Bislang wird der Netzzugang mobiler Videokonferenzen überwiegend über Hotspots realisiert. Im öffentlichen Bereich bieten diese zumeist unverschlüsselten Zugang zum Internet. Da auch die Datenströme der Videokonferenzen in der Regel unverschlüsselt übertragen werden, besteht bei den öffentlichen, unverschlüsselten Hotspots die Gefahr des missbräuchlichen Zugriffs auf die Datenverbindung. Mit einfachen Apps, zum Beispiel „Droid-sheep“ für Android Smartphones und Tablets, ist es auch für Amateur-Hacker mit wenigen Klicks möglich, über ARP-Spoofing wirksame Man-in-the-middle-Angriffe auf die unverschlüsselten Verbindungen durchzuführen und damit auch auf die Inhalte von Videokonferenzen missbräuchlich zugreifen zu können. Besser sieht es aus, wenn mobile Videokonferenzen über verschlüsselte Hotspots, die eine Authentifizierung verlangen, laufen. Diese setzen jedoch voraus, dass die Zugangsdaten zum WLAN bekannt sind. Dieses Szenario findet sich an Orten wie zum Beispiel in Hotels oder in nicht-öffentlichen Gebäuden von Interessenten und Kunden. An anderen Plätzen bleibt entweder nur der Zugang über unsichere Hotspots oder aber die Videokonferenz fällt komplett aus, da keine WLAN-Anbindung zur Verfügung steht.
Aber es gibt ja Mobilfunk. Seit UMTS ist dieser auch tauglich für die Datenübertragung. Die theoretisch erreichbaren Bandbreiten klingen zunächst einmal mehr als ausreichend für die Ansprüche, die Video-Conferencing diesbezüglich stellt: UMTS HSPA+ zum Beispiel als gängigster Standard in den deutschen Mobilfunknetzen bietet Bandbreiten von 3,6 bis 7,2 MBit/s im Upload und – wenn man den Werbeversprechen großer Provider Glauben schenkt – je nach verwendeter Hardware bis zu 42,2 MBit/s im Download. Bei LTE sieht die Lage in der Theorie noch besser aus: Deutschlands größter Mobilfunk-Provider wirbt sogar damit, das größte LTE-Netz mit einer Download-Bandbreite von bis zu 100 MBit/s zu betreiben. Die Angaben der Provider hinsichtlich Bandbreite betreffen die Luftschnittstelle, das heißt die Verbindung zwischen dem Endgerät und der Funkzelle. Mit Bandbreiten in den genannten Größenordnungen sollte es kein Problem sein, mobiles Video-Conferencing zu betreiben, zumal die Latenzen, das heißt die Signallaufzeiten – vor allem beim Einsatz von LTE – in einem Bereich angesiedelt sind, in dem die Interaktion nicht durch die Trägheit der Übertragung behindert wird.
Effiziente Videokonferenzsysteme erfordern niedrigere Bandbreiten als UMTS HSPA+ oder LTE theoretisch bieten: so verlangt der Videokonferenzanbieter Lifesize beispielsweise bei Full-HD-Auflösung 1,7 MBit/s Bandbreite duplex, das heißt jeweils 1,7 MBit/s in Sende- und Empfangsrichtung = 3,4 MBit/s. Bei HD sind es immer noch 768 KBit/s, DVD erfordert 384 KBit/s und bei VGA-Auflösung sind es schmale 256 KBit/s. Die logische Schlussfolgerung wäre also, dass es mit einer einzelnen HSPA+- oder LTE-Verbindung überhaupt kein Problem mehr sein dürfte, mobiles Video-Conferencing selbst in Full-HD-Auflösung zu machen.