Schule zu – was nun? Engagierte IT-Experten vernetzen sich, um Schulen mit Soforthilfe beim digitalen Lernen zu unterstützen. Alle schaffen mehr als einer: Ein Aufruf zur Mitarbeit – auch nach der Corona-Krise.
Ein Kindheitstraum hatte sich während der Schulzeit von Andreas Schlüter nie erfüllt, der jetzt für seine Kinder unverhofft wahr geworden ist: Schule bis auf weiteres geschlossen. Für den IT-Experten und Vater sind Schulschließungen wegen der Corona-Pandemie und der gesundheitlichen Gefahren der Virusinfektion nun zum Alptraum geworden. Dass in vier Wochen alles wie vorher weitergehen wird, daran will der auf Microsoft spezialisierte Berater nicht so recht glauben. Warten, bis ein geregelter Präsenzunterricht wieder möglich ist, will er wiederum auch nicht.
»Wie soll nun die schulische Weiterbildung weitergehen?« fragt er sich. Kaum eine Schule habe ein Konzept, »wie die Schüler mit digitaler Unterstützung von zu Hause weiter lernen können«, stellt er fest.
Hier eine Cloud zur Datenablage, dort eine kaum hilfreiche Anleitung für Lehrer zur Einrichtung eines Netzlaufwerks, diverse Collaboration-Plattformen, Intranet oder Portale mit Lerninhalten kommen zum Einsatz (wenn sie denn von Hackern nicht außer Betrieb gesetzt werden), Schulverwaltungen kommunizieren per Mail mit Lehrkräften, diese wiederum schicken Aufgaben per Mail an Schüler. Das alles kann nach dem Motto funktionieren, dass man noch Chaos in sich haben müsse, um einen tanzenden Stern gebären zu können, werden sich verzweifelte Lehrer mit diesem Zitat von Friedrich Nietzsche trösten. Nicht jede Schule ist auf den Ernstfall Quarantäne vorbereitet. Ausnahmen, über die CRN berichtete, sind eher nicht die Regel.
Klare Strukturen sind die Voraussetzung dafür, dass digitale Zusammenarbeit technisch und organisatorisch klappt. Das muss man IT-Berater Schlüter nicht erzählen. Es ist sein Job, seine Kunden in diese Richtung aufzuklären. Und zu gewährleisten, dass Plattformen sicher laufen, Nutzer sie kompetent und vor allem datenschutzkonform bedienen können.
Sofortige Unterstützung
Kommen dann noch IT-affine und für Digitalisierung aufgeschlossene Pädagogen hinzu, die Lehrpläne im Kopf haben und rechtzeitig in Gespräche mit IT-Projektverantwortlichen eingebunden werden, wie Materialfreigaben, Hausaufgaben- und sogar valide Lernerfolgskontrollen digital umgesetzt werden könnten, kann Schule digital auch mal schneller umgesetzt werden als die Mühlen der Sachaufwandsträger für gewöhnlich mahlen.
Andreas Schlüter hat nicht lange gefackelt. »Ich hatte mich sofort bei der Schule meiner Tochter gemeldet und meine sofortige Unterstützung zugesagt, ohne darüber nachzudenken, welche Herausforderungen und Ressourcen dafür nötig sind«.
Aus diesem Engagement und längeren Diskussionen mit weiteren IT-Experten aus seinem Netzwerk ist schließlich die Idee geboren, eine zentrale Plattform zu schaffen, wo IT-Experten ihre Kompetenzen bündeln und flächendeckend anbieten sollen. »Vollkommen losgelöst von wirtschaftlichen Interessen oder persönlichen Bekanntschaften«, erläutert Schlüter den Aufruf zum ehrenamtlichen Engegament.
IT-Kollegen, die im Cloud-Umfeld von Microsoft unterwegs sind und Interesse an der Gestaltung einer zukunftsfähigen, digitalen Schule haben, fordert er auf, sich der »Initiative | Schule digital!« anzuschließen.
»Wie viel Schule kann ein Einzelner von uns tatsächlich schultern?«, fragt sich Schlüter. Alle mehr als einer, lautet die Antwort.
Auf Linkedin sind bisher rund 150 IT-Experten der Gruppe »Geschlossene Schulen: Wie lernen unsere Kinder jetzt? beigetreten. Ein prima werbefreies Forum, um Erfahrungen auszutauschen und praktische Hilfen für Bildungseinrichtungen auch für die Zeit nach der Corona-Krise anzubieten.