Die Ansprüche und Anforderungen an FTTX-Software sind hoch. Das Softwarehaus IMS aus Dinslaken hat es trotzdem gewagt und die erste FTTX-Cloud-Anwendung im Markt entwickelt. Im Pilotprojekt hat ein Planungsbüro aus der Nähe von Hannover mit der Cloud-Lösung ein Glasfaser-Netz in Schleswig-Holstein geplant. Der Zeitrahmen war eng gesteckt, so dass die Cloud-Lösung einen Vorteil direkt ausspielen konnte: Weder Installation noch Konfiguration waren notwendig, was bei der Komplexität solcher Planungsprogramme leicht eine Woche
Arbeit ausmachen kann. Nach Erhalt der Login-Daten konnte begonnen werden.
Für die Cloud-Lösung spricht außerdem die Kostenersparnis. Das Büro konnte ein leistungsfähiges FTTX-Planungstool nutzen, ohne spezielle Hardware kaufen zu müssen. Mit Blick auf die integrierten GIS-Systeme und die notwendige Rechenleistung ist es mit einem Server von der Stange nicht getan. Wesentlich sind schnell taktende CPUs, Hochleistungs-Grafikkarten, minimal 32 GB Arbeitsspeicher, eine SSD als Startlaufwerk und schnelle Festplatten für die Arbeitsdaten, dazu ein RAID-System für die Backup-Datensicherung und eine USV, die den Server versorgen kann, bis er sauber heruntergefahren ist. Die Kosten der nötigen Komponenten sind im unteren zweistelligen Tausendbereich angesiedelt.
Doch dann fehlt noch die Software. Bei den Softwarelizenzen schlägt vor allem das Geoinformationssystem ins Kontor: Höhere fünfstellige Eurobeträge für eine Lizenz sind realistisch. Die eigentliche FTTX-Planungssoftware ist dagegen auch schon für ein Zehntel der Summe zu haben. Rechnet man Hard- und Software zusammen, muss für einen Planungs-PC für FTTX-Netze eine sechsstellige Summe investiert werden – Kosten, die eine Cloud-Lösung einzusparen hilft.
Die Cloud-Nutzung liegt auf den Monat herunter gebrochen bei rund 60 Prozent einer On-premise-Lösung. In einem Kostenvergleich haben die Planer und das Softwarehaus IMS den ROI einer On-premise-Lösung errechnet. Bei optimaler Auslastung einer lokal betriebenen Lösung wäre der Break-even, also der Zeitpunkt, ab dem die hauseigene Lösung günstiger als die Cloud-Lösung wäre, nach frühestens 24 Monaten erreicht. Da auch die emsigsten Planer kaum unter Vollauslastung arbeiten, sind im Regelfall mindestens drei Jahre nötig, bis der Kostenvorteil einer Inhouse-Lösung zum Tragen kommt. Dann allerdings ist oft schon der nächste Update-Zyklus für Soft- und Hardware fällig.
Noch einen dritten Grund gab es für die Lösung aus der Datenwolke: Über ein Bau- und Auftragsmanagement lassen sich alle Projekte in Form einer elektronischen Bauakte komfortabel steuern und kontrollieren. Beauftragungen von Firmen, die Steuerung einzelner Arbeitsschritte oder die Ausgabe von Planungsunterlagen werden dokumentenecht hinterlegt und gepflegt. Die Verfolgung des aktuellen Baufortschritts und der Verlauf von Kosten und Aufwänden werden zuverlässig nachgehalten und stehen jederzeit in aktueller Form zur Verfügung. Es lässt sich mit beliebiger Hardware jederzeit und von überall auf die Planungsunterlagen zugreifen, und zwar von jedem, der an dem Projekt beteiligt ist. Der Planer kann die Planungsunterlagen ebenso wie der Bauherr in seinem Büro und der Bauarbeiter draußen an der Baustelle mit einem webfähigen Gerät einsehen. Das hilft immens, die Daten aktuell zu halten, denn Änderungen beim Ausbau der Trasse können selbst mit einem Smartphone auf der Baustelle unmittelbar bearbeitet werden.
Möglich macht diese Flexibilität moderne Webtechnologie auf Basis von HTML-5. Mit ihr kann die Cloud-Lösung „IMSWARE.FTTx Cloud“ unter anderem Rücksicht auf die Bildschirmgröße des Anzeigegerätes nehmen und die Datenmenge entsprechend anpassen. Zudem setzt sie ein optimiertes Kompressionsverfahren ein, um die Datenmengen klein zu halten, so dass selbst mit Edge-Verbindungen zivil gearbeitet werden kann.
Obwohl die Rechenarbeit auf einem Server in der Ferne erfolgt, steht dem Planer seine lokale Peripherie zur Verfügung: Festplatten, USB-Sticks, Drucker und Plotter im Büro können für die Arbeit wie bei einer Desktop-Anwendung genutzt werden, PDFs lassen sich direkt generieren und lokal ablegen. Die Versionierung von Arbeitsergebnissen ist ebenso einfach möglich, wie die Lieferung eines Zwischenstandes der Arbeiten auf Papier oder als Datei an Kunden – insofern sie nicht direkt auf den Plan schauen wollen, was sich natürlich auch machen lässt. Nötig sind dazu nur die Login-Daten.
Doch wenn der direkte physische Zugriff auf den Server nicht möglich ist, wie steht es dann mit Ausfallsicherheit, Backup und Datenschutz? Schließlich sind die Daten von Datennetzen ohne Frage wertvoll und sensibel. Die erste Cloud-Lösung zur Planung von FTTX-Netzen verhält sich hier wie ein alter Hase: Sie ist an einem deutschen Server-Standort gehostet, an einem zweiten deutschen Standort gespiegelt, und es gibt einen Datenschutzbeauftragten, der die Privatsphäre der Daten überwacht. Die Server sind virtualisiert und haben eine garantierte Ausfallsicherheit von 99,95 Prozent, Backups erfolgen mehrfach täglich, Optionen für Database-Replication und Desaster-Recovery sind eingebunden. Die Datenzuleitung erfolgt über Glasfaser von verschiedenen Carriern an unterschiedlichen Stellen im Gebäude – alles klassischer Server-Service, der nun noch ein bisschen Feinschliff bekommen soll. „Wir werden einige Kleinigkeiten unter der Haube verbessern und die Anbindung an ein leistungsfähiges Rechenzentrum schaffen, damit wir auch bei umfangreichen Aufträgen alle Kunden flüssig bedienen können“, sagt Bernhard Affelt von IMS. Die Arbeiten hierfür sind bereits in vollem Gang, so dass die Cloud-Lösung noch im dritten Quartal ihren Rollout haben dürfte.