IDC unterscheidet beim Datenanalyseort zwischen Core, Edge und Endpoint. Beim Core Computing werden IoT-Daten in das Data Center übertragen. Die Datenanalyse kann aber auch in der Nähe oder im IoT Endpoint selbst stattfinden. Die Wahl des Ortes der Datenanalyse hängt stark davon ab, wie zeitkritisch die Daten verfügbar sein müssen. Je nach Anwendungsfall müssen Entscheidungen nahezu in Echtzeit stattfinden. Ein plakatives Beispiel hierfür ist das Connected Car: IoT-Daten, die erst ausgewertet vorliegen, nachdem ein Unfall passiert ist, liefern keinen Mehrwert mehr.
IDC geht davon aus, dass bis 2019 40 Prozent der IoT-Daten im oder in der Nähe des vernetzten Objekts verarbeitet werden. Die Studienergebnisse stützen diese Prognose: Edge Computing wird aktuell von 14 Prozent der Firmen eingesetzt, weitere 32 Prozent planen einen Einsatz bis Ende des Jahres. Zu den wichtigsten technischen Faktoren, die bei der Wahl des Analyseortes zu berücksichtigen sind, zählen die Latenzzeit, die verfügbare Bandbreite, die Menge der zu übertragenden IoT-Daten und der bereits angesprochene Faktor Zeit hinsichtlich der Datenanalyse. Auf dem Sprung in die IoT Deployments: 38 Prozent wollen Blockchain für ihre IoT-Projekte nutzen.
Wird Blockchain überbewertet?
Blockchain gewährleistet die Integrität von Transaktionen über das Netzwerk zwischen beliebigen Entitäten. IDC beobachtet, dass die grundlegenden Prinzipien der Blockchain auch auf IoT-Projekte übertragen werden können, beispielsweise um Transaktionen zu belegen und abzusichern. Die befragten Unternehmen schätzen an Blockchain vor allem die Durchführung von mehreren Transaktionen in kürzerer Zeit (43 Prozent), die Absicherung der IoT-Daten (41 Prozent) sowie die bessere Nachweisbarkeit der Kontrollkette (36 Prozent). So will beispielsweise die Logistikbranche mit Smart-Contracts-Anwendungen die Supply Chain optimieren.
Zwar sind IoT-Lösungen in Kombination mit Blockchain hierzulande aktuell noch nicht weit verbreitet, allerdings haben 38 Prozent der befragten deutschen Unternehmen den Einsatz entsprechender Lösungen innerhalb der nächsten 12 Monate in der Planung. “Trotz der Vorteile, die Blockchain ohne Frage bietet, führt der aktuelle Hype schnell zu einer Überbewertung. Der immens hohe Bedarf an Rechen- und Speicherressourcen sollte nicht unterschätzt werden. Blockchain ist daher nicht zwingend das Mittel der Wahl für alle IoT-Anwendungen”, warnt Schulte.
Fazit
Die IDC Studie zeigt: Unternehmen haben zwar die Vorteile erkannt, dennoch fällt es ihnen weiterhin schwer, IoT-Projekte an den Start zu bringen und gewinnbringend für die Organisation einzusetzen. Außer Frage steht allerdings, dass die Herausforderungen im Hinblick auf die fortschreitende Digitalisierung dringend adressiert werden müssen.
Edge Computing, neue Connectivity-Standards oder Blockchain eröffnen viele Möglichkeiten, machen die Entscheidung für die ideale Lösungszusammenstellung allerdings auch nicht unbedingt einfacher. IDC sieht hier ganz klar die IoT-Anbieter in der Pflicht, nachzubessern: Angebote müssen künftig weniger komplex werden. Zudem wünschen sich Anwenderorganisationen ganzheitliche Lösungen, die durch Partnerschaften mit anderen Akteuren möglich werden würden – darauf sollte der Markt unbedingt reagieren.
Dennoch sind vor allem die Anwender selbst gefragt. Firmen müssen die Umsetzung ihrer IoT-Pläne endlich anpacken und ihre Lethargie ablegen. IoT ist keine Zukunftsmusik mehr, sondern entscheidend für die digitale Transformation. Anhand der Studienergebnisse lässt sich ablesen, dass 2018 gute Chancen hat, als das Jahr des IoT-Durchbruchs in Deutschland in die Geschichte einzugehen. Die Firmen sind ambitioniert, die Budgets allokiert – also eine durchaus vielversprechende Ausgangslage für die Trendwende.