funkschau: Viele Studien heben hervor, dass Unternehmen auch aus Kostengründen die digitale Transformation vor sich herschieben. Wieso?
Ehrle: Ich glaube, das hat viel mit Missverständnissen zu tun. In Punkto Kundenerfahrung und intelligenter Datennutzung kann ich sagen: Niemand muss heute ein neues Rechenzentrum errichten, um kundenzentriert zu werden. Durch Technologien wie die Cloud und Subskriptions-basierte Lösungen können Unternehmen schnelle Resultate erzielen und gleichzeitig ihr vermeintliches finanzielles Risiko minimieren.
funkschau: Worauf müssen Unternehmen achten, um das volle Potential der Industrie 4.0 auszuschöpfen?
Ehrle: Sie müssen den Kunden in den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten stellen. Die meisten Unternehmen sind vor allem bemüht, ihre Shareholder zufrieden zu stellen und schlanker oder schneller zu werden. Dabei droht sich der Blick auf interne Prozesse zu verengen. Doch die Grundlage aller Geschäftstätigkeit ist der Kunde. Heute hat er global gesehen die freie Auswahl zwischen Anbietern, die sich durch Preis und Qualität kaum noch unterscheiden. Es müssen also neue Differenzierungsmerkmale herausgearbeitet werden. Ganz wesentlich ist dabei ein Kundenerlebnis, das überzeugt, begeistert und zur langfristigen Bindung an den Anbieter führt. Daher müssen auch Fertigungsunternehmen ihre Kunden wirklich kennenlernen und deren Anforderungen und Wünsche verstehen und sogar antizipieren.
funkschau: Welche Investitionen kommen hierbei auf Unternehmen zu?
Ehrle: Eine ausführliche kostentechnische Analyse würde ergeben, dass im Nachhinein keine höheren Kosten anfallen. Wichtig ist vor allem, dass man über mehrere Jahre rechnet. Die Skepsis der Unternehmen und die Überzeugung, dass sich trotz hoher Kosten die Kundenresonanz nicht bedeutend verändern wird, verleitet Unternehmen dazu, den Business-Case nicht weit genug zu denken. Wenn die Erkenntnis gereift ist, dass die Kundenerwartungen zweifellos steigen werden, und adäquat erfüllt werden müssen, lässt sich ein Business-Case auch quantifizieren. Das zeigen auch Auswertungen von zahlreichen Studien und Kundenzahlen.
funkschau: Viele Software Lösungen sind mittlerweile Cloud-Lösungen – die von Salesforces auch. Wie sieht es diesbezüglich im Hinblick auf die Datenschutzgrundverordnung aus?
Ehrle: Die DSGVO ist im Grunde genommen ein Segen. Erstmals wird genau definiert, was mit Kundendaten gemacht werden darf und was nicht. Und die Unternehmen müssen sicherstellen, dass eine Löschung der Daten jederzeit möglich ist. Technologie hilft dabei, diese Auflagen zu erfüllen.