Vernetzung in der Cloud

Eine Frage der Performance

20. November 2013, 10:34 Uhr | Michael Hermann, freier Journalist

Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Managed-Private-Cloud-Lösungen in der Praxis

Im Modell der Managed- oder Hosted-Private-Cloud hingegen stellen Dienstleister Ressourcen aus ihren Rechenzentren möglichst granular bereit und rechnen gemäß Pay-per-use-Prinzip stundenweise, pro Ressourceneinheit oder pro Nutzer ab. Die Anforderungen an Sicherheit, Verfügbarkeit, Ende-zu-Ende-Performance, Quality-of-Service (QoS) und anderes müssen Dienstleister und Anwenderunternehmen in entsprechenden Service-Level-Agreements (SLAs) definieren.

Nach dem Modell einer solchen Hosted- oder Managed-Private-Cloud bezieht beispielsweise SQS Software Quality Systems, Spezialist für Software-Tests und Qualitätssicherung, SAP-Services über ein Corporate-Network. Rund 400 international verteilte Mitarbeiter nutzen die geschäftskritische ERP-Lösung aus der Business-Cloud von Pironet NDH. Der Cloud-Dienstleister versorgt zudem acht internationale Standorte von SQS mit einem MPLS-Unternehmensnetz. Einheitliche SLAs für alle Services und Standorte sichern SQS eine durchgängige Verfügbarkeit von 99,5 Prozent, die sowohl für die SAP-Systeme als auch für die Netzanbindung gilt. Für alle Leitungsverbindungen wurden gleichzeitig Backup-Strecken bereitgestellt, wobei am SQS-Hauptsitz in Köln eine Richtfunk-Lösung mit WLL-Technologie (Wireless-Local-Loop) installiert wurde, um durch die Kombination von Glasfaser- und Funk-Technologie die Ausfallsicherheit zu optimieren. René Gawron, CFO bei SQS, zufolge kann sein Unternehmen mit Hilfe der Netzwerklösung langfristig die Kosten um rund ein Drittel reduzieren und unter dem Strich mehr Leistung für weniger Geld verbuchen.

Ganz ähnlich ist das Nutzungsmodell der Schweizer Dietze Group, die Präzisionskomponenten für Lichtsysteme sowie Halbleiter und Steckverbindungen produziert und in Europa, den USA und Asien vertreten ist. Die Unternehmensgruppe bezieht sämtliche Geschäftsanwendungen einschließlich Warenwirtschaft und Produktionsüberwachung im Software-as-a-Service-Modell (SaaS) von Pironet NDH und greift darauf über ein internationales Corporate-Network zu. Die Abrechnung der Leistungen erfolgt pro Nutzer, Applikation und Monat. Dietze-IT-Leiter Hans Faißt hebt an der Lösung besonders hervor, dass durch die externe Anwendungs- und Netzwerkbetreuung seitens Pironet NDH nun ein zentraler Ansprechpartner für die gesamte IT- und Telekommunikations-Infrastruktur zur Verfügung steht.

Crisp-Research-Analyst Steve Janata hält es für möglich, dass die Hosted- oder Managed-Private-Cloud im gehobenen Mittelstand zum Standardmodell wird: „Die Neigung der meisten Anwenderunternehmen, ihre Enterprise-Applikationen über die Public-Cloud zu beziehen, ist gering. An gemanagte Lösungen sind sie ohnehin gewöhnt, so dass sie bei erfahrenen Cloud-Dienstleistern, die über eigene Netze verfügen und QoS sowie Ende-zu-Ende-Performance garantieren können, im Prinzip richtig liegen.“ Fraunhofer-Experte Peter Deussen erkennt an, dass die Managed-Private-Cloud die Vorteile des Fremdbezugs mit hinreichenden Sicherheitsvorkehrungen kombiniert. Er weist aber darauf hin, dass der Bezug von Cloud-Diensten, Corporate-Network und weiteren IT-Leis-tungen aus einer Hand zu einer Abhängigkeit vom Anbieter führen kann. Dieser auch als „Vendor-Lock-in“ bekannte Effekt erschwert einen möglichen, späteren Anbieterwechsel oder ein Rücksourcing. Andererseits gelte auch: „Wenn alle Services auf allen Ebenen perfekt aufeinander abgestimmt sind, gemäß den vereinbarten und benötigten Servicelevels geliefert werden und das Unternehmen Vertrauen zu seinem Cloud-Anbieter hat, kann es mit einer solchen Lösung sehr gut bedient sein.“

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  1. Eine Frage der Performance
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