Cloudifizierung

Viele Wege führen in die Cloud

2. September 2019, 16:03 Uhr | Autor: Onur Aksoy / Redaktion: Sabine Narloch

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Masterplan ade

Es gibt keinen Masterplan, wie eine Cloud-Migration ablaufen sollte, um von Erfolg gekrönt zu sein. Jedes Unternehmen hat individuelle Bedürfnisse, auf die einzugehen ist. Die genannten Punkte stellen eine Grundlage dar, um sich dem Projekt geordnet zu widmen. Die Checkliste hilft bei Festlegung des ersten Teils eines notwendigen Migrationsplans und kann um die spezifischen Bedarfe erweitert werden.

Wenn also Bedürfnisse, Team, Budget und Timeline feststehen, kann die Konzeption der konkreten technischen Vorgehensweise erfolgen. Deren Ablauf ist ebenfalls eine individuelle Entscheidung, bei der aus diversen Möglichkeiten gewählt werden kann.

Eine Möglichkeit ist beispielsweise die komplette Neuprogrammierung des gesamten Anwendungsökosystems. Ein solcher „Full Rebuild“ erfordert jedoch ein hohes Budget und birgt ein hohes Risiko; so ist nicht sichergestellt, ob jede Anwendung und jedes Programm eins zu eins neu gebaut werden kann. Dies ist zudem eine Frage der Kompetenzen, die gegeben sein müssen, um ein solches Projekt ad hoc zu stemmen. Einige Unternehmen lösen dieses Problem, indem sie das gesamte Projekt outsourcen und ein fertiges Paket zurückerhalten. Es ist fraglich, ob dies der eleganteste Weg ist, da eine Auslagerung nur temporär effizient ist. In Anbetracht der Relevanz der digitalen Infrastruktur für Unternehmen ist es nicht ratsam, diese Kernkompetenz abzugeben. Spätestens bei der Anwendung des neuen Systems tauchen die Kompetenz-Defizite schließlich erneut auf. Wer lediglich die Standardsoftware nutzt, für den mag dieses Vorgehen sinnvoll sein. Jedes System, das über die Standardanwendungen hinausgeht, sollte jedoch inhouse betreut werden können. Auch eine Migration per „Lift-and-Shift“ ist möglich. Dabei werden alle Anwendungen mit einem Mal in die Cloud gezogen, ohne Rücksicht auf einzelne Architekturen. Je nach Infrastruktur kann diese Methode gut gehen oder ein Desaster sein.

Mit Parallel-Strukturen zum Erfolg
Wer explodierende Kosten für das Migrationsprojekt vermeiden, eine kompetente interne Struktur aufbauen und sich nicht nur auf die Hilfe Dritter verlassen will, der setzt am besten auf den Weg der Parallel-Struktur. Dieser Weg schließt eine abrupte Umstellung mit ungewissen Folgen aus und gewährt die volle Kontrolle. Parallel-Strukturen, innerhalb derer zwei unterschiedliche Technologien nebenher laufen, also die Legacy-Struktur neben der Cloud-Struktur, ermöglichen einen sanften Übergang vom monolithischen Urzeitaufbau, hin zu einer zeitgemäßen dynamischen Umgebung.

Indem jede Anwendung, die neu in das System integriert wird, ohne Umwege in die Cloud gesetzt wird, kann die alte Welt Stück für Stück sterben. Wenn beispielsweise ein Online-Marktplatz um einen komplett neuen Geschäftsbereich erweitert wird, lohnt es sich, diesen sofort über die neue Struktur laufen zu lassen. Gleichzeitig werden die relevanten Bausteine der alten Welt nach und nach in die neue überführt.
Ein von Beginn an strukturiertes Monitoring stellt eine fehlerfreie Performance der neuen Anwendungen sicher. Bestehen architektonische Probleme, und muss wider Erwarten etwas anders programmiert werden, gibt das Monitoring-Tool Aufschluss darüber. Ein sauber geführtes Monitoring erhöht damit die Chance, Fehler frühzeitig zu erkennen und beheben zu können. Diese Chance kann jedoch nur wahrgenommen werden, wenn alle am Projekt Beteiligten eine effiziente Kommunikation pflegen. Kurze Kommunikationswege und eine schnelle Entscheidungsfindung sind der entscheidende Baustein für einen raschen und erfolgreichen Projektabschluss. Wenn zum Beispiel ein Entwickler ein Problem entdeckt, die Lösung jedoch erst von zwei Personen abgesegnet werden muss, von denen eine allerdings zur Zeit nicht erreichbar ist, wird die Reaktionsfähigkeit massiv eingeschränkt. Insbesondere bei Live-Anwendungen kann das weitreichende Folgen haben.

Kein Sprung ins Ungewisse
Wer seinen Sprung in die Cloud nicht ausreichend plant und bestimmte Szenarien nicht in Betracht zieht, wird schnell feststellen, dass er sich statt der erwarteten Erleichterung einen Klotz ans Bein gebunden hat. Es gibt ausreichend Beispiele für Cloudifizierungs-Projekte, in deren Verlauf sich aufgrund unterschiedlichster Faktoren so viele Fehler eingeschlichen haben, dass deren letztendlicher Abschluss ausschließlich durch enorme Budgetaufstockungen sichergestellt wurde. Doch das muss nicht sein. Die Aufstellung und Einhaltung eines realistischen Migrationsplans ermöglicht die erfolgreiche und effiziente Cloud-Migration. Wer dann seine neue Umgebung noch von Beginn an im Blick behält, der wird hinterher besser dastehen als zuvor und die enormen Vorteile der Cloud schnell schätzen lernen.

 

Onur Aksoy ist Regional Vice President DACH bei Datadog

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