Die Entwicklung hat dazu geführt, dass die Storage-Hersteller ihre Portfolios in diesem Jahr um zahlreiche All Flash-Arrays erweitert haben – darunter auch Hersteller, die lange ausschließlich hybride Arrays im Programm hatten. »Die All Flash-Systeme der ersten Generation waren getrieben von den Newcomern auf dem Markt und zielten daher vor allem auf Leistung um jeden Preis ab«, erklärt Stefan Roth, Head of Infrastructure Solutions and Systems SC Storage bei Fujitsu. Mittlerweile habe sich All Flash aber vom Einsatz in Nischen-Anwendungen zum neuen Standard entwickelt. Die Leistung ist weiter ein wichtiges Kriterium – aber nicht mehr das einzige und nicht das alleinig ausschlaggebende. Denn mittlerweile kann Flash auch bei der Wirtschaftlichkeit punkten. Zwar würden sich die meisten Kunden noch für Hybrid-Systeme entscheiden, sagt Roth, doch die Nachfrage nach All Flash steige stark.
Bislang sei der Preis bei Flash der Knackpunkt gewesen, sagt Diana Coso, Senior Director Channel Germany bei Dell EMC. Doch sinkende Preise und steigende Kapazitäten machen Flash für immer neue Anwendungsbereiche attraktiv. »Wir können All Flash-Lösungen heute mit einer besseren TCO als Spindel-Lösungen anbieten«, betont Coso. Denn Flash-Speicher benötigen weniger Strom als Disk-Arrays und müssen auch nicht so stark gekühlt werden, was vor allem bei performancehungrigen Anwendungen, für die früher sehr große Mengen schnell drehender Festplatten vorgehalten werden mussten, ein enormes Einsparpotenzial bedeutet. Das muss auch der Channel im Verkauf berücksichtigen und darf nicht allein mit der Performance argumentieren. Für ihn geht es vor allem darum, die sinkenden Betriebskosten, den geringeren Platzbedarf und die einfachere Verwaltung der Storage-Infrastruktur – etwa durch weniger Workload-Migrationen zur Umschiffung von Performance-Engpässen – in den Vordergrund zu stellen. »Leistung allein ist kein Differenzierungsmerkmal im All Flash-Markt«, fasst Güner Aksoy, Regional Sales Director Central Europe bei Pure Storage zusammen. Man selbst setze beispielsweise lieber auf die Themen Einfachheit und Effizienz, um Kunden zu überzeugen. Allerdings würden viele CFOs sich nur langsam von der klassischen Kostenrechnung bei der Beschaffung neuer Speicher-Hardware trennen und nicht die Gesamtkosten über den Lebenszyklus betrachten. Hier müssten Hersteller und ihre Partner noch Aufklärungsarbeit leisten.
Gelegentlich verweisen Kunden noch auf die vermeintlich geringere Haltbarkeit von Flash, doch tatsächlich ist die Technologie längst zuverlässiger als Festplatten. Die Speicherzellen verkraften zwar nur eine bestimmte Anzahl von Schreibzyklen, allerdings sorgen die Hersteller dafür, dass die Schreibzugriffe gleichmäßig verteilt und keine Speicherbereiche überdurchschnittlich beansprucht werden. Außerdem ist es üblich, beim Löschen von Daten die Zellen nicht gleich wieder zu überschreiben, sondern das erst zu tun, wenn neue Daten vorliegen – auch das schont die Speicher. Und sollte doch einmal ein Speicherblock ausfallen, sind in der Regel Reserveblöcke vorhanden, die aktiviert werden können, um die ursprüngliche Kapazität zu erhalten. Das alles erhöht die Lebensdauer deutlich und über die der meisten Festplatten hinaus. Die Bedenken seien vor allem ein deutsches Phänomen, sagt EMC Deutschland-CTO Raimund Willig. Die Diskussionen um die Lebenszeit von Flash führe man eigentlich nur hierzulande.