1928 – vor 90 Jahren – legte der 1920 in München aus der Franzschen Hofbuchdruckerei hervorgegangene Franzis Verlag den Grundstein für eine der ältesten und traditionsreichsten Fachzeitschriften der Medienlandschaft: die funkschau. Dabei begann die Geschichte genaugenommen schon ein Jahr zuvor. Nachdem sich der Rundfunk in den 20er Jahren, trotz Nachkriegsnot, Armut und den desaströsen wirtschaftlichen Folgen des ersten Weltkriegs, in Deutschland etablieren konnte (hauptsächlich getrieben durch die Bemühungen des Radiopioniers Hans Bredow), wendete sich auch der Franzis Verlag der vielversprechenden Technologie zu. Es folgte die Veröffentlichung der „Bayerischen Radiozeitung“, die sowohl offizielles Organ des „Süddeutschen Radioklubs“ als auch europaweites Programmheft für Rundfunksendungen war. Schnell machten darüber hinaus technische Anleitungen einen gewichtigen Teil der Zeitung aus, immerhin kosteten einsatzbereite Radiogeräte noch Unsummen, viele Begeisterte griffen daher selbst zum Werkzeugkasten und benötigten entsprechende Basteltipps. 1927 fasste Franzis die gefragten Ratgeber in einer eigenen Beilage zusammen und taufte sie recht passend „Der Bastler“.
Es brauchte jedoch nur einige Monate, bis der Verlag und der damalige Chefredakteur Karl-Ernst Wacker die weitreichende Bedeutung der Technologie sowie das enorme Potenzial der Beiträge erkannten und beides in die entsprechende Form brachten. Ein Jahr zuvor gegründet, erschien der Bastler schon 1928 mit frischer Erscheinung und breiterem Themenspektrum erstmals unter dem Namen „Funkschau“. Titelgeschichte der Auftaktausgabe im Juli des Jahres: „Kann man Gedanken hören?“. Ein Beitrag, der bereits die Theorie der erst um diese Zeit initiierten Elektroenzephalografie mit den Möglichkeiten der Funktechnik zusammenführte und konkret aufzeigt, dass sich die funkschau seit jeher nicht vor visionären Themen gescheut hat – bis hin zum heute legendären, aber glücklicherweise rein fiktiven „Funkpolizisten“, der auf dem Titel der Märzausgabe 1931 sein martialisches Können zeigt.
In den Folgejahren lieferte der technische Fortschritt der funkschau mit dem Kurzwellenempfang und dem Fernsehen reichlich Stoff für eine einzigartige thematische Entwicklung: die Anleitungen und Tipps wurden komplexer, der Fokus immer breiter – bis 1933 die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten kam. Die darauf folgende Gleichschaltung der Medien lässt sich auch an vielen funkschau Ausgaben dieser Jahre ablesen. Durch nicht wenige Beiträge scheint die Propaganda der Nationalsozialisten, während die Texte besonders in den Kriegsjahren ab 1939 immer stärker auf miliärische Inhalte abzielten.
Wenn nicht im Politischen, gab es jedoch im Technischen einen leises Widerwort der Redaktion, wie Fachjournalist und Radiospezialist Peter von Bechen vor einigen Jahren in der funkschau schrieb. Demnach veröffentlichte die Fachzeitschrift auch weiterhin Bauanleitungen für leistungsfähige Radiogeräte, die „mühelos“ den Empfang von „Feindsendern“ ermöglichten – unbeeindruckt von möglichen Folgen. Denn wer bei den Sendern mithörte, wurde teils drakonisch bestraft. Darüber hinaus veröffentlichte die funkschau Ende 1934 Tipps für den Bau einer Radioalternative aus Teilen des „Volkempfängers“ mit deutlich besserer Leistung. Dass Autor Hans J. Wilhelmy das Gerät auch noch „Volkssuper“ taufte, wollte der Reichsrundfunkkammer laut von Bechen dann so gar nicht gefallen. Es folgte die unmissverständliche Aufforderung, den Namen nicht noch einmal zu veröffentlichen, da sonst die gesamte Auflage vernichtet werde. Wilhelmy wählte daraufhin den Titel „Vorkämpfer-Super“ für sein modifiziertes Gerät.
Bis auf wenige technische Spitzen gegen das NS-Regime waren die 30er Jahre aber auch für die funkschau geprägt von Gleichschaltung, Politisierung und dem anschließenden Notstand der dunklen Kriegsjahre. sta