Mit über 100.000 verkauften Exemplaren wurde die funkschau in den 70er-Jahren zum führenden Fachblatt für die Unterhaltungs-geräte-Industrie sowie für den Fachhandel. Karl Tetzner, seit 1965 Chefredakteur, entwickelte die funkschau in den 70er Jahren auch inhaltlich weiter. So schuf er für die zahlreichen Bauanleitungen Anfang des Jahrzehnts unter dem Titel „Praxis und Hobby“ eine eigene Rubrik. Besonders klangvoll war eine Überschrift aus dem Jahr 1972: „Tschebumm – ein elektronisches Schlagzeug“. Für das als „einfache Kompromisslösung“ eingestufte Rhythmusgerät wurden Silizium-Dioden und -Transistoren verwendet. Es gibt Ex-Mitglieder einer damaligen Allgäuer Rockband, die sich daran erinnern, dass manch ein Musikerkollege mehr damit beschäftigt war, das Equipment nach funkschau-Anleitungen zusammenzulöten, als zu musizieren.
Gut Ding will Weile haben
Eines der Hauptthemen dieser Jahre war das Fernsehen. Im Jahr 1971 wird unter anderem von den Trickmöglichkeiten des Farbfernsehens durch das Blau-Stanzverfahren berichtet, von einem „farbtüchtigen Kassetten-Videorecorder“ oder einem belgischen Kabelfernsehnetz für neun Programme. In Deutschland sind Kabelfernseh-Pilotprojekte noch auf einem eher „mühsamen Weg“, wie am Ende des Jahrzehnts (1979,3) festgestellt wird. Auch im Hinblick auf die Entwicklung von Flachbildschirmen geht es den funkschau-Redakteuren offensichtlich zu langsam. Die Ungeduld auf dem Titel von Ausgabe 16 im Jahr 1975 ist herauszuhören – dort heißt es: „Der flache Bildschirm – wann?“. Und bei der von funkschau-Redakteur Herwig Feichtinger gestellten Frage, ob ein Spielfilm auf einen Chip passe, war seine Einschätzung eindeutig: Er sehe nicht, dass ein Videorecorder in wenigen Jahren oder Monaten technisch überholt sein würde. Feichtinger rechnet schließlich vor, dass man für das Aufzeichnen eines Spielfilms „ohne jegliche Mechanik“ im Elektronikladen „rund vier Millionen“ Chips kaufen müsste, die ein Gewicht „von rund fünf Tonnen“ Gewicht hätten. Ein (er-)schlagendes Argument. Im Februar 1972 kam erst einmal das Fernsehen zur funkschau und die Redaktionsräume verwandelten sich in ein Studio. Chef-redakteur Karl Tetzner wurde zum Thema „Technik der audiovisuellen Zukunft“ interviewt. Doch der 16-mm-Filmstreifen stellte sich wenige Tage danach als beschädigt heraus, die Aufnahme war unbrauchbar. Da der Sendetermin drückte, fuhr Tetzner für Studio-Aufnahmen nach Hamburg. Dort wurde das Gespräch wiederholt – so kam zwar das Interview ins Fernsehen, nicht aber die funkschau-Räume.
Ein Computer für die Redaktion
Ende der 70er bahnte sich auch der Computer seinen Weg in die funkschau – und zwar ins Heft und in die Redaktion: Der im Jahr 1978 auf dem Titel von Heft 21 gezeigte Hobbycomputer diente den funkschau-Redakteuren unter anderem zur Überprüfung von Programmen vor der Veröffentlichung. Doch auch hier ging es nicht ohne Fernseher, der diente nämlich als Bildschirm. Für das Heft bedeutete das zukunftsweisende Thema eine zusätzliche Rubrik. Und so kündigte Herbert Feichtinger im selben Heft an: „Wir werden dicker“ – und meinte damit den Umfang des Heftes. Die funkschau erhielt die neue Mikrocomputer-Rubrik, mit dem bescheidenen Untertitel: „Eine kleine Einführung“. In den rund zehnseitigen Ausführungen wurde gewohnt detailreich das neue Medium beschrieben inklusive Diagrammen und Tabellen. sn