Bei weit über 300 ERP-Anwendungen stellt sich die Frage nach den Unterschieden. Zunächst spielt die Branchenkompetenz des ERP-Herstellers und der implementierenden Partner eine wichtige Rolle: Kennt der Lieferant die branchenspezifischen Geschäftsprozesse, KPIs, Wettbewerbsfaktoren? Reinrassige Branchenlösungen mögen die kürzeste Implementierungsphase bieten, sind aber langfristig nicht immer die besten Angebote, da sie häufig unflexibel und funktionell eingeschränkt sind.
Wie beim Auto sollte man bei einem ERP-System die entscheidende Technologiekomponente unter der Haube suchen: die Disposition. Dispositionssysteme ermitteln anhand von Entscheidungsmodellen und -verfahren automatisch Bestell- bzw. Produktionsvorschläge. Mit präzisen Absatzprognosen und dynamischen Berechnungen von Szenarien sorgen sie für optimierte Beschaffungs- und Produktionsabläufe. Auch wenn eine ERP-Software immer nur so gut wie ihre Stammdatenpflege ist, entscheidet eine gute Dispo über Termintreue, Produktionsoptimierung und letztendlich über meine Produktivität.
Die Flexibilität einer ERP-Lösung ist ein zweites Kriterium, das eng mit den Betriebskosten verknüpft ist. Starre Systeme erfordern bei der Einrichtung wenig Dienstleistungsaufwand und können schnell in Betrieb genommen werden. Sobald sich jedoch das Geschäftsmodell ändert, ein neuer Fertigungsstandort hinzukommt oder neue regulatorische Vorgaben umzusetzen sind, explodieren die Kosten; im schlimmsten Fall lässt sich die ERP-Lösung gar nicht anpassen.