In zehn Jahren werde es kein Bargeld mehr geben, so lautete die kontroverse These, die Deutsche-Bank-Chef John Cryan auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos äußerte und damit bei seiner Zuhörerschaft auf Skepsis stieß. Tatsächlich ist Bargeld gerade in Deutschland nach wie vor sehr beliebt und über drei Viertel aller Einkäufe werden sogar noch mit Münzen und Scheinen bezahlt. Weltweit betrachtet gibt es bereits heute große regionale Unterschiede und Bereiche, in denen neue bargeldlose Bezahlungsmethoden wie die Überweisung per Handy schon großen Zuspruch erfahren.
Entwicklung und Offenheit im Bereich mobiler Finanzdienstleistungen (Mobile Financial Services, MFS) kommentiert im folgenden Arno Brausch, Director Development bei Amdocs:
„Mobile Zahlungsmethoden sind mittlerweile weltweit verbreitet – jedoch zeigen sich große regionale Unterschiede. Nach Angaben des UBS Evidence Lab liegt der weltweite Verbreitungsgrad bei 40 Prozent, in Europa bei 38 Prozent. Dort sind Schweden und Russland Vorreiter. In Deutschland benutzen laut IHK erst 15 Prozent der Kunden mobile Bezahlmethoden. Jedoch seien 42 Prozent bereit, diese Methode in Zukunft zu verwenden. Um das Vertrauen der breiten Bevölkerung zu gewinnen, stehen Aspekte wie Sicherheit, Handhabung und Kosten im Zentrum.
Eine Bevölkerungsgruppe, die bei mobilen Finanzdienstleistungen geradezu eine Vorreiterrolle einnimmt, sind Migranten. Eine im Auftrag von Amdocs durchgeführte Studie von Juniper stellte fest, dass diese einen viel höheren Bedarf an einfachen und schnellen internationalen Zahlungsmethoden haben, vorzugsweise ohne Bargeld und per Handy.
Gerade Migranten, die Geld an die Familie und an Verwandte in ihren Herkunftsländern schicken, sind offen für eine Geldüberweisung per Handy, da in ihren Heimatländern viele Menschen kein Konto besitzen. 83 Prozent der Befragten gaben an, dass sie das Handy für internationale Überweisungen nutzen würden. Dazu kommt, dass die meisten Migranten, die derzeit Geld per Transferunternehmen (Money Transfer Operators – MTO) überweisen, mit diesen Dienstleistungen nicht zufrieden sind, etwa aufgrund langsamer Transfergeschwindigkeit (48 Prozent). Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es hier sehr unterschiedliche Ansprüche an die mobilen Finanzdienstleistungen gibt – je nachdem, welche Region man genauer betrachtet.
Anhand dieses Beispiels zeigt sich, dass großes Potential für Anbieter mobiler Finanzdienstleister besteht und dass mit steigender Mobilität der Menschen auch der Bedarf an effizienten, nutzerfreundlichen und kostengünstigen Alternativen zu herkömmlichen Bezahl- und Überweisungsmethoden besteht.“