Parallel zur Netzverfügbarkeit wurde die Flexibilität der Lösungen vorangetrieben. Besonders Anbieter von Cloud-Systemen wollen die Akzeptanz von Videokommunikation über Skalierbarkeit und Mobilität steigern. „Früher stand im Bereich der Videokommunikation die Hardware im Vordergrund, durch die Kunden an teure, proprietäre Endpunkte gebunden wurden“, erklärt Duncan von Lifesize gegenüber funkschau. Walter Schmidt, Country Manager Germany bei Starleaf, führt weiter aus: „Heute wird mehr denn je erwartet, dass Video ähnlich funktioniert wie auf einem Mobiltelefon – überall und einfach.“ Durch die Migration zur Video-Cloud sollen der Besitz
von eigener, komplexer und kostenintensiver Video-Netzwerkinfrastruktur und deren Verwaltung unnötig werden. Unternehmen stehen hier jedoch vor der Entscheidung, ob sie ihre Kommunikationssysteme in die Wolke und damit teilweise aus der Hand geben wollen.
Aber auch abseits der Cloud-Lösungen ist der Markt vielfältiger geworden. Neben großen Konferenzräumen sprechen viele Hersteller sogenannte Huddle Rooms, also flexible Meeting-Räume, und Firmen ohne dedizierte Räumlichkeiten an. „Es gibt Lösungen für jeden Bedarf und jede Unternehmensgröße: Angefangen bei Einstiegslösungen für die mobile Nutzung oder Huddle Rooms bis hin zur Ausstattung von Konferenzräumen oder einer Komplettlösung fürs ganze Unternehmen“, zählt Hirschoff auf. Mittlerweile würden daher auch kleinere Unternehmen zu Videokonferenzlösungen greifen.
Die Hardware ist in verschiedenen Preisklassen und Größenordnungen erhältlich. Neben fest installierten Lösungen in Verbindung mit stationären Bildschirmen bieten viele Hersteller kleine, flexible Produkte an, mit denen die Anbieter die Lücke „zwischen den großen, komplexen Systemen und der Laptopkamera“ schließen, wie Anne Marie Ginn sagt. „Hinzu kommt, dass auch Laptops und andere Endgeräte immer günstiger, deren Leistung aber immer besser werden“, so die Logitech-Managerin. Daher sollen Videokonferenzen in guter Qualität heutzutage auch für kleine und mittelständische Unternehmen finanzierbar sein.
Ein großer Hemmschuh vieler Videokonferenz-Lösungen war lange Zeit, dass sie geschlossene Systeme darstellten, die Kommunikation nur innerhalb enger Grenzen ermöglichten. Mitarbeiter konnten sich in vielen Fällen nur im Unternehmen austauschen, hingegen nicht mit Kunden oder Partnern, die andere oder keine Lösungen im Einsatz hatten. „In der Vergangenheit war das tatsächlich ein Problem, das aber heute nicht mehr besteht“, sagt Ginn. „Die meisten Videoanwendungen wie zum Beispiel Zoom, Microsoft Skype for Business oder Bluejeans ermöglichen auch externen Partnern oder Kunden mit eventuell anderen Systemen die Teilnahme an den Videokonferenzen.“ Für Unternehmen, die hingegen noch mit älteren Plattformen arbeiten, gebe es darüber hinaus eine Reihe von Bridging-Diensten, die dabei helfen würden, Kompatibilitätsprobleme aufzuheben.
Zusätzlich bieten viele Anwendungen die Möglichkeit, externe Teilnehmer über den Kommunikationsstandard WebRTC zuzuschalten. Für diesen sind lediglich ein kompatibler Webbrowser sowie eine entsprechende Webcam nötig. Nutzer müssen keine zusätzliche Software installieren, was besonders bei spontan einberufenen Konferenzen von Vorteil ist, die möglichst nicht an fehlenden Administrationsrechten scheitern sollen. Zwar sind noch nicht alle Browser mit dem Standard kompatibel, Experten erwarten jedoch, dass in Zukunft alle Anbieter nachziehen und Video somit neuen Aufwind
verleihen.