All diese Punkte müssen bei einem Umstieg Beachtung finden, ansonsten kann es zum VoIP-Start zu Problemen kommen. Gerade die Quality-of-Service-Maßnahmen nehmen eine zentrale Rolle bei der Migration ein. Immerhin nutzen laut Klöckner viele mittelständische Unternehmen eine Internetleitung für alle Datendienste: „So konkurrieren VoIP-Daten und Daten anderer Anwendungen.“ Als Faustregel gelten hier 100 KBit/s pro Gespräch. Telefoniert daher ein Drittel der Belegschaft, was meist als Richtwert herangezogen wird, ergibt sich bei 60 Mitarbeitern und 20 Gesprächen ein symmetrischer Bandbreitenbedarf von zwei MBit/s. In breitbandtechnisch unterversorgten Gebieten kann es schnell zu Engpässen und damit Störungen kommen.
Hier bietet sich eine Priorisierung der Telefonie an, die entsprechenden Pakete haben dann immer Vorrang oder andere Dienste werden in Stoßzeiten sogar gedrosselt. Kommt es in Frage, können auch mehrere Internetleitungen sinnvoll sein. Steinkopf rät dringend zu diesem Schritt. Denn immer wieder würden die Sicherheit und die Verfügbarkeit von VoIP in der Kritik stehen. Zu Unrecht, meint der QSC-Produktmanager. „Neben der Implementierung von Firewalls und anderen standardmäßigen IT-Sicherheitsmaßnahmen sollte der Sprach- und Datenverkehr einfach separiert werden.“ Damit würde eine Redundanz erreicht und „single point of failure“ vermieden. „Das Ergebnis: höchste Verfügbarkeit.“ Eine Notlösung sollte es hingegen sein, die Sprachqualität bei Datenengpässen zu senken. Udo Thermer rät dazu, in diesem Fall 64 KBit/s nicht zu unterschreiten.
Frage der Sonderdienste
Eine weitere Herausforderung der IP-Migration sind die Sonderdienste: Fax, Gefahrenmeldeanlage, Aufzug-Notrufsystem, Gegensprechanlage, Türöffner oder Anlagen-Steuerung – viele Geräte können via Gateway in eine IP-basierte Systemlandschaft eingebunden werden, aber längst nicht alle. „Das sollten Unternehmen in die Planung aufnehmen und rechtzeitig abklären, was weiter verwendet werden kann und wo neue Lösungen gefragt sind, damit später keine unliebsamen Überraschungen auftreten“, so Stöckert. Für die meisten Lösungen gibt es aber ein Migrationsszenario. Ein Beispiel ist das Fax, das mit einem Adapter übernommen werden kann. Hier muss der Provider allerdings das T.38-Protokoll unterstützen. „Aber Achtung, bei Faxanwendungen gibt es aufgrund der verschiedenen weltweiten Standards und der Netzübergänge keine hundertprozentige Garantie, dass immer alle Faxe zugestellt oder empfangen werden“, gibt Thermer zu bedenken. Als Alternative schlägt Klöckner den Wechsel zu Mail2Fax-Diensten vor.
Trotz verschiedener Lösungsszenarien gibt es dennoch eine klare Ausnahme: die Alarmanlage. „Hier sollte man derzeit noch den bewährten alten analogen Anschluss beibehalten. Gibt es beispielsweise einen Stromausfall, dann ist auch die Telefonanlage tot und somit der Alarm auch nicht mehr funktionsfähig“, warnt der Byon-Manager.
„Effizientere Kommunikation“
Beachten Unternehmen im Zuge ihrer Migration einige wichtige Faktoren, steht dem erfolgreichen Umstieg letztlich nichts im Weg. Sicherlich, er ist ein komplexes Projekt, das in nicht wenigen Fällen einiges an Ressourcen beanspruchen wird. Gehen Unternehmen das Unterfangen aber frühzeitig an und identifizieren sie die eigenen Voraussetzungen, Anforderungen und Stolpersteine, können sie ein individuelles Konzept erarbeiten, das Probleme sowie Störungen von vornherein ausklammert und die Vorteile der IP-basierten Kommunikation erschließt: „Pflege eines ITK-konvergenten Netzes, vereinfachte und vertiefte UCC, Nutzungsmöglichkeiten von HD-Voice, Kostenreduzierung und bessere Skalierung sowie Internet-of-Things-Kompatibilität“, erklärt Steinkopf. „Sprich, man kann effizienter und kostengünstiger kommunizieren.“