberger: „Die Bereitschaft, in Digitalisierung zu investieren, sollte stets Hand in Hand gehen mit Investitionen in die IT-Sicherheit eines Unternehmens. Das sind meines Erachtens zwei Dinge, die sich bedingen.“
© 1&1 Versatel

connect professional: Kommen wir noch mal zu Ihrem Netz. Wie weit sind Sie mittlerweile im Glasfaserausbau vorangekommen?

Rosenberger: Deutschlandweit betreiben wir mittlerweile über 61.000 Kilometer Glasfaser-Netz und sind in über 350 Städten vertreten. Unser Fokus liegt hierbei im eigenwirtschaftlichen Ausbau von unterversorgten Gewerbegebieten, monatlich kommen neue Gebiete hinzu. Dazu kommen noch viele Kilometer an regionalen Stadtnetzen von Carrier-Unternehmen, mit denen wir seit Jahren enge partnerschaftliche Beziehungen haben. So können wir auf die deutschlandweite Glasfaser-Infrastruktur zurückgreifen und unseren Kunden Glasfaser-Lösungen aus einer Hand anbieten.

connect professional: Wie gewährleistet 1&1 Versatel die Sicherheit des Glasfasernetzes?  

Rosenberger: Wir haben ein eigenes Sicherheits-Team, das unser Netz im „Security Operation Center“ rund um die Uhr überwacht und einen großartigen Job macht. Und natürlich haben wir die Software, die wir unseren Kunden verkaufen, auch selbst im Einsatz.

connect professional: Inwiefern tangiert eine NIS-2-Richtlinie, für die Anwendungspflicht ab dem 18.10.24 gilt, auch 1&1 Versatel? Wie schätzen Sie die Regularie ein?

Rosenberger: Als Telekommunikationsunternehmen mit kritischer Infrastruktur sind wir auch schon unter den vorherigen Anwendungsbereich der NIS-1 gefallen. Die neue NIS-2-Richtlinie überrascht uns also nicht und ich empfinde uns als gut vorbereitet. Welche Auswirkungen durch die Verschärfung der Richtlinie allerdings im Detail auf uns zukommen ist derzeit noch unklar, da ein notenwendiges Umsetzungs-Gesetz auf Bundesebene, dass ab den 18.10.24 die NIS2 Anforderungen regelt, noch nicht zu Ende diskutiert ist.

connect professional: Und inwiefern unterstützen Sie Ihre Kunden an dieser Stelle?

Rosenberger: Unser Anspruch ist es auf jeden Fall, ein entsprechendes Produktportfolio zu bieten, das es betroffenen Kunden ermöglicht „NIS-2-compliant“ zu sein. Das heißt, dass wir aus dem Lösungsportfolio mit unseren Partnern heraus einen kompletten Baukasten dafür anbieten werden. Auch haben wir einen eigenen Consulting-Bereich, der unsere Kunden bei Planung und Projektierung unterstützt.

connect professional: Wie stehen Sie dazu, dass Kommunalverwaltungen und Bildungseinrichtungen nicht in den Anwendungsbereich der NIS-2 fallen?

Rosenberger: Es sollte auch im Interesse der Kommunalverwaltungen und  Bildungseinrichtungen selbst sein, eine sehr gute Cyber-Security für sich zu installieren – unabhängig davon, ob sie unter eine Richtlinie fallen oder nicht.

connect professional: Vielen Dank für das Gespräch.

1 https://www.1und1.net/loesungen-services/referenzen/schmitz-cargobull
2 https://www.1und1.net/loesungen-services/referenzen/dansk-skoleforening-sydslesvig
3 https://www.1und1.net/unternehmen/presse/pressemitteilungen/studie-cyber-angriffe-groesste-bedrohung-digitale-transformation

Über 1&1 Versatel

1&1 Versatel ist als Glasfaser-Spezialist für Firmenkunden und Telekommunikationsanbieter von Daten-, Internet- und Sprachdiensten in Deutschland. Das Unternehmen ist Teil der 1&1 Firmengruppe und 100-prozentige Tochtergesellschaft der börsennotierten United Internet AG. 1&1 Versatel betreibt mit mehr als 61.000 Kilometern Glasfaser-Strecke eines der größten und leistungsfähigsten Netze Deutschlands – es ist in über 350 Städten verfügbar.


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu 1&1 Versatel AG

Weitere Artikel zu LWL-Tester, Glasfaser-Messtechnik

Weitere Artikel zu Cyber-Security

Weitere Artikel zu Safety und Security

Weitere Artikel zu Security-Service-Provider

Weitere Artikel zu Industrial-/OT-Security

Weitere Artikel zu Security-Hardware

Weitere Artikel zu Security-Software

Matchmaker+