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Forschen, entwickeln, handeln für mehr Nachhaltigkeit

12. März 2024, 10:10 Uhr | Interviews: Sabine Narloch

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Plattform-unterstützt zu mehr Nachhaltigkeit gelangen

connect professional: Wenn Sie Entwickler:in von digitalen Lösungen für mehr Nachhaltigkeit wären – welche Lösung würden Sie gerne kreieren?

Müller: Eine Plattform, die die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen fördert. Sie erleichtert die Bereitstellung von Daten entlang der gesamten Wertschöpfungskette. So werden vergleichbare und aussagekräftige Nachhaltigkeitskennzahlen möglich – ähnlich wie beim kollaborativen Daten-Ökosystem Catena-X in der Automobilindustrie. Reportingstandards für nicht-finanzielle Kennzahlen innerhalb einer Branche sind für mich die Basis für nachhaltiges Handeln und der nächste Schritt, den wir gehen müssen. Richtlinien wie die „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD) schaffen dafür eine wichtige Grundlage.

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© Sonja Rode/Lichtfang.net

Blocher: Als Entwickler digitaler Lösungen für mehr Nachhaltigkeit würde ich persönlich zum Beispiel Plattformen schaffen, die Bildungseinrichtungen dabei unterstützen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Ein konkretes Beispiel wäre die Entwicklung eines umfassenden Nachhaltigkeits-Dashboards, das unter anderem folgende Funktionen bietet:

  • Echtzeit-Überwachung und -Management des Energie- und Ressourcenverbrauchs: Ein solches Dashboard würde es Bildungseinrichtungen ermöglichen, ihren Verbrauch in Echtzeit zu überwachen und zu optimieren, um die Energieeffizienz zu maximieren und Kosteneinsparungen zu erzielen.
  • Integration von Nachhaltigkeitslehrplänen und -projekten: Die Plattform könnte Lehrende und Studierende dabei unterstützen, Nachhaltigkeitsthemen in die Lehr-/Lernaktivitäten zu integrieren und Projekte zu entwickeln, die reale Auswirkungen auf die lokale und globale Umwelt haben.
  • Community-Engagement und Wissensaustausch: Ein solches System könnte auch eine Community-Funktion bieten, um den Austausch von Best Practices, Ideen und Erfolgen im Bereich der Nachhaltigkeit innerhalb einzelner Bildungseinrichtungen und zwischen diesen zu fördern.

Einen ungleich stärkeren Hebel, um zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen beizutragen, haben Hochschulen jedoch über die Forschung. So forscht das Kassel Institute for Sustainability in transdisziplinären Konstellationen zu den Herausforderungen und Potenzialen der Nachhaltigkeit. Seiner Einrichtung lag die Überlegung zu Grunde, dass die herkömmlichen Formen der Wissensproduktion und -vermittlung nicht ausreichen, um angemessen auf die aktuelle Nachhaltigkeitskrise zu reagieren, sondern dass es eines umfassenden interdisziplinären Ansatzes bedarf, um tragfähige Lösungsansätze zu entwickeln. Einen wichtigen Beitrag hierzu wird die nachhaltige Ausrichtung sozio-technischer Systeme leisten.

Um nur ein Beispiel aus meinem unmittelbaren Arbeitsbereich zu skizzieren: Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen anderer hessischer Hochschulen sind wir in einem vom Zentrum für verantwortungsbewusste Digitalisierung (ZEVEDI) geförderten Forschungsprojekt dabei, Systeme zu entwickeln, welche die Treibhausgasemissionen und die Einhaltung von ESG-Standards entlang globaler Lieferketten messen, darüber berichten und damit überprüfbar machen. Kernidee des Vorhabens ist es, die Eigenschaften der Blockchain-Technologie – Unveränderbarkeit einmal bestätigter Token, hohe Sicherheit gegen irreguläre Veränderungen und elektronische Einsehbarkeit des Ledgers – dafür fruchtbar zu machen, auf den Erkenntnissen erster internationaler Pilotversuche mit CO2-Token aufzubauen und durch die Tokenisierung entsprechender Informationen und Zertifikate solche Systeme rechtssicher, effektiv und effizient zu entwickeln.
Durch den Einsatz digitaler Technologien, vor allem aber durch die Forschung zur Unterstützung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen mittels digitaler Technologien leistet unsere Hochschule einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Nachhaltigkeit in Bildungseinrichtungen und weit darüber hinaus.

 


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