connect professional: Wie sinnvoll ist vor diesem Hintergrund das Abschließen einer Cyberversicherung?
Stolper: Dies ist eine sehr interessante Frage. Obwohl Cyberversicherung und Cybersicherheitslösungen manchmal in puncto Budget miteinander konkurrieren, sind sie keine Konkurrenzprodukte beziehungsweise schließen sich nicht gegenseitig aus. Sie koexistieren friedlich nebeneinander, und beide zielen darauf ab, die mit Cybersicherheitsvorfällen verbundenen Risiken zu begrenzen und zu verwalten.
Cybersecurity-Lösungen stehen für den grundsätzlichen Schutz von Assets. Die Cyberversicherung hingegen soll Unternehmen dabei helfen, die mit einem Cybersicherheitsvorfall verbundenen Kosten zu decken. Auf diese Weise sind Cyberversicherung und Cybersicherheit voneinander abhängig, da wirksame Cybersicherheitsmaßnahmen dazu beitragen können, die Wahrscheinlichkeit und Schwere von Cybervorfällen zu verringern, während eine Cyberversicherung finanziellen Schutz und Unterstützung bietet, falls es doch zu einem Cyber-Sicherheitsvorfall kommt. Wenn man den Versicherungstarif senken will, muss man also seine Cybersicherheitsmaßnahmen verstärken. Aber in jedem Fall ergänzen sie sich gegenseitig.
connect professional: TXOnes Antwort auf die Herausforderungen lautet „Zero Trust“. Wie lässt sich dieses IT-Sicherheitsmodell konkret auf OT-Umgebungen anwenden?
Steinhoff: Im IT-Bereich stehen die Mitarbeiter im Mittelpunkt der Cybersicherheit. Zero Trust ist ein Sicherheitskonzept für alle. Das bedeutet, dass ALLE BENUTZER authentifiziert und autorisiert werden und einen entsprechenden Zugang erhalten, der kontinuierlich, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unternehmens besteht. Im OT-Bereich stehen die kritischen Assets im Mittelpunkt der Cybersicherheit. Entsprechend bedeutet dies, dass eine kontinuierliche Sicherheitsüberprüfung und der Schutz für ALLE ANLAGEN gewährleistet sein müssen. OT Zero Trust ist also ein Rahmenmodell zur Sicherstellung der richtigen Sicherheitskonfiguration und -einstellung für alle kritischen Produktionsanlagen im OT-Bereich.
Vor dem Hintergrund dieses OT Zero Trust-Konzepts bieten wir Komplettlösungen an, die die Sicherheit der Lieferkette, Anti-Malware für Endgeräte und den Schutz industrieller Netzwerke umfassen. Wir sind bestrebt, die Cyberbedrohungen für verschiedene OT-Segmente zu beseitigen und kritische Produktionsanlagen während ihres gesamten Lebenszyklus mit mehrschichtigen Maßnahmen zu schützen – sowohl moderne Systeme als auch ältere Legacy-Systeme. Daher bieten wir sowohl dateibasierte Schutz und Netzwerkfilter als auch Lockdown-Lösungen für beide Anlagentypen.
connect professional: Für viele Unternehmen ist es geschäftsentscheidend, dass die Produktion unterbrechungsfrei und ohne Versorgungsengpässe abläuft. Inwiefern kann TXOne auch diesem Bedarf Rechnung tragen?
Steinhoff: „Keep the Operation Running“ ist unser Slogan, und wir teilen die gleiche „Operation-first“-Vision wie unsere Kunden. TXOne hat es sich zur Aufgabe gemacht, Cybersicherheitsprobleme speziell für den OT-Bereich von Anfang an anzugehen, und wir favorisieren andere Technologien und haben andere Prioritäten als viele Mitbewerber in diesem Bereich.
Steinhoff: „Unser Ziel ist es, die OT zu stärken und die Produktionsstätten mit Sicherheitssystemen auszustatten, die für die begrenzte Anzahl des OT-Personals, das dort für die Sicherheit zuständig ist, wirklich handhabbar sind.“ |
---|
Wir glauben auch, dass Altsysteme für die Aufrechterhaltung des Produktionsbetriebs entscheidend sind. In diesem Fall sind alle unsere Produkte so konzipiert, dass sie die speziellen Anforderungen der OT erfüllen: mit minimalen Systemabmessungen für OT-Umgebungen, in denen die meiste Rechenleistung für den Produktionsbetrieb reserviert bleibt.
connect professional: Seit Jahren stellt der IT-Fachkräftemangel Unternehmen aller Branchen vor große Herausforderungen. Dies gilt insbesondere für den OT-Security-Bereich. Wie lässt hier – sowohl aus unternehmerischer als auch akademischer und gesetzgeberischer Sicht – gegebenenfalls gegensteuern?
Stolper: Langfristig werden Cybersicherheitsexperten in Unternehmen mehr Verantwortung in OT-Umgebungen übernehmen, aber das wird nicht so bald geschehen. Wir haben eine Umfrage unter 300 CIO/CISO durchgeführt2 und festgestellt, dass der Mangel an Sicherheitsexperten in Europa, den USA und Japan immer noch ein häufiges Problem ist. Vorschriften alleine werden daher an dieser Stelle nicht viel helfen. Wenn die Einhaltung der Cybersicherheits-Vorschriften jedoch von den jeweiligen Regierungen mit finanziellen Anreizen für die Unternehmen vorangetrieben wird, könnte das möglicherweise die Situation entschärfen. Als Systemanbieter schlägt TXOne jedoch vor, etwaige Probleme bereits bei der Produktentwicklung zu berücksichtigen. Denn Komplexität ist das Letzte, was man für die OT-Cybersicherheit braucht, insbesondere angesichts des vorherrschenden Fachkräftemangels. Wenn man beispielsweise die in der IT weit verbreiteten EDR/XDR-Lösungen einsetzt, wird man schnell feststellen, dass deren Sicherheitswarnungen zu umfangreich sind, um sie im laufenden Produktionsbetrieb nebenher bewältigen zu können. In diesem Fall erscheinen proaktive Schutzlösungen viel realistischer – und diese Lösungen sollten alle Assets abdecken, von den alten Legacy-Systemen bis zu den modernen Systemen, mit genau demselben Prozess für alle. Das ist es, was TXOne auszeichnet.
1 https://www.whitehouse.gov/wp-content/uploads/2023/03/National-Cybersecurity-Strategy-2023.pdf
2 https://www.txone.com/security-reports/insight-into-ics-ot-cybersecurity2022/
Über TXOne | |
---|---|
Werdegang | TXOne begann seine Reise als der „OT Cybersecurity-Teil“ von Trend Micro. Als solcher wurde TXOne Networks im Jahr 2019 gegründet. Im Jahr 2022 wurde dann die Serie-B-Finanzierung abgeschlossen. |
Vision | TXOne wurde mit der Vision gegründet, als ein international tätiges Unternehmen zu agieren. Es gibt Niederlassungen in der EU, den USA, Taiwan und Japan sowie ein Support-Center auf den Philippinen. Die wichtigsten Sicherheits-Forscher (Threat Researcher) und Entwickler befinden sich in Taiwan. |
Zielgruppe/Märkte | TXOne betreut hauptsächlich Fertigungsunternehmen und Betreiber kritischer Infrastrukturen. Das Kundenportfolio umfasst die folgenden vertikalen Märkte:
|
Standorte/Mitarbeiter | Taiwan (Hauptsitz): 200 USA (S&M): 40 EU (S&M): 40 JP (S&M): 30 Philippinen (Unterstützung): 20 |