funkschau-Interview

Es ist nicht nur Technologie, sondern auch Kultur

4. Dezember 2017, 13:28 Uhr |
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Die Digitalisierung der Fertigungsindustrie schreitet kontinuierlich voran, dennoch zögern viele Unternehmen die neuen Technologien zu implementieren. Markus Ehrle, Senior Area Vice President, Country Manager EBU bei Salesforce, im funkschau-Interview über Hürden und Möglichkeiten der Industrie 4.0.

funkschau: Auf welchem Stand sind deutsche Unternehmen bezüglich der Industrie 4.0?
Markus Ehrle: Genau genommen beschäftigen sich alle Unternehmen – die einen mehr, die anderen weniger – mit der Industrie 4.0 und damit verbunden mit dem Internet der Dinge. Schon vor zehn Jahren haben die Mittelständler angefangen, die Daten ihrer Maschinen zu sammeln und auszuwerten. Diese Daten sind dann jedoch irgendwo in einer Datenbank gelandet. Dadurch, und auch mangels entsprechender Plattformen und Tools, hatten Abteilungen wie Vertrieb, Marketing oder Service keine Chance, diese Daten zu sehen, geschweige denn sie intelligent zu nutzen. Gleichzeitig hat sich eine echte kundenorientierte Vertriebskultur erst in der jüngeren Vergangenheit entwickelt. Inzwischen haben Maschinenbauer und Mittelständler verstanden, dass sich mit zusätzlichen Services zu den Produkten auch Geld verdienen lässt. Dafür müssen allerdings die traditionellen Silos, in denen Abteilungen jahrelang isoliert gearbeitet haben, aufgelöst werden und Entwicklung, Produktion, Vertrieb, Marketing und Service im Sinne der Industrie 4.0 engmaschig miteinander vernetzt werden. Die Herausforderung für die Unternehmen liegt darin zu verstehen, dass es nicht nur darum geht, ihre Produktionsmaschinen sowie die Abläufe in den Fertigungshallen zu digitalisieren oder auf der Office-Seite CRM-Systeme aufzubauen, sondern sich auf ihren Unternehmenszweck zu besinnen: Und das ist der Kunde. So gesehen ist es nicht nur eine Frage der Technologie, sondern auch der Kultur.

funkschau: Wie nehmen die Mitarbeiter es auf, wenn immer mehr Prozesse automatisiert werden?
Ehrle: Die Antwort auf die Frage „Ist die Digitalisierung Fluch oder Segen?“ ist meiner Meinung nach immer von der Perspektive abhängig. Die Digitalisierung eröffnet schier unendliche Chancen, die Welt der Arbeit zu verbessern, um sich darauf zu fokusieren die positiven Erkenntnisse zu verbessern sowie die negativen Zug um Zug auszumerzen. Im Service helfen neue Technologien zum Beispiel dabei, Kunden Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen, Anfragen schneller und zur Zufriedenheit der Kunden zu beantworten und mit vorausschauenden Funktionen Störungen gar nicht erst entstehen zu lassen. So kann der Servicemitarbeiter proaktiv anstatt reaktiv agieren, und einen wertvollen Beitrag zur Kundenzufriedenheit, gar Begeisterung leisten. Veränderungen gab es schon immer. Man nehme nur den Umstieg von Pferden und Kutschen auf das Auto. Das einzige was sich wirklich ändert, ist die Geschwindigkeit. Neue Entwicklungen folgen immer schneller aufeinander. Und diese Geschwindigkeit ist die wesentliche Challenge. Kritiker gab es dabei schon immer und wird es immer geben.

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