In dieser Arbeitswelt gebe es zwei ungelöste Probleme, so Whitten. Das erste: „Datenwildwuchs und Datenkomplexität behindern den Fortschritt.“ Zweitens sei die Multi-Cloud noch nicht Standard, dabei gelte doch: „Man braucht die Fähigkeiten des gesamten Ökosystems, um eine moderne IT bereitzustellen.“
Hierzu stellte der Konzern eine Reihe von Cloud-Neuerungen vor (LANline berichtete). Das Wichtigste nochmal in Kürze: Mit CyberSense for AWS kann ein IT-Team laut Dell seine Datenbestände in der AWS-Cloud per KI analysieren und die Recovery beschleunigen. PowerProtect Cyber Recovery soll Gleiches für Azure leisten, die Apex Cyber Recovery Services für lokale Datenbestände. Project Alpine wiederum erleichtere die Datenmigration und den konsistenten Betrieb in hybriden, also gemischten lokalen und Public-Cloud-Umgebungen, wobei mit Public Cloud AWS und Azure gemeint sind. Eine neue Partnerschaft mit Snowflake erlaube nicht nur die Verlagerung lokaler Daten in die Snowflake-Cloud zur Analyse; zudem könne man erstmals auch Snowflake-Analysen auf Gerätschaft vor Ort durchführen.
In der Keynote des zweiten Hausmessetages hatte COO Jeff Clarke sichtlich Spaß daran, wieder live auf einer Bühne zu stehen: Er streifte demonstrativ einen „Zoom-Konferenz“-Rahmen ab, den er sich für seinen Auftritt umgehängt hatte. Er ließ sich auf der Bühne von einem Kollegen die PC-Neuheiten zeigen: ein Latitude-9330-Notebook, dessen Touchpad integrierte Videokonferenz-Buttons hat, und die Designstudie Luna, mit der Dell auslotet, wie umweltfreundlich ein Notebook sein könnte (LANline berichtete): Lunas Motherboard hat 20 Prozent weniger Komponenten, alle Bauteile sind leicht zugänglich und somit reparierbar, und bei der Materialwahl achtete man auf Recycling-Fähigkeit. Die Innovationen sollen aber nur teils in echte Produkte einfließen, wie Dell bei der Erstvorstellung verlauten ließ.
Anschließend verkündete Clarke die zahlreichen Storage-News (LANline berichtete). Auch hier nochmals eine Auswahl: Die Software der Storage-Lösungen Dell PowerStore, PowerMax und PowerFlex bietet nun über 500 neue Features. Dies ist Teil des „Project Alpine“, mit dem Dell Objekt-, Block- und File-Storage in die Public Cloud bringen will, um Datenmobilität zu erleichtern. Dell PowerStore werde performanter und tiefer in VMware integriert. Dell PowerMax umfasse nun Funktionen für mehr Resilienz und einfacheren Storage-Betrieb. Und Dell PowerFlex biete künftig einheitliche Block- und File-Funktionen für die Konsolidierung herkömmlicher und moderner Workloads, zudem File-Support für alle großen Container-Orchestrierungsplattformen.
Solar Community Hubs
Mit Project Luna und herstellerübergreifenden Recycling-Services (LANline berichtete) beweist Dell Engagement für klima- und umweltgerechtes Wirtschaften. Auf seiner Hausmesse erklärte Michael Dell zudem, man werde die Dell Solar Learning Labs zu Solar Community Hubs erweitern. Diese Hubs sind mit Sonnenernergie angetriebene Edge-Rechenzentren in entlegenen Regionen, verwaltet von der örtlichen Kommune. Dell arbeitet laut eigenen Angaben zusammen mit Computer Aid, Intel und Microsoft an der Errichtung von 25 solcher Hubs auf drei Kontinenten. Sie sollen Zugang zu medizinischer, Wasser- und Stromversorgung ermöglichen sowie Umweltschutzmaßnahmen unterstützen. Dank des Hubs im Amazonasgebiet zum Beispiel könne man den Verlauf der Entwaldung mit 90-prozentiger Genauigkeit vorhersagen. Ziel ist es laut Dells Promo-Video, „eine nachhaltige Zukunft für alle zu schaffen“.
Ironischerweise hatte Chuck Whitten kurz zuvor in seinem Keynote-Teil als Beispiel für Innovation ausgerechnet General Motors genannt, und im Video war einer jener Monster-Pickups zu sehen, die in den USA offenbar weiterhin immer größer werden müssen – Blechdinosaurier in Zeiten der Klimakatastrophe. Dies zeigt ein Dilemma der IT-Branche: Man bemüht sich – mal mehr, mal weniger glaubhaft – um Nachhaltigkeit, aber wenn die Kunden mit dem IT-Equipment groben Unfug anstellen, kann der IT-Ausrüster kaum gegensteuern – sofern er es denn wollte.
„Wenn russische Journalisten“, so Trevor Noah zum Schluss seiner Ansprache vor der versammelten US-Medienlandschaft und mit Blick auf die von Putin unterdrückte Presse in Russland, „die Freiheit hätten, jedes beliebige Wort zu schreiben, jede beliebige Geschichte zu zeigen oder jede beliebige Frage zu stellen, wenn sie im Grunde das hätten, was Sie haben, würden sie es dann auf die gleiche Weise nutzen, wie Sie es tun?“ Die Frage an uns selbst müsste also lauten: Wenn Menschen an Orten, die noch keine Solar Community Hubs haben, um den Erhalt ihrer Umwelt oder gar ums Überleben kämpfen und plötzlich all unsere digitalen Möglichkeiten hätten – würden sie diese so nutzen, wie wir es tun?