Bedenken bezüglich der Zuverlässigkeit von Cloud-Telefonie-Lösungen erteilt Christoph Wichmann, Geschäftsführer bei Voiceworks, eine Absage. Die Gefahr eines Ausfalls soll minimal sein.
funkschau: Was macht gerade den deutschen Markt für Sie interessant? Ist hier die Zurückhaltung gegenüber Cloud-Diensten nicht besonders hoch?
Christoph Wichmann: Der deutsche Markt, welcher der größte in der EU ist, befindet sich im Umbruch. Dass die Telekom das Ende von ISDN angekündigt hat, wirkt wie ein Katalysator auf die Nachfrage nach VoIP-Lösungen. In Deutschland kommt eine weitere Besonderheit hinzu. Der Channel beherrscht hier zwar den Markt, aber bisher gab es niemanden, der eine Lösung parat hatte, mit der der Channel seine Kundenbeziehung in eigener Hand behalten und trotzdem einen Cloud-Service anbieten kann. Unser Whitelabel-Konzept macht es nun möglich. Unsere Vertragspartner vermitteln die Voiceworks-Lösung unter ihrem eigenen Namen und müssen damit nicht Teile ihres Leistungsspektrums auslagern.
funkschau: Oft werden etwaige Ausfälle und der fehlende direkte Zugriff für IT-Verantwortliche als Argumente gegen Cloud-Telefonie angeführt. Gibt es hier Gegenargumente?
Wichmann: Die Leistung und Zuverlässigkeit einer Cloud-PBX ist im professionellen Rechenzentrum meist höher als bei einer Anlage vor Ort, so dass unsere Kunden von dieser Situation profitieren. Die Voiceworks-Plattform arbeitet vollständig cloudbasiert, wird 24 Stunden am Tag betreut und ist immer online. Die Risiken eines Ausfalls sind minimal. Unsere Partner und deren Kunden erhalten außerdem online jederzeit und von überall Zugriff auf das Management der Cloud-Anlage.
funkschau: Was haben Kunden für Möglichkeiten, wenn es doch zu Ausfällen oder Störungen kommt?
Wichmann: Bei der Entwicklung der Voiceworks Managed-Voice-Plattform stand eine zuverlässige Erreichbarkeit im Fokus. Wir setzen kontinuierlich auf die neueste Technologie. Die IP-Centrex ist in der Cloud immer erreichbar. Zusätzlich können die Kunden auf unsere Mobilfunk-Lösung ausweichen, die alle Funktionen einer Telefonanlage bietet. Nur wenn unser zentrales Netz als Carrier ausfällt, wäre der Kunde tatsächlich abgeschnitten. Das System verfügt aber über mehrfache Sicherungsmechanismen, die einen solchen Ausfall bisher verhindert haben. Letztlich sollte man bedenken, dass Unternehmen selbst ohne VoIP im Bereich ihrer IT schon länger auf eine stabile Datenverbindung angewiesen sind und die Infrastruktur in den vergangenen Jahren stetig ausgebaut wurde.
funkschau: Falls sich ein Neukunde für Cloud-Telefonie entscheidet, wie gestaltet sich die Migration? Was muss er vorbereiten, welche Infrastruktur wird vorausgesetzt und wo sehen Sie die größten Stolpersteine?
Wichmann: Zunächst benötigen Kunden eine geeignete lokale Infrastruktur mit genügend Bandbreite. Voiceworks kann hierbei als Provider fungieren. Außerdem muss der Endanwender über eine für VoIP-Telefonie geeignete Hardware verfügen. Meistens können wir die IP-Telefonie direkt neben einer bestehenden Lösung implementieren. Wenn alle Services konfiguriert und geprüft wurden, werden die Telefonnummern übertragen und der Dienst steht unmittelbar zur Verfügung.
funkschau: Ist Cloud-Telefonie für alle Branchen geeignet? Lassen sich strenge Datenschutzbestimmungen wie die der Finanz- oder Versicherungs-Branche abbilden?
Wichmann: Als Telekommunikationsanbieter unterliegen wir den strengen deutschen Gesetzen. Bezogen auf die Zugangstechnologie kann der Kunde sich entscheiden, ob er über eine geschützte VPN-Verbindung oder weltweit über jeden IP-Anschluss telefonieren will. Von daher sehen wir generell keine Einschränkung im Einsatzbereich aufgrund von Datenschutzbestimmungen.
funkschau: Gibt es Unternehmen, bei denen sich der Umstieg, beispielsweise aufgrund hoher Migrationskosten, nicht eignet?
Wichmann: Der Managed-Voice-Service eignet sich grundsätzlich für jedes Unternehmen, egal ob groß oder klein, das mehr Kontrolle über seine Kommunikation, eine erhöhte Erreichbarkeit oder einen präziseren Einblick in seine Telefonkosten wünscht. Es gibt aber auch spezielle Szenarien, zum Beispiel bei Unternehmen mit großem Werksgelände und eigener Werksfeuerwehr, bei denen lokale Lösungen eingebunden werden müssen oder der Umstieg aus wirtschaftlicher Perspektive kurzfristig nicht sinnvoll erscheint. Diese Beispiele machen jedoch nur wenige Prozent des Marktes aus und liegen außerhalb unserer Zielgruppe.