Die Zeiten, in denen allein der Begriff "Cloud" wie ein Schreckgespenst durch das Land waberte sind passé – sollte man meinen.
Industrie und Handel tun ihr Möglichstes, um Ängste sowie Bedenken auszuräumen und gleichzeitig die immensen Möglichkeiten, die Dienste aus der Wolke – gerade im Mittelstand – bieten, ihren potenziellen Kunden darzulegen. Doch die Realität spricht eine andere Sprache: Die Cloud hat nach wie vor ein Akzeptanzproblem in den Unternehmen.
funkschau: Herr Städing, lange Zeit war es für Anbieter und Kunden gleichermaßen schwer, die Cloud zu fassen. Existieren Ihrer Meinung nach noch immer Diskrepanzen in Bezug auf eine klare Definition des Cloud-Begriffs?
Jürgen Städing: Genaugenommen ja und nein. Ich glaube, dass der Definition von Beginn an mehr Transparenz und Einfachheit zugestanden hätte. Cloud-Technologien sind die Markttreiber und werden in naher und ferner Zukunft noch ganz andere Akzente setzen, über alle Branchen und Unternehmensgrößen hinweg. Die „Cloud“ ist nie irgendwo geboren worden, sondern wurde in einem pubertären Zustand auf die Welt gesetzt. Die Probleme teilen sich Anbieter und Zielgruppe gemeinsam. Gemeinsam teilen sie allerdings auch eine fehlende verbrauchernahe Definition sowie eine lückenlose Transparenz, genauso wie die Defizite in der Argumentation zu Vertrauen und Sicherheit. Erst wenn wir diese Punkte klar auf den Tisch bringen und Produkte als Service begreifen, wird der Cloud uneingeschränkt und flächendeckend Akzeptanz zugeschrieben werden. Unserem Unternehmen geht es sehr gut. Aber vielleicht sollte man der ganzen Branche mal gönnen, sich einen Augenblick zurückzulehnen und über eine Renaissance von Cloud-Technologien und deren Platzierung nachzudenken. Dann schaukeln wir, die weltweite Branche, vielleicht das Baby noch besser und die Cloud rast ganz ohne Stützräder in eine goldene Zukunft – geprägt von einem Urvertrauen.
funkschau: Wie lässt sich die Akzeptanz neuer Technologien bei den eigenen Mitarbeitern im Unternehmen steigern?
Städing: Wenn wir ganz weit zurückgehen, dann beginnt das Feld der Berücksichtigung und Pflege schon sehr früh, nämlich bei der Produktplanung. Akzeptanz von Produkten hat immer mit drei Dingen zu tun: Wie übersichtlich ist das Produkt, wie einfach kann der Anwender damit umgehen und wie gut passt es zum Mitarbeiterprofil. Bei der Telefonie ist das eigentlich recht einfach. Wir gestalten die Telefone einfacher und geben dem Prozess vom mündlichen Austausch von Informationen noch ein paar Module dazu. Zum Beispiel: Dokumente teilen, gemeinsam ansehen oder bearbeiten. Dieses Modul kann aber nur erfolgreich und zufriedenstellend eingesetzt werden, wenn genau dieser zusätzliche Service frei von jeder Komplikation, auf das Einfachste beschränkt und simpel verfügbar ist.
Wichtig ist aber auch die Schulung von Vertrieb und Partner. Ganz klar muss der Vertrieb in der Lage sein, ein Produkt technisch zu erklären und den designierten Kunden zu überzeugen. Ein Anbieter muss aber auch in der Lage sein, in jeder Situation, passend für das Gegenüber auf den Expertenmodus umzuschalten. Das verlangt Kompetenz, in die nicht jeder Anbieter investiert. Ein Produkt oder ein neues Feature schmackhaft zu machen, heißt eben grundsätzlich sich auf Augenhöhe zu bewegen – und das auf jedem Niveau. Bedingungslos.
funkschau: Lässt sich ein Wechsel von Technik und Prozess im Home-Office einfacher gestalten?
Städing: Das ist anzunehmen. Ein privat motiviertes Umfeld, in dem ich sogar den Standort von Drucker und Kaffeemaschine bestimme, kann auch dazu führen, dass neue Technologien mit einer ganz anderen Stimmung und Grundhaltung akzeptiert und eingesetzt werden. Wir sehen das bei vielen Kunden: Während sich zum Beispiel die Vermittlung am Empfang eines Mittelständlers mit dem neuen Vermittlungsarbeitsplatz noch schwer tut, wirbt der Mitarbeiter für sein neues IP-Telefon im Home-Office via Flurfunk.