funkschau: Über diese Branchenslösungen hinaus ist WebRTC aber auch eine Konkurrenz zu den klassischen Videokonferenzlösungen…
Welzmiller: Proprietäre Lösungen werden sicherlich bis zu einem gewissen Grad verschwinden. Viele Anbieter von Videokommunikationslösungen hatten aber bereits zuvor Probleme, weil es mittlerweile so viele kostenfreie Angebote gibt. Letztlich bewegt sich im Markt sehr viel in Richtung Browser.
funkschau: Einige Anwender dürften bei Kommunikation über den Browser aber erstmal schlucken. Wie sicher kann diese sein?
Welzmiller: Viele Nutzer müssen ihre Vorbehalte gegenüber der Browserkommunikation noch abbauen. Sie denken: „Hier werde ich doch nur getrackt.“ Wenn ich mir aber bei der regulären Nutzung eines Browsers keine Sorgen mache, dann brauche ich das bei WebRTC ebenfalls nicht. Die Kommunikation ist meist sicherer als bei proprietären Lösungen, weil so viele Parteien an dem Open-Source-Standard arbeiten.
funkschau: Das ist sicherlich auch für Hersteller ein Vorteil?
Welzmiller: Absolut. Bei Open-Source-Projekten sind viele Leute bereit, ihre Erfahrungen zu teilen. Entwickler können online auf weitreichendes Wissen zurückgreifen. Durch die Integration von WebRTC übernehmen aber besonders die Browserhersteller wie Mozilla oder Google viel Arbeit und damit auch Kosten für uns Hersteller.
funkschau: Haben sich also schon zahlreiche Hersteller des Standards angenommen?
Welzmiller: Viele Hersteller integrieren WebRTC bereits, auch wenn noch einige Anbieter sehr zurückhaltend sind. Für die Etablierung der Technologie sollte der Standard aber noch weiter adaptiert werden, eine kritische Masse wurde jedoch bereits erreicht. Wir arbeiten beispielsweise schon seit 2013 mit WebRTC. Damals standen wir vor der Entscheidung, ob wir auf WebRTC oder eine proprietäre Lösung setzen. Letztlich haben wir uns für WebRTC entschieden, da es ein offener Standard ist.
funkschau: Was sind darüber hinaus die Vorteile von WebRTC für die Anwenderunternehmen?
Welzmiller: In der Vergangenheit war Videokommunikation sehr unzugänglich. Es gab x verschiedene Protokolle und für den Einsatz wurden zahlreiche Experten im Haus benötigt. Heutzutage würde niemand mehr darüber nachdenken, sich einen Spezialisten an Bord zu holen. Unternehmen jeder Größe können Lösungen auf Basis von WebRTC problemlos einsetzen. Und auf Hardware-Seite benötigt es nur noch eine Webcam und ein Audio-Device.
funkschau: Gibt es noch weitere technische Voraussetzungen, die es zu beachten gilt?
Welzmiller: Es gelten die Voraussetzungen einer Peer-to-Peer-Kommunikation. Wichtig ist aber besonders die vorhandene Bandbreite. Ein Standard-Videogespräch benötigt etwa 40 kBit/s für die Audio- und 350 kBit/s für die Videoübertragung. Wenn die Übertragung geschäftskritisch ist, muss die entsprechende Bandbreite vorhanden sein. Hier sehe ich in Deutschland noch einiges Entwicklungspotenzial.