All-IP-Migration

Die Hürden des IP-Umstiegs nehmen

23. September 2016, 13:29 Uhr | Autor: Stefan Adelmann
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Bis 2018 will die Deutsche Telekom ihr Netz komplett auf IP umstellen und drängt Unternehmen damit zum Handeln. Wer sich frühzeitig eine Strategie für den ersten Schritt zurechtlegt, kann Störungen von vornherein umgehen und seine Kommunikations-infrastruktur zukunftssicher machen.

Die Telekom stellt pro Tag viele Tausend Anschlüsse auf IP um und rückt damit ihrem Ziel immer näher, bis 2018 die komplette Netzinfrastruktur zu migrieren. Gleichzeitig nimmt der Carrier seine Privat- sowie Geschäftskunden in die Verantwortung, die eigene Technik unter die Lupe zu nehmen, auf Kompatibilität zu prüfen und gegebenenfalls nachzujustieren oder in neue Geräte zu investieren. Laut Manuel Ferre-Hernandez von Mitel bereiten sich viele Unternehmen aber noch nicht ausreichend auf den anstehenden Wechsel vor. „Die All-IP-Umstellung ist ein wenig wie Weihnachten. Jeder weiß, dass das Ereignis eintritt, doch starten viele mit den entsprechenden Vorbereitungen und Entscheidungen erst in der letzten Sekunde“, so der Director Sales. Wer jedoch wie viele „Last-Minute-Shopper“ nicht dazu gezwungen sein will, kurz vor knapp das erstbeste Angebot anzunehmen, solle das Projekt rechtzeitig vor dem Stichtag angehen. Laut Ferre-Hernandez scheuen sich viele Unternehmen aktuell noch vor der Aufgabe – „oft nur aus Unsicherheit und Unwissen darüber, welche Optionen sie haben“.

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Strategie erarbeiten

Dabei sind die Möglichkeiten vielfältig, jedes Unternehmen kann den Umstieg individuell an den eigenen Anforderungen ausrichten. Experten raten aber durchgehend zu frühzeitiger Auseinandersetzung mit dem Thema sowie, je nach Größe, der Zusammenarbeit mit dem richtigen Partner. Gerade kleine Betriebe nehmen die Migration aber oft in die eigenen Hände. „Im Bereich der KMUs sitzt der Entscheider meist noch selbst vor dem Rechner, denn häufig gibt es keine eigenen IT-Verantwortlichen und auch die Inanspruchnahme von Dienstleistern ist dieser kostensensitiven Gruppe in der Regel zu aufwendig“, erklärt Jennifer Klöckner von Fonial.

Ob mit oder ohne Partner: Es ist entscheidend, alle Aspekte einer erfolgreichen Umstellung im Blick zu haben – besonders in Hinblick auf die zentrale TK-Anlage. Udo Thermer, Head of Product Development bei Byon, rät im ersten Schritt dazu, die vorhandene Infrastruktur auf VoIP-Kompatibilität zu prüfen. Denn in vielen Fällen, auch wenn ein ISDN-Amtsanschluss genutzt wird, handelt es sich um eine Hybridanlage, die mit den entsprechenden Modulen IP-fähig gemacht werden kann.

Hat ein Unternehmen seine bisherige ISDN-TK-Anlage noch nicht abgeschrieben oder sollen die Kosten für einen Umbau der Infrastruktur auf All-IP erst später anfallen, erklärt Andreas Steinkopf von QSC, ist auch eine schrittweise Migration eine Option. Es gilt jedoch zu beachten, dass in diesem Szenario die Komplexität aufgrund der Komponentenzahl im Vergleich zu vollwertigen All-IP-Lösungen steigt. Zusätzlich schränkt diese Variante den möglichen Funktionsumfang ein. „Oft bleiben dann lediglich die Basis-Telefonie-Funktionen übrig, was für viele Unternehmen unzureichend ist“, sagt Jennifer Klöckner. Je größer die Installation, desto größer sei bei einer vollständigen Migration natürlich der Kostenfaktor. Doch auch die Anschaffung von VoIP-Adaptern würde Kosten verursachen. „Hier sollten Unternehmen sich fragen, ob die Investition in eine solch kurzfristige Lösung lohnenswert ist“, so Klöckner. Zusätzlich gibt Klaus Stöckert, seit vergangenem Jahr Geschäftsführer von Unify Deutschland, zu bedenken, dass mit einer durchgängig IP-basierten Kommunikation Einsparungen von bis zu 70 Prozent gegenüber ISDN- oder Analog-Anschluss möglich sein sollen.

Cloud oder Onsite?

Fällt die Entscheidung für All-IP, stellt sich im nächsten Schritt die Frage der Systemvariante. Heutzutage müssen Unternehmen hauptsächlich zwischen Cloud und Onsite wählen – eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage gibt es jedoch nicht. Viele Faktoren sind Teil der Entscheidung und sollten genau abgewogen werden: Mitarbeiter- und Standortzahl, IT-Budget,  Funktionsumfang und Wartungsmodell, um nur einige zu nennen. Während IP-Centrex als Managed Service-Modell überschaubare laufende Kosten sowie die Betreuung des Anbieters mit sich bringt, bleibt bei einer Vor-Ort-Anlage die Hoheit in den Unternehmen selbst. Auch die vorhandene Bandbreite kann eine entscheidende Rolle spielen. Wer über eine schlechte Anbindung verfügt, ist meist mit der Onsite-Anlage besser beraten. Hinzu kommt, dass Unternehmen auch mit dieser Variante hohe Anschaffungskos-ten in vielen Fällen umgehen können. „Bei Vor-Ort-Anlagen wird häufig ein Mietkauf oder Leasing angeboten“, erklärt Thermer. „Wird ein Vertrag auf fünf Jahre abgeschlossen, ist die Anlage dann bezahlt und verursacht nur Betriebskosten.“ Anschließend verfüge das Unternehmen zwar über ein kostenneutrales System, dieses sei aber wiederum veraltet und es müssten Geldmittel in eine Neuanschaffung gesteckt werden, so der Byon-Experte. Die Cloud-Anlage verursache hingegen auch nach den fünf Jahren noch Mietkosten, sei aber auf dem aktuellen Stand der Technik und man müsste keine Investitionen mehr tätigen. „Unternehmen sollten solche Fragen vorab mit dem Anbieter ihrer Wahl klären und beim Umstieg auf eine IP-Anlage auch die Service-Level-Agreements genau im Blick behalten“, rät Stöckert.


  1. Die Hürden des IP-Umstiegs nehmen
  2. Alle Aspekte im Blick
  3. Expertenkommentar: Strategie für den ersten Schritt

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