Um diese Herausforderungen zu meistern, braucht es einen umfassenden, integrierten Lösungsansatz. Anstatt alte und neue Produktsparten separat zu betrachten, sollten Unternehmen übergreifende Kernkompetenzen entwickeln, die sich individuell auf die jeweiligen Produkte zuschneiden lassen. Auf diese Weise entstehen neue Synergien, die sich positiv auf die Markenpositionierung, das Kundenerlebnis und die Produkteinführungszeiten auswirken. Folgende Faktoren gehören zu einem nachhaltigen, integrierten Ansatz:
Ein offenes Partnerökosystem unterstützt Unternehmen dabei, der Koexistenz digitaler Angebote und bestehender Produkte Herr zu werden. Digitale Unternehmen setzen bereits auf Open-Source-Software und das Teilen ihres geistigen Eigentums mit einem Partnernetzwerk, um die Effizienz im Unternehmen zu erhöhen und eine Wertsteigerung zu gewährleisten. Um ein solches Ökosystem aufzubauen und gemeinsam an Produktinnovationen zu arbeiten, benötigt es ein starkes Partner-Onboarding, Richtlinien für diverse Entscheidungsprozesse und den Umgang mit Innovationen von der Idee bis hin zur Markteinführung. Auch muss der Schutz des geistigen Eigentums zu jeder Zeit gewährleistet sein.
Um den Kunden in den Mittelpunkt des Geschehens zu rücken, muss ein Unternehmen erst seine Bedürfnisse und Wünsche verstehen, um dementsprechend handeln zu können. Traditionelle Unternehmen legen hier den Fokus oftmals noch auf eine schnelle Prozessdurchlaufszeit. Digitale Unternehmen wie Google oder Amazon richten bereits ihre Unternehmenskultur und Arbeitsabläufe auf den Kunden aus. Unternehmen sollten hier die Customer Journey und das Kundenerlebnis für jedes einzelne Produkt verbessern. Das kann durch die Personalisierung von Services, Empfehlungen oder durch den Einsatz von Design-Thinking-Modellen geschehen. Machine Learning wird ein zentraler Faktor der Interaktionen mit Kunden werden, um deren Anforderungen zielgerichteter zu verstehen und zu erfüllen.
Um Arbeitsabläufe zu beschleunigen, Entscheidungen zu dezentralisieren und der Bürokratie entgegenzuwirken, müssen Unternehmen in der Lage sein, über alle Abteilungen hinweg flexibler zu agieren. Ein erfolgreicher Ansatz umfasst eine Matrix-Struktur und Governance-Modelle, die dezentrale Entscheidungsfindungen fördern. Eine neue IT-Struktur trägt ebenfalls zu diesem Prozess bei.
Daten und ihre Analysen sind der Treibstoff des digitalen Geschäfts. Jedoch haben viele traditionelle Unternehmen diesen noch nicht in ihre Entscheidungen und die Entwicklung neuer Produkte integriert. Um das erfolgreich umzusetzen, muss vor allem auf Führungsebene ein Umdenken stattfinden, um den Wert und die Algorithmen zu verstehen, die für die neuen Einblicke verantwortlich sind. Gerade Mitarbeiter mit regelmäßigem Kundenkontakt nutzen diesen Datenschatz noch viel zu selten. Jedoch bringt gerade das direkte Feedback der Kunden einen enormen Mehrwert für Unternehmen. Analysen und Künstliche-Intelligenz (KI)-Plattformen helfen beim Management der Datenmengen und dem Aufbrechen von Datensilos. So erhalten Unternehmen einen 720 Grad Blick auf das Kaufverhalten ihrer Kunden sowie ihre Bedürfnisse und Wünsche, in der neuen und alten Produktwelt.
Gerade bei bestehenden Produkten sind bestimmte Prozesse bereits seit Jahren fest etabliert. Das digitale Business ist schnelllebig und lebt von dynamischen Geschäftsmodellen, die sich ständig weiterentwickeln. Unternehmen müssen also die Kompetenz entwickeln, ihre Modelle stetig anzupassen, um im Wettbewerb zu bestehen.
Ein umfassender integrierter Ansatz hilft so Unternehmen, die Aktualisierung von traditionellen und neuen, digitalen Produkten zu meistern. Dazu ist ein Umdenken im Unternehmen notwendig, um einen reibungslosen Übergang in die digitale Welt von morgen zu garantieren.
Tom Lurtz ist Associate Partner und Leiter Digital Transformation Practice bei Infosys Consulting