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Licht im IoT-Hardware-Dschungel

24. September 2015, 10:16 Uhr | Judith Balfanz, Editorial Director bei der Exceet Group

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Tipps zur startegischen Herangehensweise

Zulassungen & gesetzliche Rahmenbedingungen
Nachteil individuell entwickelter IoT-Devices im Gegensatz zu Standard-Produkten ist sicher die benötigte Entwicklungszeit. Dabei steht gar nicht die Zeit im Vordergrund, die für die technische Entwicklung erforderlich ist. Viele Hersteller können aufgrund jahrelanger Erfahrung in der Konzeption und Herstellung auch in kürzester Zeit erste Prototypen für Pilotprojekte des Kunden liefern. "Zeitfresser" bei der Entwicklung neuer Devices sind vielmehr die aufwändigen Zulassungsverfahren für Devices. Auf diese teils langwierigen Verfahren hat der Hersteller nur begrenzten Einfluss und kann somit den echten Markteintritt neuer, individueller Devices nur eingeschränkt steuern. Wählt der Kunde ein Standard-Device, so kann er im Vorfeld beim Anbieter abfragen, ob die für seinen Einsatzzweck erforderlichen Zulassungen für das Device vorliegen.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass landesspezifische Zulassungen keinesfalls nur ein zusätzliches Feature oder Qualitätsmerkmal eines Devices sind. Fehlen bestimmte landesspezifische Zulassungen, so kann die Nutzung des Devices gänzlich untersagt oder automatisch verweigert werden. Typische Zulassungen, die immer wieder beim internationalen Einsatz von Devices eine Rolle spielen sind unter anderem die "GHOST"-Zulassung in Osteuropa und die Carrier-Zulassung in den USA. Aber auch eine fehlende Registrierung kann den Einsatz verhindern – wie zum Beispiel die Erfassung beziehungsweise
offizielle Meldung von Devices, die in der Türkei genutzt werden. In Bezug auf diese Faktoren sind Standard-Devices, soweit sie von vorne herein schon für den internationalen Einsatz konzipiert sind, einem Individual-Device meist überlegen.

Sicherheit und Datenschutz
Nicht zuletzt spielt das Thema Sicherheit eine herausragende Rolle bei der Wahl des IoT-Devices. Übertragen werden fast immer sensible Daten, die Informationen über Kunden, Produkte und Leistungen enthalten. Spätestens seit das neue IT-Sicherheitsgesetz im Juni dieses Jahres in Kraft getreten ist, erlangt das Thema auch bei Kunden verstärkte Aufmerksamkeit. Zu den Branchen, die das IT-Sicherheitsgesetz speziell adressiert, gehören unter anderem Energie, Informations- und Kommunikationstechnik, Gesundheitswesen, Wasser, Ernährung, Transport und Verkehr, sowie Finanz- und Versicherungswesen. Unternehmen dieser Branchen sollten daher besonderes Augenmerk auf die Themen Datenschutz und Datensicherheit legen.

Für Unternehmen, die besonders kritische Infrastrukturen betreiben, wie zum Beispiel Telekommunikationsunternehmen, sieht das IT-Sicherheitsgesetz besonders hohe Anforderungen vor und definiert diese explizit. So müssen Authentizität, Integrität, Vertraulichkeit und Verfügbarkeit bezüglich der datenverarbeitenden Systeme beziehungsweise der verarbeiteten Daten nachweisbar geschützt sein. Deshalb sollte geprüft werden, ob das Device dies durch entsprechende kryptographische Mittel, wie Zertifikate zur Verschlüsselung, ermöglicht.

Standard-Devices unterstützen hierzu meist die Datenübertragung mittels VPN-Tunnel. Man findet bereits vorkonfigurierte Lösungen am Markt, bei denen der Kunde ohne viele technische Vorkenntnisse selbst, beziehungsweise mit Remote-Unterstützung des Anbieters, den VPN-Tunnel für seine Anwendung aufbauen kann. Zu beachten ist jedoch, dass diese Art der Datenverschlüsselung nicht zwingend für alle Anwendungsfälle ausreichend ist. So gibt es Staaten, in denen die Verschlüsselung mittels VPN nicht oder zeitweise nicht möglich ist. Das kann zum Beispiel in China der Fall sein. Dann wiederum ist eher der Einsatz eines Individual-Devices in Verbindung mit einer ebenfalls individuellen PKI (Public-Key-Infrastruktur) sinnvoll.

Unternehmensstrategie im Blick
Ganz gleich, ob 10 oder 10.000 IoT Devices – eine Produktentscheidung sollte immer sorgfältig und im Hinblick auf die weitere Strategie des Unternehmens getroffen werden. Dass das Device die technischen Anforderungen erfüllt, ist dabei eher eine Selbstverständlichkeit. In die Entscheidung einbezogen werden, sollten daher auch Faktoren, wie zum Beispiel der Rollout-Plan. Soweit möglich, sollte das Unternehmen abschätzen, wie viele Devices, in welchem Zeitraum und vor allem in welchen Ländern zum Einsatz kommen werden.

Aus dieser Planung kann sich dann auch eine Strategie für die Wahl des IoT-Device ergeben. So kann es sinnvoll sein, zunächst ein Standard-Device für die erste Phase des IoT-Projektes zu wählen. So können erste Pilotinstallationen schnell umgesetzt werden. Die in dieser Phase gewonnen Erkenntnisse kann man dann in die Entwicklung eines individuellen Devices einbringen und dies in höheren Stückzahlen und perfekt auf die Anforderung abgestimmt in den Feldeinsatz bringen.

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  1. Licht im IoT-Hardware-Dschungel
  2. Tipps zur startegischen Herangehensweise
  3. Kommentar Gerhard Galsterer, Geschäftsführer bei Lucom, einem Unternehmen der Exceet Group
  4. Expertenkommentar Holger Wußmann, Geschäftsführer Exceet Electronics

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