Der Schritt auf den PC ist noch einmal deutlich schwieriger. Daran dürfte auch die Expertise von Nuvia nicht allzu viel ändern. Immerhin geht es hier um eine völlig andere Computing-Welt. Auch wenn der Trend immer mehr zu Notebooks geht, spielt die überlegene Energieeffizienz der RISC-Prozessoren am PC, umso mehr beim Desktop, eine geringere Rolle als bei einem Smartphone oder Tablet. Stattdessen geht es primär um hohe Leistung in einem breitgefächerten Hardware- und Anwendungsszenario. Hier bewegen sich selbst die aktuellen Laptop-Flaggschiffe auf einem Niveau, das weit über dem der Snapdragons liegt, von Performance-Monstern wie AMDs Threadripper ganz zu schweigen. Noch mehr gilt das für die GPUs, bei denen aktuell nicht ernsthaft daran zu denken ist, die Grafikkerne aus einem SoC etwa gegen eine Nvidia Geforce RTX 3090 ins Rennen zu schicken – auch wenn Apple genau das jüngst behaupten wollte.
Selbst der unzweifelhafte Erfolg von Apples M1 mit den neuesten Ausbaustufen M1 Pro und M1 Max im normalen Nutzungsumfeld ist nicht einfach auf die restliche PC-Welt übertragbar. Einerseits können auch sie trotz beeindruckender Leistung auf einzelnen Gebieten den Flaggschiffen von Intel und AMD in der Breite noch nicht das Wasser reichen. Andererseits hat Apple mit der hochgradigen Kontrolle über das Gesamtpaket aus Hard- und Software einen wesentlichen Vorteil bei der Optimierung der Leistung, der in der vielfältigen PC-Welt so bei Weitem nicht gegeben ist. Noch immer gibt es viel zu wenig native ARM-Software im Vergleich zur unendlichen x86-Welt, und das wird sich aufgrund der weiten Verbreitung auch nicht so schnell ändern lassen.
Hinzu kommt, dass Qualcomm keineswegs konkurrenzlos startet. So wollen unter anderem auch ARM selbst und dessen womöglich neuer Eigentümer Nvidia 2023 eigene CPUs auf den Markt bringen. Allerdings mit einem etwas realistischeren Ausblick. Angepeilt ist hier ein Einstieg in die Mittelklasse im Notebook-Bereich, etwa auf dem Niveau von Intels mobilen Core-i5-CPUs. Last but not Least tut sich auch bei den klassischen Chipherstellern in letzter Zeit einiges, nicht zuletzt durch den wachsenden Druck aus dem ARM-Bereich. Mit dem Wechsel auf big.LITTLE-Architekturen übertragen sie einige der Effizienz-Vorteile der ARM-SoCs in die x86-Welt. Insofern steht zu befürchten, dass Qualcomm den Mund hier vielleicht doch etwas zu voll genommen haben könnte. Aber Übertreiben gehört ja bekanntlich zum Marketing-Handwerk.