Solche hochkomplexen Installationen erfordern selbstverständlich eine Vielzahl an Nutzerdaten und könnten das Empfinden der Privatsphäre vieler Konsumenten verletzen. Um dies zu verhindern, müsse laut Nahvi eine klare Grenze gezogen werden: „Wichtig für uns ist, dem Menschen zu überlassen, wie viele Daten er preisgeben will.“
Entscheidend ist allerdings auch, was im Austausch für die persönlichen Daten geleistet wird: „Wenn der Mehrwert, der Nutzen, klar transportiert wird, dann werden viele Menschen auch ihr Einverständnis geben, dass ihre Informationen genutzt werden“, so Hofmeier. Digital Signage ist allerdings nicht nur für große Konzerne mit entsprechendem Budget und für komplexe Installationen interessant, betont Engelbert Földenyi, Business Development Manager Digital Signage bei Siewert & Kau: „Digital Signage ist für kleine Unternehmen und Retailer eine Chance, sich gegen die großen Player zu behaupten, wenn sie mit kreativen Kampagnen punkten.“ Denn komplexe Lösungen mit KI und Beacons sind für den Otto Normalverbraucher laut Földenyi noch nicht greifbar. Damit stellen simplere Installationen eine Möglichkeit dar, mit überschaubarem Invest genau den Mehrwert zu erschaffen, den man braucht.
Wer seine Kundenansprache digitalisieren will, muss sich allerdings klar machen, dass Digital Signage nur Mittel zum Zweck sein kann, denn dem Nutzer geht es nicht um Digital Signage, ihm geht es um eine Situation, ein Erlebnis oder eine Erfahrung. Wichtig sei einzig und allein die Customer Journey. Und bei dieser gilt immer: Content is King. Ein in Stein gemeißelter Grundsatz, der bei vielen Kampagnen noch für Probleme sorgt. Blackman: „Es ist ein Lernprozess, auch die Agenturen müssen erst lernen, was möglich ist. Dann werden aber mehr und mehr kreative Konzepte kommen.“
Goldene Zeiten?
Die Chancen sind gewaltig, die Technologien existieren, was also muss noch passieren, damit auch komplexe und interaktive Lösungen massentauglich werden? „Ich denke, gerade das Thema Digitale Transformation wirft einen ganz neuen Blickwinkel auf Digital Signage“, sagt Hofmeier. Damit gehe aber eine Verantwortung der Branche einher, mit dem Thema richtig umzugehen. „Entscheidend ist die Begleitung eines Projekts auch nach dem Rollout. Kurzfristige Gedanken helfen nicht, sonst fühlt der Kunde sich nicht gut aufgehoben“, sagt Fischer. Dann allerdings werde es in den kommenden Jahren einen gewaltigen Aufschwung geben. Und zwar quer durch alle Branchen, so Finckh. Auch Wieczorek prognostiziert dank der Digitalen Transformation tolle Aussichten: „Der Trend bei der Digitalisierung ist klar ersichtlich, viele Voraussetzungen werden in Unternehmen geschaffen.“
Die Rahmenbedingungen sind und werden also vorhanden sein und der Markt wächst durch neue Player, neue Nutzer, neue Leistungen und bisher nicht beachtetes Wertschöpfungspotenzial – Unternehmen tun gut daran, sich zeitnah Gedanken über ihre Digitalstrategie zu machen, denn in einem waren sich alle Diskussionsteilnehmer des Business Talk einig: „Der Kunde wird in Zukunft anders ticken.“