Bis die Weichen für den SMS-Versand gestellt wurden, vergingen einige Jahre. Am 3. Dezember 1992 schließlich verschickte der britische Informatiker Neil Papworth die erste Textnachricht an einen Arbeitskollegen. Der Inhalt war übrigens ein einfacher Weihnachtsgruß: „Merry Christmas!“. Da die damaligen Mobiltelefone noch nicht in der Lage waren, Textnachrichten zu verschicken, musste Papworth den Text noch am Computer tippen. Heute schließt sich der Kreis wieder: Ein Großteil der verschickten SMS wird über Computersysteme mittels eines so genannten Gateways versandt. Diese IT-Infrastruktur wandelt den Computertext in eine SMS um und verschickt sie an die Mobiltelefone. Die meisten dieser SMS werden vollkommen automatisiert versandt. Man kennt dies wenn man ein Beratungsgespräch – zum Beispiel mit seinem Mobilfunkanbieter - hatte und anschließend eine SMS bekommt, in der weitere Informationen mitgeteilt werden. Aber auch Paketdienste bieten optionale SMS-Benachrichtigen zum Versandstatus an.
Ab dem Jahr 1993 ging dann alles ganz schnell. Mit der Markteinführung von Nokia-Handys konnte man zu den Anfangszeiten SMS Nachrichten versenden – allerdings nur zwischen zwei Personen desselben Mobilfunkanbieters. Zu dieser Zeit gestaltete sich das Verfassen von Nachrichten noch als sehr mühsam. 1995 verhalf die Einführung des „T9“-Systems, das Wörter automatisch vorschlägt sobald bestimmte Buchstabenkombinationen eingetippt werden, der SMS schließlich zum Durchbruch.
In den darauffolgenden Jahren entwickelte sich die SMS schließlich zum Goldesel für die Mobilfunk-Konzerne. Ende der 1990er Jahre kostete eine SMS noch stolze 20 Pfennig. Inzwischen sind diese horrenden Preise weitgehend Flatrate-Angeboten oder Paketpreisen gewichen. Den Löwenanteil ihres Umsatzes holen sich die Mobilfunkbetreiber mittlerweile woanders. Im Jahr 2002 schließlich explodierte der Mobilfunkmarkt förmlich. Innerhalb eines Jahres wurden zirka 250 Milliarden SMS-Nachrichten weltweit über das GSM-Netz versendet. Als im Jahr 2006 der Kurznachrichtendienst Twitter das Licht der Welt erblickte, ließ er sich bei seinem 140-Zeichen-Limit von Hillebrands Idee inspirieren.
Heute bietet die SMS gerade für Unternehmen unzählige Möglichkeiten, um direkt mit Kunden zu geringen Kosten in Kontakt zu treten oder sie über wichtige Ereignisse wie zum Beispiel einen bevorstehenden Arzttermin oder den Erhalt eines Pakets zu informieren. Mithilfe eines modernen Cloud-SMS-Services – wie ihn auch das britische Unternehmen TextAnywhere anbietet - können die Nachrichten vollkommen automatisiert über das Web, per E-Mail oder direkt aus der Unternehmenssoftware versendet werden. Die Akzeptanz für diesen zusätzlichen Kundenservice ist unter der Bevölkerung übrigens sehr hoch. 56 Prozent der Befragten einer europäischen Studie begrüßen es, wenn sie Liefertermine per SMS bestätigt bekommen. Weitere 50 Prozent würden sich über die SMS-Bestätigung eines Einkaufs freuen. 24 Prozent sind für Informationen zu Last-Minute-Angeboten offen.
Trotz der Verbreitung von Smartphones und immer günstigeren Tarifen für mobiles Internet wird sich die SMS auf Grund ihrer Zuverlässigkeit und weitreichenden Kompatibilität noch eine lange Zeit auf dem Messenger-Markt behaupten können. Bisher fehlt es nämlich an Alternativen – und direkte Konkurrenten wie Joyn sind gnadenlos gescheitert.
André Adler ist IT-Journalist in München