Chronik: 90 Jahre funkschau

Wir schreiben Zukunft

2. Juli 2018, 14:17 Uhr | Redaktion funkschau

Fortsetzung des Artikels von Teil 3

1950er: Die Wirtschaftswunder-Jahre

funkschau 50er
Im Laufe der 50er Jahre veränderte sich das Titelblatt der funkschau...
© funkschau

Rock around the clock, Petticoats, Hits von Peter Alexander, Peter Kraus und Conny Froboess: In den 50er-Jahren kehrte das Leben zurück. Radio-Geräte für die Musikübertragung waren gefragt. Auch das neue Medium Fernsehen sowie Plattenspieler, Tonband- und Funksprechgeräte spielten thematisch eine große Rolle. Das Wirtschaftswunder erfasste auch die funkschau – sie wurde von Jahr zu Jahr hochwertiger produziert: Insbesondere die Papier- und Farbqualität der Titelseiten verbesserte sich merklich. Ende der 50er Jahre zierte das Heft ein Cover aus stabilem Papier. Die Motive darauf waren von mattem Glanz und der funkschau-Schriftzug erstrahlte in einem satter werdenden funkschau-Blau.

funkschau 50er
... und wurde in Qualität und Aufmachung immer hochwertiger.
© funkschau

Röhren, Röhren, Röhren
Bedingt durch den Fokus auf Radio- und Fernsehtechnik ging es inhaltlich viel um Röhren, sei es in den Artikeln als auch in den geschalteten Anzeigen. Seit 1951 lagen den Ausgaben zudem die so-genannten „Röhren-Dokumente“ bei, mittig platziert, um sie leicht herausnehmen zu können. Ab April 1952 wurde unter dem Titel „Elektronik“ eine neue Beilage eingeführt – ohne Erhöhung des Abonnementpreises. Diese Beilage wechselte sich mit den „Funktechnischen Arbeitsblättern“ und der „Funkschau-Schaltungssammlung“ ab. 1952 kam es zur Ausgründung der „Elektronik“ als selbstständige Zeitschrift, die noch heute bei den WEKA FACHMEDIEN zuhause ist Auf den funkschau-Seiten finden sich seitenweise Gleichungen, Diagramme, Bau- und Schaltpläne, um Geräte selbst zu bauen. Darunter beispielsweise eine Anleitung für einen transistorbestückten Geiger-Müller-Zähler zum Nachweis radioaktiver Strahlung (1959,1). Manch ein Produkt kommt dem heutigen Leser unerwartet vertraut vor, wie der elektronische Babysitter (1957, 3). Der Bau des in unserer Zeit als Babyfon bezeichneten Geräts ist laut Beschreibung „mit geringstem Material-Aufwand“ zu bewerkstelligen. „Die Schaltung weist keine Besonderheiten auf.“ Als Mikrofon kann eine „der preisgünstigen Kristall-Kapseln verwendet werden. (…) Im Interesse geringsten Stromverbrauchs wurde von einer Allstromschaltung abgesehen.“ Der Kostenpunkt für acht bis zehn Stunden Babysitter-Dienst wird am Ende des Beitrags gleich noch angegeben: „nur ein Pfennig“.

funkschau 50er Philips Röhren
Schattenwinkel, Klirrfaktor, Anodenspannung: technische Details in Wort und Diagramm
© funkschau

Das 21. Jahrhundert lässt grüßen
Schon damals beschäftigten Autoren- und Leserschaft Themen wie selbstfahrende Autos oder auch Denkmaschinen. Das ist der Titel des Editorials von Ingenieur Otto Limann zu Heft 17 im Jahr 1955. Es beginnt so: „Zu keiner Zeit hat es an Versuchen gefehlt, Maschinen nicht nur als nützliche mechanische Einrichtungen zu konstruieren, sondern ihnen auch Eigenschaften von Lebewesen zu verleihen.“ Es folgt ein historischer Exkurs, unter anderem zu einem Schachspielautomaten der Rokokozeit, der sich jedoch als Schwindel herausstellte: „In dem durch ein kompliziertes Räderwerk getarnten Inneren befand sich ein zwergenhaft gewachsener meisterhafter Schachspieler, der jede Partie gewann.“ Auch das Buch „Denkmaschinen“ von Louis Couffignal wird angesprochen, bevor Limann zum Schluss kommt, dass Maschinen wohl nicht „die schöpferischen Fähigkeiten des menschlichen Geistes selbst erreichen können“. Daher sei in den „Denkmaschinen“ keine Gefahr für den Menschen zu sehen.

Doch auch damals kannte man das Fremdeln gegenüber Innovationen. In den Ausführungen von Karl Tetzner (1958,24) findet sich eine allgemeingültige Antwort: „… es hat wohl noch keine technische Entwicklung gegeben, zu welcher Zeit auch immer, die anfangs nicht bekämpft worden ist. Das ist gesund, denn entweder setzt sie sich durch – oder sie tritt ab. Dann hat sie es (meistens) auch verdient.“ Tetzner kommt zum Schluss: „Eine Zeitschrift muß mit der Zeit gehen. Schließlich sind wir in erster Linie Chronisten, wir registrieren das Vorhandene und deuten auf das Kommende“. In diesem Sinne: Auf geht’s in die wilden Sechzigerjahre. sn


  1. Wir schreiben Zukunft
  2. 1920/30er: Vom Bastler zur funkschau
  3. 1940er: Dunkle Zeiten
  4. 1950er: Die Wirtschaftswunder-Jahre
  5. 1960er: Zeiten des Aufschwungs
  6. 1970er: Die funkschau legt zu
  7. 1980er: Die Zeichen stehen auf Veränderung
  8. 1990er: Von analog zu digital
  9. 2000er: Boom, Crash, Bang!
  10. 2010er: Der letzte Schritt ins Jetzt

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