WebRTC

"Die kritische Masse wurde erreicht"

21. Juni 2018, 9:51 Uhr | Autor: Stefan Adelmann
© Andrey Popov-fotolia

WebRTC ist mittlerweile einsatzfähig, jetzt soll der Standard nicht nur der Videokommunikation neuen Schwung geben. Im Interview mit funkschau erläutert David Welzmiller von Estos, wie Einsatzszenarien für WebRTC-Lösungen aussehen können und was diese interessant für Hersteller und Anwender macht.

David Welzmiller, Deputy Head of Product Management bei Estos
David Welzmiller, Deputy Head of Product Management bei Estos
© Estos

funkschau: Herr Welzmiller, das World Wide Web Consortium (W3C) beschäftigt sich bereits seit 2011 mit der Standardisierung von WebRTC, Version 1.0 stand jedoch erst Ende letzten Jahres zur Verfügung. Warum hat der Standardisierungsprozess so viel Zeit in Anspruch genommen?

David Welzmiller: Die Umsetzung von WebRTC war deutlich komplexer als alles, was das W3C zuvor gemacht hat. Immerhin waren in den Standardisierungsprozess viele Browserhersteller involviert und sie mussten die Interoperabilität von WebRTC über alle Browser hinweg gewährleisten. Die Notwendigkeit einer solchen Zusammenarbeit gab es zuvor noch nie.

Zusätzlich hatte Microsoft eine Initiative angestoßen, um den eigenen Standard CU-RTC zu etablieren. Das hat den Prozess weiter verzögert, den WebRTC-Standard letztendlich durch eine technologische Opposition aber auch besser gemacht. Es gab jedoch zusätzlich immer wieder Kurswechsel innerhalb der Arbeitsgruppe des W3C. Dadurch hat es dann sechs Jahre gedauert, bis sich alle auf einen Weg einigen konnten.

funkschau: Ist es denn Ihrer Meinung nach ein Vorteil, dass sich WebRTC gegenüber den Wettbewerbern durchsetzen konnte?

Welzmiller: Wir waren immer sehr interessiert daran, dass sich mit WebRTC ein offener Standard durchsetzt. Mit dem Ergebnis sind wir daher sehr zufrieden. Inhaltlich wären wir aber ebenso mit ORTC zufrieden gewesen.

funkschau: Seit November hat das W3C eine sogenannte „Proposed Recommendation“ für WebRTC veröffentlicht. Was bedeutet das im Detail? Ist der Standard jetzt fertiggestellt und einsatzbereit?

Welzmiller: Das W3C hat sich auf eine stabile Version von WebRTC geeinigt, der Standard ist einsatzfähig und die wichtigsten Browser haben ihn bereits implementiert. Noch gibt es zwar immer wieder Einschränkungen und Probleme, es ist allerdings deutlich besser geworden als früher. Es funktioniert bereits alles, der Standard muss aber immer noch zu Ende gedacht und noch weiter geschliffen werden.

funkschau: Sind also auch die Entwickler bei Ihnen im Haus zufrieden mit der Technologie?

Welzmiller: Ich habe bezüglich der Integration zumindest noch keine Klagen gehört.

funkschau: Jetzt wo der Standard bereit ist, wo sehen Sie die wichtigsten Einsatzszenarien für entsprechende Lösungen?

Welzmiller: WebRTC ist besonders für Beratungsgespräche über Video interessant und damit für alle Branchen,  in denen das ein Thema ist. Beispielsweise im Verkauf. So kann das Gespräch dank Authentifizierung per Video auch zum Vertragsabschluss führen. Das ist auch für Banken sehr spannend. Mit einer entsprechenden Lösung ist es so, als wäre der Kunde in der Filiale; dabei ist der Kunde in Nürnberg, die Bank aber in München. Telemedizin ist ebenfalls ein spannendes Gebiet: So lassen sich Videosprechstunden abhalten, ohne dass der Patient die Praxis besuchen muss.

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