Unified Communications

"Cloud-Services werden sich auch in Deutschland durchsetzen"

13. Mai 2016, 14:15 Uhr | Autor: Stefan Adelmann
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Die Nachfrage nach Videokonferenz-Lösungen blieb in den vergangenen Jahren oft hinter den Erwartungen zurück. Laut Blue Jeans Network geht es mittlerweile aber rasant voran. Allerdings würden gerade Cloud-Modelle hierzulande noch auf einige Widerstände stoßen.

James Campanini, Vice President & General Manager EMEA bei Blue Jeans Network
James Campanini, Vice President & General Manager EMEA bei Blue Jeans Network
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funkschau: Herr Campanini, Videokommunikation wurde im Markt bisher nur zögerlich angenommen. Sehen Sie mittlerweile einen Anstieg der Nachfrage?

James Campanini: Das Problem war lange Zeit, dass Anbieter „Insel-Lösungen“ entwickelten, die sehr komplex und nicht miteinander kompatibel waren. Der Aufwand, um Nutzer verschiedener Lösungen zu vernetzen, war immens. Zu große Komplexität und der Mangel an Interoperabilität haben verhindert, dass die Technologie breite Zustimmung fand. Heute ist das anders, gerade auch aufgrund der technologischen Entwicklungen im Privatleben, wo der Gebrauch von Video-Tools alltäglich geworden ist. Dedizierte Videokonferenzlösungen wie Blue Jeans versuchen, für die bestmögliche professionelle Video-Erfahrung zu sorgen. Dazu gehört, jegliche Art von Video-Endpunkten anzubinden und die Kommunikation gegenüber reinen Audio-Konferenzen zu verbessern. Das ist das, wonach der Markt fragt und daher steigt die Nachfrage exponentiell. Wir verzeichnen weltweit einen Zuwachs von 500 Prozent bei der Nutzung unserer Plattform.

funkschau: Welchen Einfluss hat WebRTC auf die Leistungsfähigkeit entsprechender Lösungen? Macht die browsergestützte Kommunikation diese nutzerfreundlicher und kostengünstiger?

Campanini: Jeder würde diese Frage wohl gerne mit ja beantworten. WebRTC wurde von vielen in der Branche als eine Art Allheilmittel gehandelt. In der Realität setzt es sich aber eher langsam durch und die Frage bleibt, ob alle Endpunkte immer das gleiche WebRTC unterstützen. Viele Anbieter halten noch immer an ihren Inseln fest, weshalb es einen gewissen Widerwillen zu geben scheint, diesen offenen Standard wirklich umfassend voranzutreiben. Wir sind davon überzeugt, dass alle Endpunkte interoperabel sein sollten, da dies zu mehr Benutzerfreundlichkeit beiträgt.

funkschau: In Hinblick auf das Bereitstellungsmodell, was spricht denn für den Einsatz einer cloudbasierten Video-Conferencing-Lösung?

Campanini: Cloudbasierte Videokonferenz-Lösungen stehen für größtmögliche Simplizität. Die Lizenzierungsmodelle sind so flexibel, dass die entsprechende Lösung in kurzer Zeit und unabhängig vom Endpunkt implementiert werden kann. Entscheidend ist der sofortige Zugang.

Was den deutschen Markt angeht, spüren wir in der Tat eine Skepsis gegenüber cloudbasierten Systemen. Sicherheitsbedenken und eine ausgeprägte Sicherheitskultur führen dazu, dass wir hier auf größere Widerstände treffen und mehr Überzeugungsarbeit leisten müssen als in anderen Märkten. Cloud-Services werden sich aber auch noch in Deutschland durchsetzen, denn es ist eine unaufhaltsame Entwicklung.     

funkschau: Gibt es datenschutzrechtliche Hürden, die den Einsatz einer cloudbasierten Videokonferenz-Lösung erschweren?

Campanini: Es gibt keinen Stillstand – so auch bei dem neuen Safe Harbor-Abkommen oder den Modellklauseln, die Daten und geistiges Eigentum sicherer machen sollen. Regulierungen wird es immer geben und wir werden sie weiterhin genauso unterstützen wie bisher. Doch zu einem gewissen Grad müssen Daten auch zugänglich sein - andernfalls wären Videokonferenzen gar nicht möglich. Man muss identifizierbar sein, um gewisse Services in Anspruch nehmen zu können. Entscheidend ist, das richtige Maß für die Nutzung persönlicher Daten zu finden und vertrauliche Daten klar von anderen abzugrenzen. Es besteht doch ein großer Unterschied, ob jemand persönliche Informationen auf eine Plattform wie Facebook hoch lädt oder eine E-Mail-Adresse angibt, um eine Videokonferenzlösung zu nutzen.

funkschau: Lässt sich letztendlich mit dem den Return on Investment und den Kosten für eine entsprechende Lösung argumentieren?

Campanini: Der RoI ist abhängig vom Unternehmen und Anwendungsfall. Das einfachste und gängigste Argument sind sinkende Reisekosten. Es geht aber weit darüber hinaus, denn die eigentlichen Hauptargumente für die Kommunikation per Video sind nicht direkt messbar: größere Produktivität im Unternehmen, stärkere Kontrolle über die Wertschöpfungskette, besserer Zugang zu neuen Märkten, bessere Kommunikation mit Kunden und Lieferanten. 90 Prozent der Kommunikation ist non-verbal. Hier liegt das eigentliche Potenzial von Videokommunikation.

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