Die 18. Auflage der Perspectives zeigt, was Herweck ausmacht. Der TK-Distributor aus dem Saarland war wieder Anlaufstelle für die wichtigsten Player im Markt. Gleichzeitig demonstrierten die Vorstände, wie sich eine Distribution wandeln und zukunftsfähig aufstellen kann.
Familiär und nahbar – nicht die ersten Begriffe, die bei einem 1.900 Quadratmeter großen Messezelt mit mehr als 1.300 Besuchern in den Sinn kommen. Doch das ist genau das, was Herwecks Hausmesse auch in der inzwischen 18. Auflage noch ausmacht.
Mehr als 100 Aussteller spiegelten zudem die ganze Vielfalt der Branche wider: Von den großen Providern Telekom, Vodafone und Telefónica über Tech-Riesen wie Samsung und Google bis zu Peripherie-Hersteller Cherry und dem Elektrotechnik-Konzern Schneider Electric, der zum ersten Mal auf der Hausmesse vertreten war. Zur „Herweck Perspectives“ kommen die Systemhäuser, Fachhändler und Partner aber nicht nur, um sich über die neuesten Produkte zu informieren und zum Netzwerken. So manche suchen im derzeit rauen Marktumfeld und nach einigen umsatzschwachen Monaten seit Jahresbeginn auch nach Orientierung.
Herweck lag im Geschäftsjahr 2022 mit einem Umsatz von etwa 530 Millionen Euro noch ganz gut im Rennen. Das erste Quartal 2023 sei stärker ausgefallen als im Vorjahr, der März sogar der stärkste Monat in der Firmengeschichte gewesen, berichten die Herweck-Chefs.
Trotzdem müsse sich der Distributor stetig weiterentwickeln, um in einem von Kaufzurückhaltung geprägten Markt bestehen zu können. Nicht nur auf seiner Hausmes-se hat Herweck deshalb neue Elemente eingeführt. So saß Herweck-Vorstand Dieter Philippi erstmals im neuen Customer-Relationship-Büro auf der Messe am Schreibtisch und stand den Besuchern für Fragen, Beschwerden und Anregungen zur Verfügung.
Auch sein Angebot entwickelt der Distributor mit neuen Services wie einer White-Label-Shop-Lösung und dem Kassensystem „Herweck SmartCash“ weiter.
Um seinen Fachhändlern mehr Online-Präsenz zu ermöglichen, hat Herweck eine neue Lösung für „White Label Shops“ implementiert. Damit sollen Fachhändler eigene Online-Shops aufbauen können. Der Distributor stellt ihnen ein individuelles Shop-System mit einer eigenen URL bereit. In den Online-Shops sind Herweck-Artikeldaten, Bildmaterial, Zubehör und Datenblätter hinterlegt. Herweck übernimmt auch die Pflege individueller Elemente wie Logos und Farbgebung sowie Unterseiten wie AGBs oder Impressum. Das System verfügt über verschiedene Zahlungsmethoden. Die Bestellabwicklung sowie der Versand erfolgen aus dem Lager von Herweck.
Im Rahmen von „SmartCash“ bietet Herweck seinen Fachhandelspartnern künftig eine Einsteigerversion des Kassensystems WOBIS (Work Organization Brings in Sales). Die Lösung beinhaltet neben dem Kassensystem und TSE-Absicherung eine Kunden- und Vertragsverwaltung. Über das Kassensystem können Ein- und Auszahlungen getätigt sowie Tagesabschlüsse eingesehen und vorgenommen werden. Die TSE-Absicherung sorgt für eine lückenlose und unveränderbare Aufzeichnung aller Kassenvorgänge. Die Kunden- und Vertragsverwaltung soll alle relevanten Informationen und Daten zu Interessenten und Bestandskunden sowie zum aktuellen Vertragsstatus gesammelt anzeigen. Die Kosten für Herweck SmartCash liegen bei 59 Euro netto bei einer Mindestvertragslaufzeit von 24 Monaten. Das Angebot richtet sich an Fachhandelspartner, die nicht mehr als ein Ladenlokal mit maximal vier Mitarbeitern betreiben.
Außerdem will auch Herweck nachhaltiger werden. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Distributor Maßnahmen gestartet, um offiziell nachhaltig zu arbeiten. Jetzt befindet sich das Unternehmen in der Endphase für eine Zertifizierung. Maßgebend war die Arbeit vom Nachhaltigkeitsbeauftragten Kevin Enders. Dazu zählt die konstante Analyse des Ist- und Soll-Zustands, Daten zu Energieverbrauch und -erzeugung, aber auch Abfallwirtschaft und Verpackungsmaterialien in der Logistik.
Hierbei setzt Herweck beispielsweise gebrauchte Kartons ein, verwendet recycelte Rohstoffe und bietet eine langsamere Versandoption, bei der Ware in einer Sendung gesammelt wird anstatt mehrere einzelne Sendungen zu verschicken. In den nächsten zwei bis drei Jahren ist geplant, die komplette Flotte des Fuhrparks ohne Emissionen zu betreiben. Dafür soll die Solarstromversorgung ausgebaut werden. Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Logistikgebäudes hat bereits im vergangenen Jahr mehr als 100.000 Kilowattstunden Strom erzeugt. Ziel ist es, den Gesamtjahresverbrauch rein durch regenerative Energien zu bewerkstelligen.
Und auch neue Geschäftsfelder sollen zum Nachhaltigkeitsbestreben beitragen. Mit „Device as a Service“ will der Distributor ein Mietgeschäft für Firmen-Smartphones aufbauen. Dadurch sollen Unternehmen Mietgeräte erhalten, die auch gewartet und wieder aufbereitet werden können.
Die Nahbarkeit der Vorstände und das Weiterdenken der Distribution zeichnet Herweck aus. So gibt es hier nicht nur einfaches „Kistenschieben“. Genauso wichtig sei das Distribuieren von Informationen, erklärt Can Güntuncer, Executive Vice President Mobile. Aber vor allem Dienstleistungen seien der Value-Add für Händler und Lieferanten, betont Vorstand Jörg Herweck.
Dass dabei nicht immer jede neue Idee auf Anhieb funktioniert, wissen die Herweck-Vorstände auch. So wurde bei der letzten Hausmesse bereits die eigene Cloud-Telefonie-Lösung „Callamar“ angekündigt. Doch erschienen ist sie noch nicht. Als Grund nannten die Vorstände die unglaublich große Menge an Auflagen der Bundesnetzagentur, die man unterschätzt habe. Die Lösung wird aber weiterentwickelt und sie wird auch kommen. 2023 steht Herweck vor den gleichen Herausforderungen wie alle anderen Distributoren auch: Inflation und Zinsen. Trotzdem geben sich die Herweck-Chefs optimistisch. Der Markt konsolidiere sich, andere Anbieter fielen weg – das eröffne Herweck eben auch neue Chancen, um Marktanteile dazuzugewinnen.