Die Digitalisierung von Geschäftsprozessen ist nicht mehr aufzuhalten. Die Cloudifizierung steht jedoch erst am Anfang. Doch wenn es darum geht, die internen Prozesse neu zu gestalten, wird oftmals lediglich das Front-End betrachtet.
Die Schnittstellen, an denen Kundenkontakt besteht, werden oft detailliert umstrukturiert und optimiert. Gleichzeitig wird das Back-End jedoch enorm vernachlässigt. Doch was bringt die schönste und exakt an der User-Experience orientierte Webseite, wenn die Technologie, auf der jene Prozesse laufen, nicht an die neuen Anforderungen angepasst wird.
Wenn Kunden auf einer Website mit Echtzeitinformationen bedient werden sollen, die technische Infrastruktur dies aber nicht liefern kann, ist das nicht optimal. Langfristig ist ein solcher Zustand nicht haltbar und System-ausfälle sind vorprogrammiert. Früher oder später wird es auch Probleme mit der Kompatibilität von Soft- und Hardware geben. Schwerfällige Altsysteme und Inhouse-Server können mit deren Entwicklung nicht mithalten, entsprechende Einschnitte sind dann nur eine Frage der Zeit. Auch sicherheitstechnisch stellen interne Datacenter ein schwer kalkulierbares Risiko dar, da die Technologie aufgrund ihres Alters immer anfälliger für Hardware-Fehler wird.
Der natürliche Weg ist daher die Migration der Unternehmensinfrastruktur in die Cloud. Aber auch dieser Schritt stellt die IT-Verantwortlichen vor eine Herausforderung, die nicht zu unterschätzen ist. Firmen sollten sich im vornherein darüber im Klaren sein, dass eine Cloudifizierung viele Veränderungen bedeutet; es sollten alle möglichen Szenarien durchgespielt werden, bevor der Prozess in Gang gesetzt wird. Nur so ist eine Reduktion von Risiken und Überraschungen auf ein Minimum möglich.
Checkliste vor der Migration
Sobald innerhalb eines Unternehmens die Entscheidung für die Cloudifizierung der Geschäftsprozesse gefallen ist, müssen die vorhandenen Strukturen analysiert, zukünftige Bedürfnisse und Wünsche formuliert, sowie die Vorgehensweise des Prozesses geplant werden.
1. Altbestand untersuchen
Der Fokus sollte zunächst auf dem Altbestand liegen: Wie ist der aktuelle Bestand aufgestellt? Worauf laufen die Anwendungen? Wie ist ihre Performance? Bei einem Eins-zu-Eins-Vergleich von Erwartung und Wirklichkeit kann einiges zutage kommen, dessen sich Verantwortliche nicht bewusst sind. Für eine ganzheitliche Sicht auf das System und einen notwendigen Perspektivwechsel, hilft ein enger Austausch zwischen allen Beteiligten, von der IT-Abteilung bis zur Geschäftsführung. Eine ausführliche Analyse über die Vor- und Nachteile der Legacy-Infrastruktur bildet die Grundlage für den nächsten Schritt und sollte auf keinen Fall ausgelassen werden.
2. Bedürfnisse formulieren
Nach einer dezidierten Untersuchung des aktuellen Bestandes können im nächsten Schritt die Bedürfnisse an die zukünftige Architektur und Infrastruktur formuliert werden. Ableitend aus der vorangegangenen Untersuchung des Altbestandes gilt es eine neue Struktur zu formen, die sich den eigenen Bedarfen bestmöglich anpasst. Wie soll der zukünftige Bestand aussehen? Welche Programme sind nötig, um die Funktionalität der aktuellen und zukünftigen Services zu gewährleisten? Welcher Cloud-Anbieter kann diese Bedürfnisse tatsächlich abbilden?
3. Team-Building
Auch personell bedeutet eine Migration Veränderungen. Das aufzustellende Team muss den gesamten Prozess begleiten und im Sinne der ursprünglichen Idee vorantreiben. Dazu bedarf es einer genauen Klärung der Zuständigkeiten und eine Kombination aus Architekten, Entwicklern und Projektmanagern, sowie eine Führungsebene, die hinter dem Projekt steht. Häufig wird die Relevanz einer aufgeschlossenen Einstellung für den Erfolg einer Cloud-Migration unterschätzt. Ebenso ist die Agilität des gesamten Unternehmens für die Erreichung des gewünschten Ziels unerlässlich. Kurze und offene Kommunikationswege erleichtern nicht nur die Umsetzung, sie haben einen massiven Einfluss auf Erfolg oder Misserfolg.
4. Budget und Timeline
Auch die Höhe des Budgets ist ein relevanter Aspekt in der Planung. Unrealistische Vorstellungen gehören über Bord geworfen; es sollte lieber großzügig geplant werden, um keine bösen Überraschungen zu erleben. So verhält es sich auch mit dem Zeitplan. Je enger die Timeline ist, desto wahrscheinlicher sind Frustration und Chaos. Bredouillen können grundsätzlich durch ausreichende Puffer der Zielkorridore vermieden werden.