Privat, dezent, für Eingeweihte – schon das Wort Private Cloud schafft Privatsphäre und vermittelt ein Gefühl der Sicherheit. Doch zu viel Gefühl kann teuer sein. Für wen lohnt sich eine Private Cloud, für wen hingegen ist sie überdimensioniert?
Neunzig Prozent der Unternehmen hegen Sicherheitsbedenken
gegenüber der Cloud – vorrangig bei der Public Cloud. Ganz oben rangieren dabei die Angst vor Datenlecks, vor Verletzung der Privatsphäre und vor Vertrauensbruch. Die private Wolke verspricht Anwendern eine eigene Insel im unendlichen performancestarken Wolkenmeer – betrieben entweder im eigenen Rechenzentrum als Corporate Cloud oder im externen Rechenzentrum mit dedizierter Hardware. Seltener mieten Anwender eine Managed Private Cloud bei einem Cloud Provider.
Ausreichend Bedarf für die Private Cloud?
Cloud Computing liefert große, flexibel skalierbare Rechen- und Speicherressourcen. Es federt Lastspitzen ab und überbrückt Unterbrechungen. Kleine bis mittlere Firmen reizen diese Vorzüge selten aus, weil ihnen dazu schlicht die nötige Materialfülle fehlt. Die Folge: Kapazitäten liegen brach, was Kosten in die Höhe treibt. Besonders in puncto ständige Verfügbarkeit schlägt der Überaufwand zu Buche. Unterbrechungen kommen immer wieder vor, beispielsweise bei Wartungen. Deshalb besteht eine Cloud aus mehreren miteinander verbundenen Rechnerumgebungen. Bei einer Wartung auf Host eins ziehen die virtuellen Anlagen einfach auf Nummer zwei um und arbeiten nahtlos dort weiter. Treten Probleme mit einem Host auf, startet VMware via Hochverfügbarkeitsfunktion die betroffenen virtuellen Maschinen auf einem anderen Host neu. Dazu muss der Storage-Knoten die Daten ohne Umschweife parat haben. Das bedeutet, die Private Cloud verlangt eine Menge vorsorglichen Speicher und Material. Auch üppige Hardware-Reserven sind nötig, um zu jeder Zeit souverän Lastspitzen zu decken. In den meisten Fällen würde die Substanz von Kleinunternehmen und Mittelständlern noch nicht einmal einen Host zur Hälfte ausfüllen – geschweige denn zwei. Erst eine Menge von mehreren Hundert Gigabyte RAM schöpft die Kapazität einer Private Cloud mit dedizierter Hardware tatsächlich aus.
Sichere Mietbox im Self Storage Place
Eine Virtual Private Cloud (VPC) ist eine kleine private Nische in einer öffentlichen Internetwolke. Einige Anbieter vermieten dazu Server- und Speicherkapazität zusammen mit einem privaten Netzwerk. Das verwalten die Nutzer, als sei es ihr eigenes: Sie routen selbst oder richten Subnetze für Datenbanken ein. Auch ihre Sicherheitseinstellungen konfigurieren sie individuell. Für Web-Apps fügen sie am besten eine Netzwerk-Firewall sowie IPS oder eine spezielle Web-Application-Firewall hinzu. Denn Cloud heißt Schwarmbesitz. Es geht nicht darum, wem Hardware gehört, sondern darum, wie gut Daten geschützt sind. Bei den in Hackerkreisen populären Web-Apps gerät die Sicherheitslage schnell ins Schlingern. Schon eine Sicherheitslücke, ein nicht gepatchtes Betriebssystem genügt, um Datenklau Tür und Tor zu öffnen. In der VPC bleibt das nachbarschaftliche Treiben getrennt, die verschiedenen Mietparteien bekommen nichts voneinander mit und ihre Daten laufen isoliert voneinander. Für kleine bis mittlere Unternehmen lohnt sich diese Mietvariante, weil sie von der Cloud-Elastizität profitieren und Ressourcen frei skalieren können, ohne eigene Hardware zu pachten und eine Gesamtwolke zu beanspruchen.
Mix IT!
Müssen plötzlich auftretende Lastspitzen abgefangen werden und die exklusive Hardware bewältigt das erhöhte Datenaufkommen nicht? Dabei kann wertvolles Umsatzpotenzial verlorengehen. Neue Hardware für punktuelle Hochphasen zu kaufen, lohnt sich aber nicht – davon abgesehen, dass es Wochen dauern kann, bis das Equipment eintrifft. Hier spielt ein Mix aus Private und Public Cloud seine Stärken aus. Manche Provider bieten an, bei erhöhtem Leistungsbedarf den Betrieb um die nicht-exklusiv genutzte Infrastruktur in der Public Cloud zu erweitern. Das sichert reibungslosen Datenverkehr und damit durchgehenden Service. Theoretisch erhöht sich jedoch das Sicherheitsrisiko; faktisch gelingt es in dieser kurzen Zeit jedoch selbst versiertesten Hackern nicht, dies für einen Hypervisor-basierten Angriff zu nutzen.
Die R-Regel: Private Cloud bei Regularien, RAM und Regelmäßigkeit
Eine Private Cloud eignet sich für Organisationen, die strenge Compliance-Anforderungen erfüllen müssen – beispielsweise, weil sie mit vielen personenbezogenen medizinischen Daten umgehen. Ein dichtes Regularienwerk zwingt aus Sicherheitsgründen zum Betrieb auf eigener Hardware. Aus ökonomischer Sicht zahlen sich die höheren Kosten für die Private Cloud meist nur dann aus, wenn die Menge an CPU und RAM die gemietete Hardware dauerhaft auslastet. Für das Handling von Projekten oder Events, die nur mit schneller Skalierbarkeit zufriedenstellend laufen – dies kommt zum Beispiel bei Werbeagenturen und Medienunternehmen häufig vor – stellen flexible Ressourcen aus der Public Cloud die bessere Wahl dar.
Axel Dunkel ist Gründer und Geschäftsführer der Dunkel GmbH