Unified-Communications & Collaboration

Fürstlich konferieren

2. Juni 2014, 16:51 Uhr | Markus Kien, Redaktion funkschau

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Ist die Zeit reif für Web-RTC?

So stellt sich die Frage, ob Web-RTC bereits den nötigen Reifegrad erreicht hat, als zwingender Bestandteil einer zukunftsweisenden Kommunikationsstrategie berücksichtigt zu werden? Die Meinungen sind durchaus geteilt, wenn es beispielsweise darum geht, ob Web-RTC bereits ausreichend dokumentiert ist. Für Nick Galea, CEO bei 3CX, steht Web-RTC noch am Anfang, aber die ersten Lösungen seien bereits absolut nutzbar. „Wir erwarten, dass es schon im Laufe des nächsten Jahres der führende Standard für Videokonferenzen sein wird“, so Galea.

Ähnlich lautet die Argumentation von Jan, Hickisch, Vice President Global Solu-tion Marketing bei Unify: "Die Zeit ist reif, Web-RTC ist aus meiner Sicht ausreichend dokumentiert. Dafür sorgt auch die Tatsache, dass es hier um quelloffene Codes geht. Wir erwarten die Finalisierung der Standardisierung der Version V1 durch das World Wide Web Consortium (W3C) Ende des Jahres. Aber schon jetzt ist Web-RTC im Consumer-Markt weit verbreitet. Wir setzen bereits auf die Technologie und sind von der Zukunftsfähigkeit überzeugt."

Optimismus herrscht grundsätzlich auch bei Martin Bitzinger, Senior Vice President Product-Portfolio bei Mitel: "Web-RTC ist durchaus geeignet und ausreichend reif, um gewisse Szenarien abzudecken. Derzeit sehen wir es aber eher ergänzend zu existierenden Technologien denn als vollständige Ablösung. Wie weit sich Web-RTC als kompletter Ersatz profilieren kann, wird vor allen Dingen davon abhängen, wie gut es auf mobilen Geräten implementiert wird. Gerade an dieser Front ist Web-RTC aber noch in den Kinderschuhen."

Und auch für UC-Spezialist Estos, ist die Zeit für Web-RTC jetzt gekommen: "Zwar gibt es noch zwischen den an der Entwicklung von Web-RTC beteiligten Firmen wie Google oder Microsoft Diskussionen um den am besten geeigneten Video-Codec, allerdings wird auch dies den Einsatz von Web-RTC im Feld nicht wesentlich verzögern, da dies den Anwender schon heute nicht merkbar einschränkt. Der überwiegende Teil der Dokumentation und der Reifegrad der APIs ist Google-typisch auf hohem Niveau. Den Rest erarbeitet die Community relativ zügig", argumentiert David Welzmiller, Product-Management Professional bei Estos.

"Die Entwicklung sowie Browser-Implementierung von Web-RTC ist so weit fortgeschritten, dass die kritische Masse erreicht wird. Jetzt sollten Geschäftsmodelle auf Web-RTC-Anfälligkeit geprüft werden. Facebook/Whatsapp wird den Markt der Telefonie-Anbieter aufmischen, Web-RTC ist das Tool, dies selbst zu tun. Dafür bedarf es dem Willen zur Innovation und nicht dem Standarddokument von IETF (Internet Engineering Task Force) oder W3C", ergänzt Björn Schwarze, Geschäftsführer bei Junghanns Communications.

Fehlende Standardisierung ein Hindernis?

Zurückhaltender äußern sich die Experten von Cisco, IANT und Microsoft: "Unserer Ansicht nach fehlt es noch an Standards", so Anton Michael Döschl, Leiter Collaboration Architektur bei Cisco Deutschland. "Deswegen arbeiten wir sehr eng mit dem Gremium der Internet Engineering Task Force und des World Wide Web Consortium zusammen, das für die Standardisierung von Web-RTC verantwortlich ist. Es wird von Cullen Jennings mitgeleitet, einem Cisco-Mitarbeiter. Er ist der zweite Vorsitzende der RTC-Web Working Group der IETF und hat den Entwurf der Arbeitsgruppe W3C Web-RTC mit erstellt."

Die Standardisierung von Web-RTC sei bereits weit fortgeschritten ergänzt Claas Beyersdorf, Entwicklungsleiter bei IANT, doch noch unterstützen nur bestimmte Browser diesen Standard. "Daher ist es für Unternehmen noch nicht empfehlenswert Web-RTC als einzige Kommunikationslösung aufzubauen. Trotzdem sollen sie diese Möglichkeit auf dem Schirm haben. Sobald Web-RTC marktreif ist, sollten sie definitiv über einen Einsatz nachdenken", so Beyersdorf.

Und schließlich kritisiert auch Genady Belenky, Technologieberater Microsoft Communications, dass noch ein ganz Reihe an Komponenten fehlen, die eine Unternehmenskommunikation erst möglich machen: Signalisierung, Peer-Discovery, User-Directory, Signalling-Security, ICE/STUN/TURN, Multiparty-Konferenzen, Presence, SIP- und PSTN-Trunks, APIs für die anderen Programmiersprachen als Javascript oder Standardcodecs.

Fazit und Ausblick

Dass Web-RTC ein hohes Maß an Aufmerksamkeit verdient hat, seht außer Frage. Wann und für welchen Zweck die Technologie von Unternehmen in ihrer internen Kommunikation oder bei der Interaktion mit Kunden eingesetzt wird, kann nur individuell entschieden werden. In jedem Fall wird für den Anwender in den kommenden Monaten das Angebot an Web-RTC-Lösungen wachsen, mit denen sich bestehende UC-Lösungen veredeln lassen. Mehr zu den Lösungen und weitere Argumente zu den Mehrwerten von Web-RTC liefern die O-Töne unserer Experten im Simultaninterview auf dieser und den folgenden Seiten.

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