Digitalisierung um ihrer selbst willen ist nicht zielführend. Vielmehr gilt es „etablierte analoge Prozesse aufzunehmen, inhaltlich zu prüfen und zu bewerten“. Davon ist David Hermann von der Stadt Meißen überzeugt. Weitere Erkenntnisse des Amtsleiters für Informationstechnik und Digitalisierung.
connect professional: Wie sieht Digitalisierung in Ihrer Organisation konkret aus?
Hermann: Es gilt etablierte analoge Prozesse aufzunehmen, inhaltlich zu prüfen und zu bewerten, schließlich den Prozess auf ein notwendiges Minimum kürzen und in einen durchgehend medienbruchfreien digitalen Prozess zu überführen getreu dem Motto: Wenn man einen schlechten analogen Prozess ohne Prüfung in einen digitalen Prozess überführt, wird man am Ende einen schlechten digitalen Prozess haben.
Wir wollen konsequent auf die digitale Aktenhaltung zuarbeiten und hybride Prozesse vermeiden, ebenso wie zu viele Zugangspunkte für Verwaltungsleistungen und stattdessen auf zentrale Portale (Amt24) setzen.
connect professional: Vor welchen Herausforderungen stehen Sie bei der Umsetzung Ihrer Digitalisierungsstrategie?
Hermann: Das Spannungsfeld zwischen dem Wunsch von einer umfassenden Digitalisierung und dem rechtlichen Umfeld muss akzeptiert werden. Einige Prozesse lassen sich derzeit einfach noch nicht rechtssicher digital darstellen. Gleichzeitig wird es auch immer den „analogen Bürger“ geben. Die Digitalisierung darf kein Hindernis für Bürgerinnen und Bürger werden, um auf Verwaltungsleistungen Zugriff zu erhalten.
Entscheidend ist auch, dass die von uns gehaltenen Daten jederzeit vor unbefugten Zugriffen gesichert sein müssen. Das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Sicherheit ihrer Daten darf nicht gefährdet werden. Bei aller Euphorie für digitale Dienstleistungen müssen diese nicht zuletzt auch dauerhaft finanzierbar sein
connect professional: Wie schätzen Sie den Digitalisierungsgrad Ihrer Branche ein?
Hermann: Der Digitalisierungsgrad in den Kommunalverwaltungen kann und muss besser werden. Es gibt inzwischen aber vielversprechende Ansätze mit denen das gelingen kann.
connect professional: Welchen Einfluss hat die Digitalisierung Ihrer Meinung nach auf Ihre Branche?
Hermann: Entscheidungsprozesse können teilweise automatisiert und beschleunigt werden. Der Arbeitsaufwand pro Verwaltungsleistung wird dadurch eher geringer werden. Die originäre Aufgabe der Daseinsvorsorge kann dadurch auch in Zeiten des demografischen Wandels und des damit einhergehenden Fachkräftemangels erfüllt werden. Digitalisierung kann zudem durch transparente und effiziente Prozesse für ein positives Bild nach außen sorgen. Kollaborative und mobile Ansätze bilden auch für Kommunen die Grundlage um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben.
connect professional: Gibt es eine Technologie oder Digitalstrategie am Markt, die Sie persönlich beeindruckt und/oder inspiriert?
Hermann: KI und Sensorik werden unsere Strategien maßgeblich beeinflussen. Hier stehen wir als Verwaltung am Anfang einer technologischen Reise mit erheblichem Potenzial in allen Verwaltungsbereichen.
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