Nach wie vor sind im Consumer-Umfeld Games-Enthusiasten eine zuverlässige Käuferschaft von High End-Komponenten – vom Lüfter, über die Grafikkarte, bis hin zur CPU der neuesten Generation. Auf breiterer Ebene sind Festplatten, Arbeitsspeicher und allem voran SSDs interessant. Siewert & Kau, Tarox und Wortmann sowie die Hersteller Intel und OCZ bestätigen gegenüber CRN, dass das Interesse an Flash und anderen Speicherbausteinen ungebrochen ist. »Festplatten und interner Speicher sind nach wie vor die Highrunner unter den Komponenten«, so Schröder. Hier sei der Speicherhunger
von Spielen ausschlaggebend, ebenso die Datenmengen in Haushalten, die beispielsweise mit digitalen Fotos und Videos stetig steigen. Weiterhin ist in Deutschland das »Vertrauen in die Cloud-Dienste, die heute bereits recht preiswert viel Datenvolumen anbieten«, im Vergleich sehr gering. »Hier wird daheim auf der Festplatte gespeichert und gesichert, zumal der Breitbandausbau auch noch hinkt und Cloud daher nicht überall sinnvoll eingesetzt werden kann«, sagt der Synaxon-Vorstand.
Aber auch im B-2-B-Markt gibt es Branchen, in denen Komponenten-Upgrades nachgefragt werden. Hüfner von Tarox nennt beispielsweise die Bereiche Film und Konstruktion, andere Hersteller führen oft das Design- und Medienumfeld an. Hinzu kommt bei mittelständischen und Enterprise-Kunden das Thema Rechenzentrum. »Im Projektgeschäft sind insbesondere Storage-Lösungen sowie Arbeitsspeicher zur Erweiterung von bestehenden Lösungen von großer Bedeutung. Bei rechenintensiven Arbeitsbereichen kommen zudem häufig High End-Mainboards zum Tragen«, erklärt Plaire.
Das Wachstum der Cloud stellt also nicht zwangsläufig eine Gefahr für den Hardware- und Komponentenmarkt dar. Vielmehr wird in vielen Bereichen die Nachfrage zumindest vorerst noch steigen. Auf der einen Seite biete die Cloud natürlich die Möglichkeit, externe Rechenleistung kurzfristig und flexibel hinzuziehen zu können, erläutert Mike Cato. »Auf der anderen Seite bleibt der lokale Einsatz von High End-CPUs von hoher Bedeutung. Neben der öffentlichen Cloud wird zudem die privat Cloud immer beliebter – die lokale Rechenleistung nimmt also eher zu als ab.« Eine Einschätzung, die für den Hardware-Markt spricht.
Jedoch zeigt nicht nur die rasante Entwicklung hin zu mobilen Geräten, dass sich die Branche in nur wenigen Jahren komplett verändern kann. Diesen Umbruch erwartet auch Volker Kaps, Produktmanager PC-Systeme bei Wortmann: »In Zukunft werden immer mehr Inhalte, Software und Leistungen aus der Cloud kommen. Auch wenn ich jetzt nicht unbedingt von den nächsten fünf bis zehn Jahren rede, aber machen wir uns nichts vor: Das klassische Desktop-Segment wird nicht an Stärke gewinnen.« Vorerst profitiert aber besonders das Projektgeschäft mit Komponenten von der Cloud. Das Endkundengeschäft wird zumindest noch nicht bedroht, sondern kann bei Speichermedien sogar darüber wachsen.
Von was sich Branchenexperten hingegen keine oder nur wenige positive Einflüsse erhoffen, ist die anstehende Veröffentlichung von Windows 10. Allenfalls könnten Produktbereiche wie Notebooks, Desktops oder Tablets Zuwachs verzeichnen, den »Komponentenbereich wird die Einführung hingegen eher negativ beeinflussen«, prognostiziert Schröder. »Die Systemanforderungen von Windows 10 sind nicht sonderlich hoch angesetzt, sodass selten neue Komponenten eingesetzt werden müssen, um das kostenfreie Upgrade durchführen zu können.« Waren das Support-Ende von Windows XP und die Einführung vorangegangener Windows-Versionen deutliche Treiber für den kompletten Hardware-Markt, hält sich die Vorfreude zum jetzigen Zeitpunkt eher in Grenzen. Im besten Fall rechnen Hersteller wie Intel mit einer leichten Steigerung des Absatzes.
Aber auch für Systemhäuser scheinen die Erwartungen eher gering auszufallen. »Wir gehen davon aus, dass Windows 10 auf das Komponentengeschäft keine großen Auswirkungen haben wird, da das Betriebssystem nicht mehr Hardwareressourcen benötigt als sein Vorgänger«, so Kugel von Bechtle. Positiv beeinflussen soll die neueste Windows-Version hingegen die Absätze von Touch-Monitoren und Touch-Notebooks sowie -Convertibles aufgrund der besseren Integration der Berührungssteuerung.