Ein Interview mit Dirk Backofen, Leiter Marketing Geschäftskunden bei der Telekom Deutschland.
funkschau: Herr Backofen, welche Punkte muss ein Unternehmen vor dem Einstieg in die Cloud klären?
Dirk Backofen: Wichtig sind die Beweggründe: Will ich mit Hilfe der Cloud Kosten reduzieren, ein bestimmtes Problem mit einer Anwendung oder Hardware lösen oder zum Beispiel neue Funktionen einer Applikation nutzen? Von diesen Antworten hängt ab, in welchem Umfang sich der Umstieg lohnt. Allerdings ist nicht jede Anwendung virtuell abbildbar. Und Firmen sollten sich darüber Gedanken machen, welches Cloud-Modell das richtige für sie ist.
funkschau: Wie finde ich heraus, welche Wolke für meine Firma passt?
Backofen: Indem ich zunächst meine Anforderungen definiere. In der Public-Cloud teilen sich mehrere Unternehmen ein und dieselbe Plattform. Das ist zwar für die Kunden günstiger, aber sie müssen auch mit weniger Funktionen auskommen. Außerdem haben sie in der Public-Cloud weniger Flexibilität. Mehr Freiheiten, Sicherheit und Möglichkeiten zur Individualisierung bringt die Private-Cloud mit sich. Schließlich wird der Server beziehungsweise die Anwendung bei diesem Modell ja exklusiv für einen Kunden im Rechenzentrum betrieben. Das wiederum hat seinen Preis.
funkschau: Was kann ich tun, damit die Kosten im Rahmen bleiben?
Backofen: Firmen sollten ihren Einstieg in die Cloud-Welt im Vorfeld genau planen. Es gibt zum Beispiel Systeme, die in der Cloud relativ viel Bandbreite benötigen, um vernünftig und rund um die Uhr zu laufen. Also muss das Unternehmen bedenken, dass sie gegebenenfalls ihre Internetanbindung parallel aufstocken müssen. Ein typisches Beispiel hierfür sind CAD-Anwendungen, die mit Datenbanken verknüpft sind und permanent große Datenmengen austauschen und synchronisieren. Neben der notwendigen Bandbreite ist hier noch ein weiterer Aspekt entscheidend. Es gibt viele größere Mittelständler, die bis zu 100 Anwendungen im Einsatz haben, die miteinander verbunden sind und sich nicht so einfach auseinanderreißen lassen. Sollen diese in die Cloud wandern, kann die Migration aufwändig sein und muss dementsprechend gut vorbereitet werden – indem man sämtliche Firmen-Prozesse betrachtet. Wichtig ist auch die Überlegung, ob sich für das jeweilige Unternehmen zum Beispiel eine Private-Cloud überhaupt rechnet. Angenommen eine Firma denkt darüber nach, ihren E-Mail-Server in die Wolke zu verlagern. Das Outsourcing in die Private-Cloud lohnt sich nur dann, wenn auch der ganze Server genutzt wird. Wandern nur wenige Postfächer in die Wolke, sind die Kosten für einen exklusiv betriebenen Server zu hoch, und man sollte überlegen, auf das Public-Cloud-Modell umzuschwenken.
funkschau: Welche Empfehlungen können Sie Firmen mit auf den Weg geben?
Backofen: Je individueller die IT im Unternehmen ist, umso aufwändiger kann auch der Weg in die Cloud werden. Gleichzeitig gewinnen Firmen mit der Cloud an Flexibilität. Die Ressourcen lassen sich viel besser an den jeweiligen Bedarf anpassen als beim Eigenbetrieb. Gerade Unternehmen, die zum Beispiel im Weihnachtsgeschäft mehr Kapazitäten benötigen als den Rest des Jahres, profitieren. Denn sie müssen Rechenleistung, Bandbreite und Co. nicht das ganze Jahr vorhalten und reduzieren so ihre Kosten, beziehungsweise können besser kalkulieren. Darüber hinaus sorgt die Cloud für mehr Sicherheit. Denn in einem hochsicheren, zertifizierten Rechenzentrum eines professionellen Dienstleisters in Deutschland sind die Daten viel besser aufgehoben als im eigenen Unternehmen.